Das russisch-iranische Memorandum zum Tauschgeschäft „Öl gegen Waren“ bleibt weiter in Kraft, wie der russische Energieminister Alexander Nowak gestern, (30.07.15) auf einer Pressekonferenz nach einem Treffen des Russland-OPEC-Energiedialogs mitteilte.

Alexander Walentinowitsch  Nowak: Tauschgeschäftmit Iran bleibt bestehen
Alexander Walentinowitsch Nowak: Tauschgeschäftmit Iran bleibt bestehen

Auch Russland macht sich ganz offensichtlich Hoffnungen, dass die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran den Handelsbeziehungen der beiden Länder einen neuen Impuls verleihen werden. Die Frage der bilateralen Beziehungen zum Iran wurde laut Nowak bei dem Treffen noch nicht behandelt.
Im August 2014 hätten Moskau und Teheran ein Memorandum unterzeichnet, berichtete die russische Agentur Sputnik news, in dem unter anderem der Ausbau der Zusammenarbeit bei der Lieferung von Maschinen, Ausrüstungen, Konsumwaren und Agrarprodukten vorgesehen sei.

Hilfe beim Verkauf von iranischem Öl
Wie Nowak während der Pressekonferenz weiter erläuterte, handele es sich beim vereinbarten Tauschgeschäft um Hilfe beim Verkauf von iranischem Öl.

Im Gegenzug werde der Iran russische Erzeugnisse erhalten sowie diverse Dienstleistungen mit Öl bezahlen.
Im April hatte, laut Sputnik news, Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow gesagt, das Tauschgeschäft „Öl gegen Waren“ habe bereits begonnen. Russland liefere Getreide, einige Arten von Technik und Baustoffen im Tausch gegen iranisches Öl. Nowak präzisierte in der Pressekonferenz, Russland werde kein Öl aus dem Iran importieren, sagte aber die Hilfe russischer Ölhändler für dieses Land beim Ölverkauf zu.
Zu dem geschäft gibt es zahlreiche unterschiedliche Aussagen und Einschätzungen:

So hatte der iranische Ölminister Bijan Namdar Zangeneh  schon vor längerer Zeit erklärt  , dass der Start der Umsetzung des Geschäftes für den 7. Juni geplant sei.
Die Zeitung “Kommersant”* bereichtet inzwischen, unter Berufung auf Informationen aus iranischen Regierungskreisen,  es  sei bislang kein einziger Tropfen Öl aus der Islamischen Republik nach Russland geliefert worden.

Kommersant bestätigte aber auch, dass es dieses Abkommen zischen Iran und Moskau gebe. Im Herbst 2014 hätten Moskau und Teheran eine Absichtsvereinbarung unterzeichnet, in der gemeinsame Projekte im Gesamtwert von 70 Milliarden Dollar festgehalten worden seien.

Iran liefert Öl und erhält Flugzeuge

Im Sinne dieses Geschäfts, das „Öl gegen Waren“ getauft worden sei, sollte der Iran Öl (für den weiteren Reexport in dritte Länder) liefern und im Gegenzug russische Erzeugnisse (Bahnwaggons, zivile Flugzeuge, Bau- und Landwirtschaftstechnik, Anlagen, Getreide) erhalten sowie diverse Dienstleistungen (Stromversorgung der Eisenbahnen, Bau von Wärmekraftwerken usw.) mit Erdöl bezahlen.
Der “Kommersant”-Informant vermutete,berichtete wiederum Sputnik news, dass Russland wegen „übermäßiger Vorsicht“ beim Kauf des iranischen Öls ein kompliziertes Schema konstruiert habe, an dem unter anderem ein geheimer Zwischenhändler beteiligt sei. Dadurch wollte Russland neue Sanktionen seitens der USA vermeiden:

USA befürchteten Auswirkungen auf Atomverhandlungen

Die Amerikaner befürchteten, dass der Iran wegen der Einnahmen aus dem Ölhandel mit Russland keine Kompromisse zu seinem Atomprogramm eingehen würde, und drohten Russland mit neuen Sanktionen bei einem Zustandekommen des Deals.

„Die Idee mit dem geheimen Zwischenhändler erwies sich aber als ineffizient“, bedauerte die Quelle. „Jetzt ist nicht ganz klar, was mit dem zweiten Teil des Deals, nämlich mit den Waren geschehen wird.“

Hassan Rohani, iranischer Staatspräsident: Komplikationen beim Atomdeal befürchtet
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Inzwischen räumten auch Quellen in Moskau ihrerseits ein, berichtete die russische Agentur ,dass bisher keine einzige Öllieferung aus dem Iran erfolgt sei. Dabei vermutet ein Insider aus dem Umfeld der russischen Regierung, dass der Deal mit Teheran keine Zukunft habe – jedenfalls in Sachen Öllieferungen, denn die Iraner können nach der Aufhebung des internationalen Embargos ihr Öl selbst verkaufen. „Dadurch bekommt Teheran Gelder für die Bezahlung unserer Anlagen und anderer Waren.“
Quellen in Teheran gaben, nach Agenturbericht, ebenfalls zu verstehen, dass die iranischen Behörden an den früheren Vereinbarungen mit Russland nicht mehr festhalten würden und bereit seien, sich Angebote von anderen Partnern anzuhören.
Im russischen Energieministerium wurden gestern keine Kommentare zu diesem Thema abgegeben.

Warenumsatz kann auf 10 Mrd Dollar steigen
Bereits Mitte dieses Monats Juli erklärte der Vorsitzende des Russisch-Iranischen Geschäftsrats bei der russischen Industrie- und Handelskammer, Viktor Melnikow, der Nachrichtenagentur Sputnik news der Warenumsatz zwischen Moskau und Teheran könne von den jetzigen 1,5 Milliarden US-Dollar auf 10 Milliarden zum Jahr 2020 steigen.
„Vor allem werden die Probleme behoben, die die Einschränkungen von Bankgeschäften und des Exportes der Hauptwaren Irans – Öl und Erdölprodukte – betreffen. Dementsprechend wird die Zahlungsfähigkeit des Landes grundlegend zunehmen“, äußerte Melnikow.
Laut Melnikow exportiert Russland Getreide und Pflanzenöl, während es Nüsse, Obst und Gemüse aus dem Iran importiert. An den Iran plane Russland zudem Autos und Ausrüstungen sowie Innovationstechnologien und Eisenmetall zu liefern.
*Im Jahr2006 wurde bekannt, dass der Kommersant-Verlag von Alischer Usmanow erworben wurde, Unternehmer in der Metallbranche und Manager einer Tochterfirma des Konzerns Gazprom. Gerüchte, hinter dem Kauf stehe die Regierung, wies Usmanow zurück.

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