Das bilaterale Telefon-Gespräch zwischen Kreml-Chef Wladimir Putin und Kanzlerin Angela Merkel am Dienstag, 17. April, bei dem  im Zusammenhang mit dem Syrien- Konflikt auch unmittelbar die Umsetzung des Gaspipeline Projekts Nord Stream 2 stand, wie der Kreml hinterher bekannt gab, gewinnt durch die gegenwärtige große, bundesweite  Umstellung Deutschlands  von L- auf H-Gas noch eine ganz besondere Bedeutung.  

Wladimir Putin und Angela Merkel :Über vierzig Jahre liefert Russland Gas ...aber nun ...Wie geht es weiter?
Wladimir Putin und Angela Merkel : Über vierzig Jahre liefert Russland Gas …aber nun …Wie geht es weiter?

Russland liefert H-Gas. Mit dem neuen Gaspipeline-Projekt soll  künftig  noch mehr Gas aus Russland direkt nach Deutschland geliefert werden. Bisher stammen fast 40 Prozent des deutschen Gasverbrauchs aus Russland. Und im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt, aber auch mit dem der Ukraine erhält der geplante Pipelinebau Nord-Stream 2 plötzlich einen politischen Hintergrund. Der wurde bisher von Merkel geleugnet.

Ist damit die bundesweite Umstellung unseres Erdgasnetzes von L- auf H-Gas ein folgenschwerer Schuss ins Blaue?

Russland liefert vornehmlich, neben Norwegen, H-Gas. Und: Derzeit läuft in Deutschland  eines der größten Infrastrukturprojekte für die Erdgasversorgung, wird von den Branchenverbänden der Erdgaswirtschaft stolz berichtet.  Bis ca. 2030 wird ein Großteil des Erdgasnetzes in Deutschland, nämlich in den Bundesländern Bremen, Niedersachsen, im bevölkerungsreichsten Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Hessen schrittweise von L-Gas auf H-Gas umgestellt , Marktraumumstellung heißt der Fachbegriff für die Aktion in der Branche. Betroffen sind letztendlich davon mehr als vier Millionen Haushalte und Unternehmen. Zum Teil kommen Umstellungskosten für neue Technik auf die betroffenen Haushalte und Unternehmen zu. Es müssen alle Erdgasgeräte wie Heizkessel oder Herde umgerüstet werden. Wenn dann alle Gasgeräte umgestellt sind, kann nur noch mit H-Gas und nicht mehr – wie bisher – mit L-Gas gefeuert werden.

Und noch mal: H-Gas wird bisher von Norwegen und vornehmlich von Russland geliefert. Fast  vierzig Prozent des deutschen Gasverbrauchs stammt bisher aus Russland. Wird Deutschland weiter auf H-Gas umgestellt benötigen wir folglich weiteres H-Gas. Aus Russland?

Verführerisch? H- Gas ... vom russischen Gasgiganten Gazprom ... .,
Verführerisch? H- Gas … vom russischen Gasgiganten Gazprom … ., Bild Sputnik

Wir haben die bekannten Gasverbände wie BDEW und die sonstigen  Gas-Institutionen, die sich auskennen müssten, befragt wer denn sonst noch auf der Welt H-Gas liefert. Zur Antwort erhielten wir in der Regel den Hinweis: Es gebe doch weltweit genug LNG und das könne entsprechend aufbereitet werden. Ja, wenn aber LNG vor der Verflüssigung L- Gas war, dann wird es später auch nicht zu H-Gas, wenn es ins deutsche Erdgasnetz eingespeist wird. Hinzu kommt noch, dass LNG-Gas in der Regel teurerer ist. Es muss verflüssigt werden und wieder in Gasform gebracht werden. Und: Dabei muss es noch dem jeweiligen Bedarf angepasst werden.

Zunächst aber folgt aus dieser Erkenntnis: Wenn Deutschland in einem solchen Umfang auf H-Gas angewiesen ist, dann ist es nur richtig: Die Pipelines zwischen Moskau und Berlin als dauerhafte Verbindung zu betrachten und sich entsprechend zu verhalten. Das gilt natürlich auch aus Sicht Moskaus. Denn, wenn es sein Gas in Europa, in Deutschland nicht mehr unterbringen kann, wenn die Verbindungen brüchig werden, dann gerät auch der Boden auf dem Kreml- Chef Wladimir Putin momentan noch gut steht, aus massiven wirtschaftlichen Gründen ins Rutschen.