Neue Perspektive für den Weichensteller der Energiewende?

Nach der Bundestagswahl sieht die Zukunft für den vormaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen nunwieder ein wenig rosiger aus.  Seit seinem jähen Absturz aus politischen Höhen am 12. Mai 2012, an dem Tag wurde er von Kanzlerin Merkel quasi aus dem Amt gekegelt,  wusste er nicht wohin sein künftiger, politischer Weg ihn führen würde. Dann verteidigte er in der Bundestagswahl souverän sein Direktmandat. Er war schon mal wieder im Bundestag. Er hatte damit die erste Sprosse weiterer möglicher Karrieresprünge erreicht. Anfang Januar wurde er zum Leiter des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages gewählt. Jetzt so heißt es nahm er an der 62. Bilderberg-Konferenz in Kopenhagen teil. Den Teilnehmern wird vorgeworfen eine neue Weltordnung anzustreben.

Röttgen wird auf der Teilnehmerliste als höchster Repräsentant der deutschen Politik geführt. Über den Inhalt der Gespräche, die während der Konferenzen geführt wurden, dringt in der Regel nichts nach draußen. So auch dieses Mal nicht. Bei Verschwörungstheoretikern nährte das den Gedanken, dass die “Bilderberger” eine Art “Weltherrschaft” und eine neue Weltordnung anstrebten. Vor vier Jahren räumte der frühere NATO-Generalsekretär und Bilderberg-Mitglied Willy Claes immerhin ein, dass die Teilnehmer der Konferenz angehalten seien, politische Entscheidungen auch umsetzen, die auf der Konferenz getroffen wurden. Es werde auf den Bilderberg-Treffen eine politische Agenda abgesteckt, so Claes in einem Radio-Interview mit einem belgischen Sender, die anschließend weltweit in Kraft gesetzt wird.
Laut offizieller Liste der Teilnehmer nahmen an dieser Konferenz, neben dem Deutschen Röttgen unter anderen teil: Die EU-Kommissarin Viviane Reding, Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt, der schwedische Außenminister Carl Bildt, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und IWF-Chefin Christine Lagarde. Von deutscher Seite waren außerdem Axel Springer-Chef Mathias Döpfner, Airbus-Chef Thomas Enders und der ehemalige Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann dabei.
Die Bilderberg-Konferenz war 1954 von Prinz Bernhard der Niederlande ins Leben gerufenen worden, um die Beziehungen Westeuropas zu den USA zu stärken

Röttgen schon wieder ganz oben? Bis zum 12.Mai 2012 war er ja schon mal dort.  Alles bei ihm schien darauf hinzuweisen, dass  höchste politische Ämter  für ihn denkbar waren. Bis zu diesem Tag konnte er noch ziemlich ruhig schlafen und dabei sicherlich  sogar selig von der Zukunft träumen.

15.07.13 Röttgen liegend zweiEr war Minister, stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Er war  mit dem besten Ergebnis der vier Stellvertreter der Vorsitzenden Angela Merkel gewählt worden. Als Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen CDU machte er sich Hoffnungen bei der bevorstehenden Landtagswahl am 13. Mai, Ministerpräsident zu werden. Der politische Jungstar befand sich auf der Reise zu den Sternen. Auch Kanzler zu werden wurde ihm zugetraut.

15.07.13 Bild Merkel und RöttgenEr galt als „Muttis Liebling“, gemeint war Bundeskanzlerin Angela Merkel, wurde auch als ihr „Klügster“ gehandelt.

Die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima am 11.März 2011 hatte dem noch jungen Minister zunächst weitere politische Höhenflüge, später dann aber auch sehr bittere Zeiten verschafft. Bereits in seinem zweiten Jahr als Minister waren ihm zunächst Kanzlerin und Kabinett in vermintes Gelände gefolgt. Die Bundesregierung fasste aufgrund seiner maßgeblichen Initiative den Beschluss  aus der Atomenergie auszusteigen. Röttgen verkündete als zuständiger Minister diesen Beschluss schon bald darauf als historisches Ereignis, das von „nationaler Bedeutung“ und „globaler Relevanz“ sei.

Sein Stern glänzte dann noch knapp ein Jahr lang, vom Mai 2011 bis zum 12. März 2012. Und dann kam am 13. Mai der Knall und wenig später der tiefe Fall. Die Feinde, die er sich mit dem von ihm maßgeblich initiierten Beschluss aus der Atomenergie auszusteigen geschaffen hatte, hatten, wie es im chinesischen Sprichwort heißt, lange genug am Flussufer gesessen und sahen nun die politische Leiche ihres Feindes vorbeischwimmen. Sie, die im Wirtschaftsrat der CDU ausgemacht wurden, aber auch alte Weggefährten aus dem CDU-Landesverband der CDU, rieben sich genüsslich die Hände.

Die NRW-CDU hatte mit Röttgen als Spitzenkandidat zuvor bei der NRW-Landtagswahl ihr schlechtestes Wahlergebnis seit 1947 überhaupt eingefahren. Dieser Erdrutsch war aber keine ausschließliche Entscheidung gegen Röttgen, sondern vor allem eine Entscheidung gegen die CDU. Und Röttgen hatte im Wahlkampf durchblicken lassen, dass das Wahlergebnis auch eine Abstimmung über die Politik Merkels im Bund sein würde. Damit wurde er ihr gefährlich. Der CDU- Bundespolitiker, der bis dahin im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel seit 2009 eine dreijährige Lehre zum Minister durchgemacht hatte und in den höchsten Tönen von seiner Chefin gelobt und mit großen Lorbeeren in den Kampf um das Ministerpräsidentenamt in NRW geschickt worden war, wurde von ihr plötzlich und unerwartet, fristlos gefeuert.  Einen solchen Rauswurf hatte die Republik in der Form noch nicht erlebt. Die Wochenzeitung DIE ZEIT schrieb jetzt rückblickend die Kanzlerin habe in einem Akt beispielloser Härte ihren einstigen Vertrauten aus dem Kabinett geworfen.

Die Kanzlerin soll im entscheidenden Gespräch unter vier Augen zu ihm gesagt haben: „Jetzt geht es um mich.“ Der Beschluss aus der Atomwirtschaft auszusteigen hatte seine Wirkungen voll entfaltet. Die zentrale Figur im Kabinett, die Kanzlerin selbst erkannte, dass auch sie die Wucht der Wütenden in ihren Reihen zu spüren bekommen würde.

Ganz verstoßen konnte ihn Mutti oder Chefin Merkel, sie schlüpft in die verschiedenen Rollen wie es die augenblickliche Taktik jeweils erfordert, nicht GE DIGITAL CAMERA‚Muttis‘ verstoßener Liebling war vor seiner Beförderung zum Minister noch erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion gewesen. Nach Merkels Rauswurf aus dem Kabinett blieb er der Fraktion erhalten, aber nur noch als einfacher Abgeordneter. Sein Arbeitsverhältnis dort endete, wie auch das der anderen Abgeordneten mit der Bundestagswahl am 22. September dieses Jahr.

18.07.13 Röttgen im Bett aufrechtRöttgen hat für seine Rückkehr in die Politik alles gegeben, den Erhalt seines Arbeitsplatzes im Bundestag alles gegeben. Er kämpfte dafür beim Königswinterer Prominenten-Kick, in kurzer Hose und mit Fußballstiefeln angetan, um Wähler-Stimmen.  Er war fest gebucht am CDU-Stand im dörflichen Milieu beim Hangelarer Spektakel. 18.07.13 Röttgen Spektakel

Macht sich der Mann, der als Minister vor zwei Jahren  noch den Atomausstieg der CDU –Regierung initiierte und damit die Energiewende im Land einleitete, Entwicklungen denen er in seinen Reden „nationale Bedeutung“ und „globale Relevanz“ zumaß,Hoffnungen, dass er alte politische Höhen wieder erklimmen kann? Er hat während seiner ‘Auszeit’ kein Wort darüber verlauten lassen. Die Einschätzung seiner Lage musste ihm nachts Albträume bescheren. Denn bisher hat es keiner der von Merkel  Geschassten geschafft, die politische Karriereleiter hochzuklimmen.

Röttgens alter, politischer Freund Peter Altmaier sitzt seinem Rauswurf  auf seinem Ministersessel. Auch er ist ein ganz enger Vertrauter von Merkel. Er soll jetzt mit seinen breiten Schultern und seiner mächtigen Brust die Energiewende, das wichtigste Projekt der Regierung Merkel stemmen. Weit ist er dabei noch nicht gekommen. Die Fronde der Atomlobby muckt und kämpft wo es geht. Noch ist der Ausstieg nicht geschafft. -Für Röttgen, der in der ganzen Zeit seiner Stilllegung als Hinterbänkler im Bundestag kein schlechtes Wort über die  Kanzlerin oder seine alten ‘Freunde’ verlauten ließ, brechen, wenn nicht alles täuscht, wieder bessere Zeiten an. Kommt alles so wie bisher im Stillen geplant, wird er wieder auf der größeren politischen Bühne eine wichtige Rolle spielen. Er soll den Vorsitz im Auswärtigen-Ausschuss des Bundestages übernehmen. Auch zu diesem on-dit hat sich Röttgen noch nicht geäußert. Die Union kann die Leitung des  Auswärtige Ausschusses aber nur übernehmen, wenn das Auswärtige Amt an die SPD fiele. Da nach bisherigem Bekanntwerden der ehemalige SPD-Fraktionschef ,Frank-Walter Steinmeier, in einer Großen Koalition Außenminister werden soll, steigen Röttgens Chancen wenn, …ja, wenn es denn zu einer solchen Koaltion kommt.