13.11.14 RosneftAngesichts des anhaltenden Ölpreistiefs will die russische Regierung weitere Anteile an Rosneft, Baschneft und anderen Energiekonzernen in private Hände verkaufen, um die Staatskasse zu füllen, berichtete gestern, Dienstag, 29.Dezember, die russische Nachrichten-Agentur Sputnik-news.

„Die Regierung bereitet Vorschläge für den Verkauf von Anteilen an großen Unternehmen vor, um den Haushalt aufzufüllen und die Ausgaben aus dem Reservefonds wettzumachen“, sagte Finanzminister Anton Siluanow demnach am Dienstag im Staatsfernsehen. Die Regierung erwartet in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von mindestens 2,8 Prozent.

Gibt das Anlass zur Besorgnis?:

Bereits vor einem Jahr, genau am 5.Dezember, hatte Regierungschef Dmitrij Medwedew den Verkauf von 19,5 Prozent von Rosneft-Aktien angeordnet. Die russische Regierung wolle mit den zusätzlichen Geldmitteln ihre Pflichten im Bereich der Sozialverpflichtungen nachkommen und andere Ausgaben begleichen, hieß es da.

Russischer Finanzminister Anton Siluanow:  Mit Verkauf von Unternehmensanteilen sollen Haushaltsverluste ausgeglichen werden
Russischer Finanzminister Anton Siluanow: Mit dem Verkauf von Unternehmensanteilen sollen Haushaltsverluste ausgeglichen werden

Durch die damalige Aktion sank der staatliche Anteil am Unternehmen von 69,5 auf 50 Prozent plus einer Aktie berichtete seinerzeit die russische Zeitung „Wedomosti“. Finanzminister Anton Siluanow äußerte damals gegenüber der Nachrichten-Agentur „RIA Nowosti“, später wurde daraus Sputnik-news, dass chinesische Investoren bereits Interesse an Rosneft angemeldet hätten.
„Die weitere Privatisierung von Rosneft ist ein erzwungener Schritt, um die Einnahmen des Föderalhaushalts im nächsten Jahr zu erhöhen und die Verluste durch den Verfall des Ölpreises und der Sanktionen zu kompensiert“, war sich Iwan Kapitonow, Dozent am Institut für staatliche Regulierung der Russischen Akademie für Volkswirtschaft und Staatsdienstes sicher.
Im Zuge des Börsengangs 2006 hatte Rosneft bereits 1,4 Milliarden Aktien zu einem Verkaufspreis von 7,55 US-Dollar pro Stück und einer Gesamtsumme von 10,7 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 8,7 Milliarden Euro) verkauft. Doch seit Anfang 2014 ist der Börsenpreis von Rosneft um 38 Prozent gefallen. Der Wert der Gesellschaft belief sich zu dem Zeitpunkt auf nur noch 50 Milliarden US-Dollar, meldete die Agentur Bloomberg. Westliche Sanktionen und der Ölpreisverfall haben sich negativ auf die Entwicklung des Rosneft-Preises ausgewirkt. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Verbindlichkeiten von Rosneft auf 48,7 Milliarden US-Dollar belaufen. Wenn es um das Verhältnis der Schulden zum Ertrag geht, lässt Rosneft höchstens der brasilianischen Petrobras den Vortritt. Dabei hatte der Präsident von Rosneft im Oktober 2014 noch verkündet, dass 19,5 Prozent der Gesellschaft zu einem Preis von nicht weniger als 8,12 US-Dollar pro Aktie privatisiert werden sollen.

Rosneft-Aktie im freien Fall?

Der russische Regierungschef Medwedew : Er hatte bereits vor einem Jahr weitere Privatisierungen von Rosneft angeordnet;Bild A. Astavjiev
Der russische Regierungschef Medwedew : Er hatte bereits vor einem Jahr weitere Privatisierungen von Rosneft angeordnet;Bild A. Astavjiev

Dieser Aussage entgegnet Ilja Balakirew, Hauptanalytiker von UFS IC. Für ihn ist eine Rosneft-Aktie, beeinflusst von Verfall des Rubels, nur noch 4,50 US-Dollar wert. „Rosneft scheint gerade nicht besonders attraktiv, wenn man die hohe Schuldenlast und die Notwendigkeit des Ausgleichs von 30 Milliarden US-Dollar an Außenschulden bedenkt“, sagt Balakirew.
Vor einigen Monaten hatte Rosneft bereits die russische Regierung um Hilfe gebeten. Die Gesellschaft stellte einen Antrag auf den Erhalt von etwa 51,4 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 41,5 Milliarden Euro) aus dem Nationalen Wohlstandsfonds. Doch die Regierung lehnte den Antrag ab, weil er nicht den Investitionsregeln des Fonds entspreche.