Die Europäische Union versucht, das Projekt Nord Stream 2 zu verhindern oder seine Realisierung zu erschweren. Doch am Ende sollten die Vernunft und die Rationalität siegen, sagte der ehemalige Vorsitzende der Geschäftsführung der dena sowie Geschäftsführer der EnergyEfficiencyInvest-Eurasia GmbH, Stephan Kohler, im Interview mit der von Moskau gesteuerten  Nachrichten-Agentur Sputnik über das die Agentur am Samstag, 06. Januar, berichtete.

Ex-dena-Chef Stefan Kohler: Optimistische Sicht bezüglich der Gas-Kooperation mit Moskau

Im Jahr 2017 waren die politischen Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union demnach nicht so gut wie die in der Wirtschaft. Doch auch im Energiebereich gebe es Widerstand gegen das Projekt Nord Stream 2: In der EU-Kommission sowie in den osteuropäischen Anrainer-Staaten. Dass das Bergamt Stralsund eine Teilgenehmigung für den Bau der Trasse im Ostseebereich des deutschen Festlandsockels erteilt habe  – das sei dagegen ein kleiner Schritt voran, äußerte Kohler im Interview.

Es drohe zwar  immer noch die Gefahr, dass dem Projekt Steine in den Weg gelegt werden, „ aber am Ende sollen die Vernunft und Rationalität siegen, und wir können das Projekt realisieren“, forderte Kohler.  Die Explosion am wichtigsten Gas-Verteilkreuz in Österreich und der darauf folgende Energie-Notstand in Italien mit Folgen für Südeuropa hätten gezeigt, wie wichtig es sei, verschiedene Pipelinerouten zu haben, um die Versorgung Europas mit Erdgas sicherzustellen. „Das ist ein zusätzliches Argument für Nord Stream 2“, konstatierte der EX-dena-Mann.

Kohler zufolge könne  Ausstieg aus der Kohle  nur dann gelingen, wenn man zusätzliches Erdgas auch im Kraftwerksbereich einsetzen würde. Die EnergyEfficiencyInvest-Eurasia GmbH sei in Russland sehr aktiv, so der Geschäftsführer des deutsch-russischen Unternehmens. Aber auch andere deutsche Firmen in Russland zeigten gute Ergebnisse und den Wunsch, auf dem russischen Markt zu bleiben. Es gehe nicht nur unbedingt um große, sondern auch um mittelständische Unternehmen, wie WILO oder Viessmann, die in Russland Werke gebaut hätten, um der Nachfrage nach hocheffizienten Anlagen gerecht werden zu können.

Russland und auf der  anderen Seite Deutschland bzw. die Europäische Union bräuchten einen neuen Anfang und eine Verbesserung ihrer Beziehungen, betonte Stephan Kohler im Sputnik-Gespräch. In Deutschland gebe es immer mehr Berichte, dass die Sanktionen gegen Russland mehr Deutschland und Europa als Russland schaden würden.

„Es gewinnt immer mehr ein Standpunkt die Oberhand“, so Kohler wörtlich,  „dass wir von den USA in einen Konflikt mit Russland hineingezogen worden seien und wir eine eigenständigere Politik von Europa ausmachen müssten und uns nicht so stark an die Politik der USA anlehnen sollten. Wir haben einen Erfahrungszuwachs, der mich positiv in die Zukunft blicken lässt, dass unser Verhältnis wieder verbessert wird“, erklärte Kohler Sputnik zufolge.