Baden-Württemberg: Kongresse zum Klimawandel, Bild BaWü
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Private Haushalte und Industrieverbraucher in Baden Württemberg mussten für Erdgas, Öl, Holz, Fernwärme und Benzin 2014 weniger beziehungsweise etwa so viel bezahlen wie 2013. Auch die Börsenstrompreise haben erneut nachgegeben.

Das hat Leipziger Institut für Energie, IE, in seinem jährlichen Energiepreisbericht für das Land festgestellt. Danach sind die realen, also um die Inflationsrate bereinigten, Energiepreise auf breiter Front gesunken.
Umwelt- und Energieminister Minister Franz Untersteller freute sich über das Ergebnis und erklärte: „Wir werden in naher Zukunft wohl keine größeren Preissprünge nach oben bekommen.“ Er warnte aber auch davor, sich auf diesen Trend nachhaltig zu verlassen: „ Insbesondere die Preise für Rohstoffe wie Erdgas, Öl und Holz könnten in den nächsten Jahren aber auch wieder anziehen.“ 31.08.15  Franz Untersteller
Einige zusammengefasste Ergebnisse des Preisberichts:
Strompreise
Je nach Stromverbrauch werden in Deutschland und der EU sehr unterschiedliche Industriestrompreise bezahlt. Generell liegen die Preise in Deutschland höher als im europäischen Durchschnitt, wobei die Preise ohne staatlichen Bestandteil unter dem europäischen Niveau liegen.
Mit durchschnittlich 29,8 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) lag der Strompreis für Haushalte in Deutschland etwa 37 Prozent über dem durchschnittlichen Strompreis in Ländern der Europäischen Union. Ursache dafür sind vor allem staatlich veranlasste Preisbestandteile wie Stromsteuer, Netzentgelte und EEG-Umlage.
Privathaushalte zahlten im Jahr 2014 real etwa genauso viel für Strom wie 2013, das heißt der Preisanstieg war in etwa so hoch wie die allgemeine Teuerungsrate. Im bundesweiten Vergleich waren die Stromkosten in Baden-Württemberg mit 27,3 ct/kWh – bei einem angenommenen Jahresverbrauch von 4.000 kWh – am niedrigsten (im Vorjahr dritter Platz im Länderranking). Auch bezogen auf die Kaufkraft der Haushalte war der Anteil der Stromkosten in Baden-Württemberg mit 2,24 Prozent bundesweit am niedrigsten.

Privilegierte Großabnehmer
Bei den sogenannten privilegierten Großabnehmern, also der stromintensiven Industrie, die sich von Netzentgelten oder der EEG-Umlage teilweise befreien lassen können, ist allerdings eine erneute Senkung zu beobachten.

Die Leipziger Forscher schätzen den deutschen Strompreis 2014 in dieser Kategorie auf durchschnittlich 5,246 ct/kWh. Damit lag der Preis 40 Prozent unter dem – nicht privilegierten – Durchschnittspreis in der Eurozone (8,7 ct/kWh).
In der weniger stromintensiven Industrie (Verbrauch 2.000 bis 20.000 MWh pro Jahr) mussten 2014 in Deutschland knapp 13,8 ct/kWh bezahlt werden. Das ist etwa 19 Prozent mehr als der Durchschnittspreis der Eurozone (11,6 ct/kWh).
Der Strompreis für den industriellen Mittelstand ist um rund 10 Prozent gestiegen. Im gewerblichen Bereich (Verbrauch weniger als 20 MWh pro Jahr) waren 2014 im Durchschnitt in Deutschland 22,6 ct/kWh und in der Eurozone 20,5 ct/kWh, also rund 10 Prozent weniger, zu bezahlen.

Heizölpreise
Heizölpreise könnten wieder steigen

Heizölkosten

Die Heizölpreise für Haushalte sind von 2013 auf 2014 um rund 8 Prozent weiter zurückgegangen, im Jahresdurchschnitt mussten knapp 77 Euro für 100 Liter leichtes Heizöl bezahlt werden (inklusive MwSt.).

Stand Februar 2015 kostete Heizöl in Baden-Württemberg 64,27 Euro und war damit etwa 6 Prozent teurer als in Hamburg (günstigstes Bundesland) und ein Prozent günstiger als in Mecklenburg-Vorpommern (teuerstes Bundesland).
Erdgaskosten
Mit einem Durchschnittspreis von 6,8 ct/kWh sind die Gaspreise in Deutschland geringfügig niedriger als in der Eurozone (7,3 ct/kWh), mit Ausnahme der Verbrauchsgruppe I3 (Industrie mit Verbrauch zwischen 2,8 bis 28 GWh), bei der die deutschen Preise um rund 10 Prozent höher liegen.

Innerhalb der gesamten EU liegt der durchschnittliche Preis für alle Verbrauchsgruppen bei 6,7 ct/KWh.
Im Bundesländervergleich lag der Gaspreis für Haushaltskunden in Baden-Württemberg auf Platz 13 (6,82 ct/KWh). Wie Haushaltskunden zahlten auch Handel und Gewerbe in Baden-Württemberg 2014 mehr für den Bezug von Erdgas als im Bundesdurchschnitt, nämlich 5,25 ct/KWh.

Prognose

Das Leipziger Institut für Energie prognostiziert für alle Energieträger in den nächsten Jahren bis 2020 einen leichten Anstieg. Bei den Haushaltsstrompreisen nennen die Wissenschaftler des Instituts einen möglichen Bezugspreis von 32,5 ct/KWh im Jahr 2020. Inflationsbereinigt würde das einen sehr geringen Anstieg im Vergleich zum aktuellen Preis bedeuten. Auch beim Gaspreis sagt das IE einen leichten Anstieg von 6,56 ct/KWh auf 6,83 ct/KWh bis 2020 voraus.
Heizöl bleibe zwar relativ günstig, 2020 könnte sich – ohne Berücksichtigung möglicher externer (politischer) Einflussfaktoren – aber mit 65,60 Euro pro 100 Liter wieder ein höheres Preisniveau ergeben als aktuell. Abhängig vom Rohölpreis dürften auch die Kraftstoffpreise wieder anziehen.
Für die Wirtschaft rechnet IE inflationsbereinigt mit einer Stagnation bei den Strompreisen. Energieintensive Unternehmen könnten sogar auf eine leichte Preissenkung hoffen. Nominal werde der Bezugspreis von 5,2 ct/KWh heute auf 5,6 ct/KWh im Jahr 2020 steigen. Eine ähnliche Tendenz sieht das IE auch beim Gaspreis. Ein geringer Anstieg nominal bedeute real bis 2020 sogar eine Preissenkung.