Bundeskanzlerin Merkel: Fordert in Paris , kurz zuvor geht Deutschlands größtes Steinkohlenkraftwerk ans Netz Dekarbonisierung
Bundeskanzlerin Merkel: Fordert in Paris , kurz zuvor geht Deutschlands größtes Steinkohlenkraftwerk ans Netz Dekarbonisierung

Anlässlich der UN-Klimakonferenz in Paris forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut “im Laufe des 21. Jahrhunderts eine weitgehende Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaften”, um die Erwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Ist die Forderung glaubwürdig, wenn in Deutschland, in Mannheim am 22.September, nachmittags, also etwas mehr als zwei Monate zuvor, das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands in Betrieb genommen wurde? Es ist auf mehrere Jahrzehnte angelegt – trotz Energiewende.
Das modernste Gaskraftwerk Deutschlands im bayerischen Irsching steht quasi vor dem Aus und in Mannheim geht das größte Steinkohlekraftwerk Deutschlands in Betrieb.
1,3 Milliarden Euro hat sich das Betreiber-Trio RWE, ENBW und MVV Energie den neuen Block 9 der Großkraftwerk Mannheim AG (GKM) kosten lassen. RWE spaltet nun den Konzern, wie berichtet auf in RWE alt mit Kohle- und Atomkraftwerken, RWE neu soll grün werden und in die Erneuerbaren Energien investieren.( s. unseren Bericht …)
Sechs Jahre wurde an dem Kohlekraftwerk gebaut.

Nicht nur begleitet von Bürgerprotesten und Klagen. In der ganzen Zeit ging die Energiewende mit nicht umkehrbaren Schritten in eine andere „grüne“, statt schwarze Richtung.

Nach Bauende des Kraftwerks musste ausgerechnet ein grüner Umweltminister, nämlich Franz Untersteller, das schwarze, zukunftsfähige? Projekt eröffnen. „Kohle ist nicht der Brennstoff der Zukunft. Aber noch brauchen wir sie für eine sichere Energieversorgung. “ Untersteller hatte man einen diplomatisch formulierten Text aufgeschrieben. Aber der kann auch nicht verkleistern, dass auch hier wieder sicherlich ein Kraftwerk entstanden ist, das, wie andere Kohlekraftwerke, mit Milliarden aus dem Steuersäckel später in den „ verdienten Ruhestand“ übergeleitet werden muss.

Badenwürttembergischer Umweltminister Franz Untersteller (hier mit dem israelischen Umweltminister Amir Peretz ):
Badenwürttembergischer Umweltminister Franz Untersteller (hier mit dem israelischen Umweltminister Amir Peretz ): Wir brauchen sie für eine sichere Energieversorgung …

Trotziger Optimismus
Trotzdem, das Betreibertrio demonstrierte in Mannheim trotzig Optimismus, beschrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Haltung der Konzerne: Man gehe davon aus, dass auch in der konventionellen Stromerzeugung wieder bessere Zeiten kämen, war sich ein Vorständler sicher. Das Kraftwerk sei schließlich für mehr als 40 Jahre angelegt.
Der weltgrößte Versicherer steigt aus der Kohle aus. “Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren”, sagte Allianz-Chefinvestor, Andreas Gruber, dem Magazin “Frontal 21”, das am Abend ausgestrahlt werden soll. Der Abbau werde über die nächsten sechs Monate per Aktien erfolgen. Bei festverzinslichen Anlagen werde die Allianz zwar keine Verkäufe tätigen, “aber wir werden unsere bestehenden Investments auslaufen lassen”.
Die Allianz wolle damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel in Paris unterstützen, zugleich “aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und an die Kapitalmärkte”, sagte Gruber weiter.