Den sandigen Tieflandbach kürt das Umweltbundesamt (UBA) zum Gewässertyp des Jahres 2018. Anlass dazu ist der heutige Weltwassertag, Donnerstag 22.März. Bäche dieses Typs sind laut UBA häufig begradigt, verlegt und vertieft, um ihre Auen zu entwässern und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. So kommt es, dass nur noch 30 Prozent der sandigen Tieflandbäche als „natürlich“ gelten und sogar nur drei Prozent in einem naturnahen, guten ökologischen Zustand sind.

Der sandige Tieflandbach ...
Der sandige Tieflandbach …

Demgegenüber sind sie  wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Arten. Typische Bewohner sind unter anderen der Gründling, ein kleiner, früher geschätzter Speisefisch und auch der Biber.

Die Schilderung klingt ja fast wie aus einer anderen, viel früheren  Welt,

…wenn man weiter liest: Zwischen Brunnenkresse und Schwarzerlenwurzeln ist die Bachmuschel zu finden. Früher weit verbreitet, steht sie heute auf der „Roten Liste“ der bedrohten Arten. Wie viele wissen denn etwas über die Brunnenkresse und die Bachmuschel?

Eben, das ist ja die zentrale Frage. Denn: Der Gewässertyp des Jahres 2018 ist ein Beispiel für Gewässer, die auch weitgehend noch keinen guten ökologischen Zustand aufweisen und besser geschützt werden müssen. Dies zeigen die aktuelle n Studien des Umweltbundesamtes „Gewässer in Deutschland – Zustand und Bewertung“ und „Wasserwirtschaft in Deutschland“.

Da sandige Tieflandbäche in sehr intensiv genutzten Regionen vorkommen, gehören sie heute zu den naturfernsten Gewässertypen in Deutschland. Ökologisch intakte Abschnitte finden sich nur noch selten. Wo sich früher der Bach schlängelte, fährt heute der Landwirt über das bestellte Feld. Die Aue st gewichen und der Bach kaum zu sehen. Er dient als Entwässerungsgraben und wurde zu diesem Zweck in der Landschaft versenkt und begradigt. Gründling, Biber, Bachmuschel und Co. suchen Naturfreunde hier vergebens. Zur Regulierung des Grundwasserstands dienen Wehre, die

... bedroht von der Landwirtschaft
… bedroht von der Landwirtschaft

Lebensgemeinschaften voneinander trennen und das Wasser aufstauen. Wenn Felder zu dicht am Ufer bewirtschaftet werden und der Bach von Bäumen und Sträuchern ungeschützt ist, gelangt bei Regen sehr leicht Feinsand hinein. Er treibt über die Bachsohle und überdeckt Kiesbänke, so dass Lebensräume und Laichplätze verloren gehen. Auch Nährstoffe und Pestizide können in das Gewässer eingetragen werden. Regelmäßig werden Ufer und Böschungen gemäht, Wasserpflanzen und Totholz entfernt. Ursprünglich vielfältige Lebensräume sind heute meist eintönig.

Das Pflanzen von Bäumen und Sträuchern kann diesen Zustand verbessern.

Oft reicht es, der Natur ihren Lauf zu lassen. Äste und Stämme können im Bach verbleiben. Vor allem brauchen die Bäche beidseitig genügend Platz, um sich bei Hochwasser naturnah auszudehnen. Solche Gewässerentwicklungsflächen können auch gegen Schadstoffe von Äckern, Wegen und Straßen schützen. Dem steht eine zu intensive Landnutzung entgegen. Das UBA empfiehlt deshalb,

… Gewässerentwicklungsflächen dort verbindlich auszuweisen, wo Nutzungen nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die öffentliche Hand sollte ein Vorkaufsrecht für diese Flächen haben, um dauerhafte Räume für Hochwasserschutz, Erholung, Gewässerentwicklung und Gewässerschutz zu schaffen.