Experte für Atomsicherheit: Professor Wolfgang Renneberg
Experte für Atomsicherheit: Professor Wolfgang Renneberg

Dass ein Reaktor mit 8.000 Rissen betrieben wird, ist „einmalig in der Welt“, stellte gestern Professor Wolfgang Renneberg(* s. unten), Experte für Atomsicherheit, beim Gespräch das die Städteregion Aachen in Brüssel mit dem belgischen Innenminister Jambon geführt fest. Die Vertreter der StädtRegion, deren Berater Renneberg in der Sache ist, hatten das Gespräch dazu genutzt dem Minister die Sorgen und Ängste der Bevölkerung aus der DreiländerRegion über einen möglichen atomaren Unfall im Pannen- Tihange in voller Breite vorzutragen. (Wir haben berichtet: Pannen-Reaktor Tihange: Deutsche tragen in Brüssel erneut ihre Befürchtungen vor)

Mit Professor Renneberg hatte die StädteRegion bei dem Gespräch

StädteRegionsrat Helmut Etschenberg und Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Oliver Paasch
StädteRegionsrat Helmut Etschenberg und Oliver Paasch, Ministerpräsident der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Sie führten das Gespräch mit dem belgischen Innenminister Jan Jambon

einen ausgewiesenen unabhängigen Experten an ihrer Seite. Der wies besonders darauf hin, dass eine vernünftige Kommunikation unerlässlich sei. Die Menschen bräuchten Antworten auf die Frage, ob von den Rissen im Druckbehälter eine erhöhte Gefahr ausgehe.

Einmalig in der Welt

Hier gelte es zu schauen, welche Sicherheitsreserven im laufenden Betrieb noch bleiben. Der Professor unterließ es nicht darauf hinzuweisen, dass ein Reaktor mit 8.000 Rissen betrieben werde, sei „einmalig in der Welt“.

Innenminister Jambon hatte laut Pressemitteilung der StädteRegion das Angebot einer unabhängigen Expertenkommission nochmals präzisiert. Diese soll künftig zur gegenseitigen Kontrolle eingesetzt werden und Zugang zu Tihange erhalten.

„Unabhängige internationale Experten zu benennen mag ein erster Schritt sein. Dennoch werden wir auch alle rechtlichen Möglichkeiten weiter beschreiten“, beharrte Etschenberg  am Ende des Gesprächs.

Wie  geht es weiter mit der Klage?
Bisher hat die StädteRegion eine Klage vor dem obersten belgischen „Verwaltungsgericht“, dem Staatsrat, gegen das Wiederanfahren des durch 8000 Risse Risse in die Schlagzeilen geratenen belgischen Atommeilers Tihange 2 eingereicht.

Dies hatte die Kanzlei des obersten belgischen „Verwaltungsgerichts“ am Freitag, 05.02. bereits um 16.38 Uhr bestätigt. Klagen wird die StädteRegion aber zudem vor einem ordentlichen Gericht in Brüssel. Inzwischen hatte der StädteRegionsrat Helmut Etschenberg im Interview mit Umwelt-und Energie-Report erklärt er vermisse eine deutlichere Unterstützung der Klage-Aktivitäten durch die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und auch durch das Land NRW. (Klage gegen Atom-Reaktor Tihange- Wo bleibt die Unterstützung aus Berlin?).

Schließen sich Bundesregierung und Land NWR an?

NRW-Umweltstaatssekretär Knitsch nahm ebenfalls an dem Gespräch teil
NRW-Umweltstaatssekretär Peter Knitsch nahm ebenfalls an dem Gespräch teil

Inzwischen sickerte durch, dass Berlin und auch Düsseldorf erwägen, sich den Klageaktivitäten der Städteregion anzuschließen. Mit dem Land soll es vor einer Woche dazu bereits Gespräche gegeben haben. An dem Gespräch in Brüssel nahm auch NRW-Umweltstaats-sekretär Peter Knitsch teil.

Vermutlich wollen aber Berlin wie Düsseldorf abwarten wie das erste Ergebnis beim belgischen Staatsrat aussieht. Nimmt er die Klage an oder weist er sie ab. Sechzig Tage hat der Staatsrat jetzt Gelegenheit dazu Stellung zu beziehen. Weist er die Klage ab, hat die Städteregion noch mal die Gelegenheit darauf juristisch zu antworten. Innerhalb von sechzig Tagen muss dann der Staatsrat erneut darauf antworten.
Würde der Staatsrat die Klage grundsätzlich annehmen, steigt auch, nach unseren Informationen, die Wahrscheinlichkeit, dass sich zumindest das Land NRW der Klage anschließt .

* Professor Wolfgang Renneberg ist ausgewiesener

Experte für Atomsicherheit: Professor Wolfgang Renneberg
Experte für Atomsicherheit: Professor Wolfgang Renneberg

Atomsicherheitsexperte und in vielen Verfahren im Zusammenhang mit deutschen, problematischen Atomkraftwerken wie Grafenrheinfeld befragt und eingebunden.

Er ist deutscher Hochschullehrer, Physiker , Volljurist und Professor am Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien. Zudem leitet er zudem das von ihm gegründete Büro für Atomsicherheit. Von 1998 bis 2009 war Renneberg Leiter der Abteilung Reaktorsicherheit, Strahlenschutz und Entsorgung des Bundesumweltministeriums. Zuvor war er Sprecher des Hamburger Amtes für Umweltschutz. Renneberg gilt als einer der angesehensten Experten für Reaktorsicherheit.

„Wann ist ein Atomkraftwerk sicher?
Auf der website seines Büros für Atomsicherheit schreibt Renneberg: „Wann ist ein Atomkraftwerk sicher? Weder Ingenieure noch Juristen sind in der Lage, eine eindeutige Grenze zu definieren, ab der ein Atomkraftwerk sicher ist.

Vielmehr muss die Gesellschaft eine Entscheidung treffen, welche Risiken sie tolerieren will. Deshalb ist es notwendig, dass Risikofragen und Sicherheitsmaßnahmen nicht nur in Expertenkreisen, sondern öffentlich in der Bevölkerung und in der Politik erörtert werden.“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Pannen-Reaktor Tihange: Deutsche tragen in Brüssel erneut ihre Befürchtungen vor