Das russische Ölunternehmen Rosneft, der engste Putin-Vertraute Igor Setschin ist dort der Chef,  hat einen Zweijahresvertrag mit der französischen Firma Total abgeschlossen, laut dem der russische Ölriese von 4,8 bis 10,8 Millionen Tonnen Öl über die Druschba-Pipeline nach Deutschland liefern wird. Aufsichtsratschef von Rosneft ist seit Jahresanfang Exkanzler Gerhard Schröder.

Rosneft- Aufsichtsratschef Gerhard Schröder, rechts neben ihm Igor Setschin…; bild rosneft

Igor Juschkow, Direktor der Stiftung für nationale Energiesicherheit, in Russland,  spricht von einem Meilenstein in der Entwicklung der russischen Energiebranche, berichtete die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik-news am Montag, 14. Mai.

Allein auf Öllieferungen ist das Abkommen aber nicht beschränkt. Es ist mit den Erklärungen der Rosneft- Führung darüber verbunden, dass sie einen Zweig der Pipeline Druschba (dt.: Freundschaft) verlängern will, die von der Sowjetunion für Öllieferungen an europäische Länder gebaut worden war. Rückt auf diese Weise der zweite Mann im russischen Staat, so wird Setschin auch immer wieder gewertet, näher an Europa, an Deutschland, ja sogar an Bayern, mit seinem neuen Ministerpräsidenten Markus Söder,  heran? Anfang des Jahres  wurde bekannt Rosneft erwäge eine Verlängerung der Erdölleitung „Druschba“ (dt.: „Freundschaft“) von der östlichen Grenze Deutschlands bis hin zu seiner Raffinerie in Bayern. Dies teilte am Montag, 22. Januar,  auf einer Pressekonferenz in Schwedt der Geschäftsführer von Rosneft Deutschland, Brian Chesterman, mit.

Druschba besteht aus zwei Teilen: Der nördliche Teil verläuft durch Weißrussland und Polen bis nach Westdeutschland, der südliche Teil geht via Westukraine an Ost- und Mitteleuropa. In diesem Fall geht es gerade um die nördliche Richtung dieser Pipeline.

In Erwartung was da auf ihn zukommt, Ministerpräsident Markus Söder, vorn, bild Bundesb. Foto jörg koch
In Erwartung was da auf ihn zukommt, Ministerpräsident Markus Söder, vorn, bild Bundesb. Foto jörg koch

Dabei stellt sich die Frage, heißt es in einem Bericht von Sputnik dazu, ob dieses Projekt praktische Aussichten hat angesichts der Tatsache, dass Polen heute neben der Ukraine und den baltischen Ländern der aktivste Kritiker zum Beispiel des geplanten Baues der Gaspipeline Nord Stream 2 ist. Die soll durch die Ostsee direkt nach Deutschland geführt werden. Mit dem Bau wurde bereits begonnen.

Zudem dürfe das US-Gesetz CAATSA nicht vergessen werden, das dieses Projekt mit Sanktionen belegen kann, heißt es im Sputnik-Bericht.

Igor Juschkow  kam dagegen  in einem Gespräch mit dem Portal „rueconomics“ zu dem überraschenden Schluss, dass dieses Projekt tatsächlich sehr gute Aussichten habe, weil die Ölbranche viel weniger politisiert sei als die Gasbranche.

„Die Ölbranche ist viel weniger politisiert als die Gasbranche, das ist objektiv. In der Gasbranche werden regelmäßig Verträge unterzeichnet, die zwar theoretisch an den Spotmarkt, also an Standard-Preise angekoppelt werden können, doch oft werden da Bedingungen individuell festgeschrieben“, so Juschkow.

Ihm zufolge hat Öl im Unterschied zu Gas einen globalen Markt,  in dessen Rahmen die Preise bestimmt und Deals zwischen Lieferanten und Endverbrauchern abgeschlossen werden.

„Angesichts dessen ist der politische Faktor in dieser Frage viel weniger bedeutend als der wirtschaftliche Faktor, was dazu führt, dass es hier deutlich weniger Schwierigkeiten als bei dem modernen Gas-Thema gibt“, ergänzte der Experte.

Laut Juschkow  wissen viele einfach nicht, dass der Anteil des russischen Öls auf dem europäischen Energiemarkt deutlich höher als der russische Gasanteil ist. Dabei stoße das nicht auf solch erbitterte Kritik wie die Tatsache, dass wir es heute mit der Verstärkung der Positionen Gazproms im Energiegleichgewicht der EU zu tun haben.