Europäische Unternehmen werden das 50 Prozent teurere Fracking-Gas aus den USA mit Sicherheit nicht kaufen wollen. Die Bereitschaft der Europäischen Union, massiv amerikanisches Fracking-Gas zu kaufen und auf eigene Kosten Häfen für seine Aufnahme zu bauen, könnte ein Mittel sein, die Spannungen zwischen der EU und den USA zu dämpfen. Aber, ob die Wirtschaft da mitmacht bezweifelt Christian Wipperfürth, Energieexperte der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik (DGAP).

Das kann doch wohl nicht wahr sein ...; Dr. Christian Wippetrfürth
Das kann doch wohl nicht wahr sein …; Dr. Christian Wippetrfürth

Deshalb seien die amerikanischen Flüssiggaslieferungen  keine Konkurrenz für das russische Pipelinegas. Die USA hätten Deutschland und andere EU-Länder nur unter Druck setzen wollen, um eigene Ziele zu erreichen erklärte Wipperfürth im Gespräch mit der von Moskau gesteuerten Nachrichten-Agentur Sputnik-news am vergangenen Freitag, 10. August..

„Jeder weiß, die USA sind nicht in der Lage, Russland bei den Gaslieferungen zu ersetzen. Das ist ein Faktum. Aber es wird der Eindruck erweckt, um Deutschland unter Druck zu setzen, damit Deutschland in eine defensive Position gerät und den USA in den anderen Fragen entgegenkommt“, interpretierte der DGAP-Energie-Experte die jüngsten Forderungen von US-Präsident Trump an Deutschland.

Die USA wollen LNG an Europa verkaufen, gleichzeitig kaufen sie aber auch Flüssiggas in  Russland. ( Wir berichteten ausführlich, s. unten) Das sei eine bemerkenswerte Geschichte, ein undurchsichtiger Prozess,  so Wipperfürth. Immerhin sei das amerikanische Flüssiggas zwischen 50 und 60 Prozent teurer als das russische Pipelinegas.

Nur mal angenommen  die USA wären in der Lage, Russland (rein mengenmäßig, d. Red.) zu ersetzen, theoretisierte Wipperfürth, dann müssten Deutschland und andere mittel- und westeuropäische Länder mehrere Dutzend Milliarden Euro im Jahr mehr zahlen für das Gas. „Das werden sie nicht tun. Man kann die europäischen Energieunternehmen nicht zwingen, das 50 Prozent teurere Gas zu kaufen“, konstatierte Wipperfürth ganz richtig.

Der Experte erinnerte in dem Interview auch daran, dass es die US- Gasexporte seit 2015 gibt. 2016 haben die USA 500 Millionen Kubikmeter nach Europa geliefert, im vergangenen Jahr waren es drei

Deutschland, ganz Europa..unter Druck setzen ....; US-Präsident Donald Trump
Deutschland, ganz Europa…unter Druck setzen ….; US-Präsident Donald Trump

Milliarden Kubikmeter, also eine große Steigerung um das Sechsfache. Aber das ist nur etwa ein Prozent des Bedarfs. Gazprom (russischer Gaskonzern – Anm. d. Red.) hat 192 Milliarden Kubikmeter geliefert. Da gibt es einen sehr großen Abstand.

Warum dann das ganze Gerede, warum die vielen Presseartikel, obwohl klar sei, dass die USA auf keinen Fall in der Lage sein werden, russisches Gas zu ersetzen? Die Antwort: „Bestimmte Unternehmen, bestimmte Länder, auch Deutschland hätten unter Druck gesetzt werden sollen, damit sie an anderer Stelle Zugeständnisse machen, nicht zuletzt  bei dem ‘Zwei-Prozent-Ziel‘“ in Sachen Aufrüstung.  (US-Präsident Trump macht Druck auf die Nato-Partner, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben – Anm. d. Red.).

Die Erklärung des US-Präsidenten, mit Russland um den europäischen Markt zu konkurrieren, bezeichnet Wipperfürth als ‘starke Worte, die keine Substanz haben‘.“ „Auch wenn der amerikanische Export steigt, werden amerikanische Lieferungen die russischen nicht ersetzen können. Sie werden vielleicht Lieferungen aus dem arabischen Raum teilweise verdrängen.“

Der Widerstand  einiger europäischer Länder gegen den Bau der geplanten Gaspipeline Nord-Stream 2 von Russland direkt nach Deutschland  sei zwecklos, meint der DGAP-Experte zur russischen Energiepolitik.

„Sie (die Opponenten) werden verlieren, weil sie keine Argumente haben. Für Nord Stream 2 gibt es keine Alternative. Eine Alternative wäre eine Modernisierung der Pipeline durch die Ukraine. Aber das würde zehn Milliarden Dollar kosten – etwa ebenso teuer werden, wie die neuen Stränge der Ostseepipeline, die jetzt gelegt werden. Und weder ein Staat noch irgendein Energieunternehmen, kein westliches und kein anderes, sind dazu bereit.“

Flüssigerdgas aus USA?: Aber die Preise müssen stimmen … und lesen Sie dazu auch: Moskau schifft Flüssiggas in die USA… Und die EU kauft Flüssiggas in USA