Die diplomatischen und militärischen Initiativen Russlands in der kaspischen Region und im Nahen Osten sind auf die Erlangung einer umfassenden Kontrolle über den Öl- und Gasexport aus den GUS-Ländern, Syrien und dem Irak gerichtet. Das berichtete die russische Zeitung  „Nesawissimaja Gaseta“, ein Blatt, das sich, wie der Name sagt, einen gewissen unabhängigen Blick bewahrt hat, am Mittwoch 04. April.

Wladimir Putin und Rouhani legen die Interessen fest, Iran … bild Alexej Druschinin

Der Ankara-Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte neben der Erörterung von rein wirtschaftlichen und syrischen Fragen also auch geopolitische Ziele. die weit über den Rahmen der Probleme des Nahen Ostens hinausgehen. Wie der Präsidentenberater Juri Uschakow berichtete, soll neben den dreiseitigen Verhandlungen mit den Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan und Hassan Rouhani auch ein Bei einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Putin und dem iranischen Staatschef Hassan Rouhani haben  die beiden Präsidenten unter anderem die Vorbereitung des Kaspi-Gipfels besprochen.

Für Moskau und Teheran ist das Kaspi-Thema von sehr großer Bedeutung, berichtete die russische Zeitung,  weil europäische Länder zukünftig gerade von dort Kohlenwasserstoffe importieren wollen, wobei die Energiemärkte Russlands und des Iran umgangen werden sollen. Das russische

Irans Präsident Rohani und Kreml-Chef Wladimir Putin: Kontrolle über Öl- und Gasexport ...
Irans Präsident Rohani und Kreml-Chef Wladimir Putin: Kontrolle über Öl- und Gasexporte …

Außenministerium hatte zuvor erklärt, dass bei dem 5. Kaspi-Gipfel ein Übereinkommen über den Rechtsstatus des Kaspischen Meeres unterzeichnet werden soll. Die Details des Dokuments wurden offiziell nicht bekannt gegeben.

Besonderer Bedeutung wird dabei die Regelung der Verlegung von Öl- und Gaspipelines auf dem Kaspischen Meeresboden beigemessen. Bekannt ist, dass Russland offen gegen den Bau solcher Pipelines eingestellt war. Eine ähnliche Position hatte auch der Iran, der mit Aserbaidschan und Turkmenistan Kontroversen bezüglich der Zugehörigkeit mehrerer Öl- und Gasvorkommen hat. De facto ist der Status des Kaspischen Meeres wegen dieser Auseinandersetzungen bis heute ungeklärt.

Nun verbindet sie auch die Gaspipeline Turkish-Stream Erdogan und Putin : Geht's nun so freundlich weiter ...?
Nun verbindet sie auch die Gaspipeline Turkish-Stream Erdogan und Putin : Geht’s nun so freundlich weiter …?

Für Teheran ist diese Situation sehr vorteilhaft, weil es formell das Recht hat, das Einfrieren dieser Vorkommen zu fordern. Auch für Russland bringt die Situation Vorteile mit sich, weil es ein Veto gegen den Bau der nach Europa ausgerichteten Pipelines über den Meeresboden einlegen darf. Im Ergebnis dieser Regelungen werden die kasachischen Öl- und Gasvorkommen Tengis und Kaschgan derzeit in russische Pipelines gepumpt, die  dann in den Westen fließen. Das restliche Öl aus Kasachstan wird mit Frachtkähnen über das Kaspische Meer nach Baku geliefert, wo es über die Pipeline Baku-Tiflis-Ceyhan via Georgien zum türkischen Hafen Ceyhan gebracht wird.

Dies ist die einzige Ölpipeline, die die GUS-Länder unter Umgehung Russlands mit der Außenwelt verbindet, und sie ist eine relativ kleine Pipeline. Parallel gibt es noch die südliche Gaspipeline Baku-Tiflis-Erzurum, die an die von der EU geplante transanatolische Pipeline angeschlossen werden soll. Doch sie funktioniert de facto nicht. Aserbaidschan versorgt sich selbst nur mit Mühe mit eigenem Gas. Gas aus Kasachstan und Turkmenien könnte der Pipeline Baku-Tiflis-Erzurum nur durch die am Boden des Kaspischen Meeres geplante Pipeline zugeführt werden. Diese gibt es bislang nicht und wird es wohl nach dem Willen Moskaus und Teherans auch in der nächsten Zukunft nicht geben.

Es entsteht der Eindruck, bilanziert das russische Blatt, dass Russland am syrischen Konflikt nicht nur beteiligt ist, um die Interessen von Damaskus wahrzunehmen, sondern auch, um die eigenen Energieprojekte voranzutreiben.