Moskau – Ankara: Russland sitzt am längeren Gashebel

Der Energiesektor spielt in den türkisch-russischen Handelsbeziehungenlaut die Hauptrolle warnt jetzt der US-amerikanische Analyse-Informationsdienst Stratfor (Angaben dazu s. unten). Im Zentrum stehen die hohen Gaslieferungen Moskaus an Ankara.

Vor allem die hohen Gaslieferungen Russlands an die Türkei könnten im Zusammenhang mit dem Abschuss des russischen Jagdbombers und der darauffolgenden stark angespannten Lage zwischen Moskau und Ankara zu strategischen Überlegungen Moskaus führen.
Stratfor hält fest: Russland ist der wichtigste Gaslieferant für die Türkei. Das Land deckt etwa 55 Prozent (ca. 27 Milliarden Kubikmeter) ihres Brennstoffverbrauchs mit Importen aus Russland ab. Für Russland mache diese Position dagegen nur 13 Prozent des gesamten nationalen Gasexports aus.

Gas könnte zum Hauptproblem für die Türkei werden!
Russland pumpt Gas über die Schwarzmeer-Leitung “Blauer Strom” und über die Trans-Balkan-Pipeline durch Ukraine, Moldau und Ungarn mit einer Leistung von jeweils 16 Milliarden Kubikmeter in die Türkei. Das übrige Gasvolumen bekommt die Türkei aus Aserbaidschan per Südkaukasus-Pipeline, aus dem Iran per Tabriz-Ankara-Pipeline, sowie aus Algerien und anderen Länder über eigene Pipelineverbindungen im Marmarameer.
„Es wird zum Hauptproblem für die Türkei werden, wenn sich Russland für eine Aussetzung der Gaslieferungen entscheidet. Die Türkei wird wenig Alternativen haben, um das ‘verlorene’ Gas aus anderen Quellen auszugleichen. Alle nicht russischen Pipelines arbeiten schon mit Hochbetrieb. Wenn Russland kein Gas mehr pumpt, verliert die Türkei 27 Milliarden Kubikmeter Gas und Ankara wird kaum in der Lage sein, auch nur die Hälfte des fehlenden Gases von anderen Lieferanten zu bekommen“, so Stratfor in seiner jüngsten Analyse.

Angaben zum Unternehmen Stratfor:
Stratfor wurde nach Angaben von Wikipedia 1996 von dem Politologen und Sicherheitsexperten George Friedman gegründet und ist ein US-amerikanischer Informationsdienst, der Analysen, Berichte und Zukunftsprojektionen zur Geopolitik, zu Sicherheitsfragen und Konflikten anbietet.

Den Firmensitz legte Friedmann danach bewusst nicht in die US-Hauptstadt Washington, sondern in die zu politischen Querelen distanziertere Universitätsstadt und Wirtschaftsmetropole Austin /Texas. Friedman ist Präsident und CEO des Unternehmens.