Russischer Gau-Atommeiler Tschernobyl

Die seit Ende September in Deutschland und anderen Teilen Europas  erstmals gemessene radioaktive Rutheniumstrahlung kommt vermutlich aus dem russischen Gebiet Tscheljabinsk (Südlicher Ural), erklärte am vergangenen Sonntag, 08.Oktober, das Bundesumweltministerium . Dort liegt die russische Atomanlage Majak. Vorrangige Aufgaben der Produktionsvereinigung Majak (Standort Osjorsk, Gebiet Tscheljabinsk), die zur Staatskorporation Rosatom gehört, sind  die Schaffung und Nutzung von Kernsprengstoff und nuklearer Munition sowie die Erzeugung und Verwertung von nuklearen militärischen Energieanlagen. Das berichtete bereits im April vergangenen Jahres die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik news und präzisierte  dies gehe aus dem Entwurf eines kurz zuvor  veröffentlichten Präsidialerlasses hervor. 

Der Entwurf zu dem Erlass war von dem russischen Atomkonzern Rosatom zur Verbesserung der Struktur des nuklearen Waffenkomplexes und zur Erhöhung der Effizienz der Nutzung seines Potenzials entwickelt worden, heißt es im Sputnik-Bericht weiter.

In dem Dokument werden, laut der Agentur,  die vorrangigen Richtungen der Tätigkeit von Majak festgelegt. Dazu gehören theoretische und angewandte Forschungen, Konstrukteurs- und technologische Arbeiten im Bereich Schaffung und Begleitung der Nutzung nuklearer Munition und nuklearer Sprengsätze, Verwertung und Vernichtung ihrer Bestandteile sowie langfristige Lagerung nuklearer Stoffe, die bei der Entwicklung, Herstellung, Test, Betrieb und Verwertung von Atomwaffen und nuklearen militärischen Anlagen anfallen.

Zu dieser Liste gehören außerdem Forschungen zum rechtzeitigen Reagieren auf mögliche wissenschaftlich-technische Durchbrüche im Bereich Entwicklung von Waffen und Militärtechnik, Aufrechterhaltung und Entwicklung von Technologien im Bereich des nuklearen Waffenkomplexes, Unterstützung und Entwicklung der Wissenschafts- und Produktionsbasis und der technologischen, experimentellen und Informations-Rechenbasis des atomaren Waffenkomplexes.

Das Herz der russischen Atomforschung

Zu den vorrangigen Aufgaben zählen weiterhin Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Kampfbereitschaft, Zuverlässigkeit und Sicherheit der nuklearen Sprengsätze und nuklearen Munition bei Entwicklung, Test, Herstellung, Demontage und Verwertung, Schaffung von Erzeugnissen aus Beryllium für sensible Elemente der Orientierungssysteme, Stabilisierung und Steuerung der Bewegung von Weltraum- und Flugobjekten, Medizintechnik u.a.

Laut dem Entwurf soll sich das Unternehmen Basalt (Standort im Dorf Raskowo im Gebiet Saratow) Majak anschließen. Es gehört ebenfalls zur Korporation Rosatom, seine Hauptaufgabe ist die Versorgung der Atomunternehmen mit Produkten aus dem strategisch wichtigen Stoff Beryllium.

Von 1980 bis 2002 erschien in unserem Verlag dieses Magazin alle 14 Tage: Bereits am 06. Juni 1983 beschäftigte sich die Titelgeschichte mit den Folgen eines atomaren Gau …

Majak ist das erste Industrieobjekt der russischen Atombranche, berichtete die russische Agentur weiter.  Es gewährleiste die Sicherheit des Landes und erfüllt den staatlichen Rüstungsauftrag zur Herstellung von Bestandteilen moderner Atomwaffen.

Bei Majak wurde am 19. Juni 1948 der erste Graphituranreaktor in Russland und in Eurasien auf Projektkapazität gebracht. Dieses Datum gilt als der Geburtstag von Majak.

Wörtlich schildert Sputnik: „Die Gründung des Unternehmens zur Bereitstellung von Waffenplutonium war das „Herzstück“ des sowjetischen Atomprogramms. Zur Einrichtung von Majak wurde ein Gelände im Südural nahe der Städte Kasli und Kyschtym ausgewählt. In kurzer Zeit wurden an dem verwaisten Ort eine Atomanlage und eine neue Stadt erbaut. Das Unternehmen unter Führung der besten Wissenschaftler des Landes beherrschte schon bald die schwierige Produktion und sicherte die Schaffung von Stoffen für Atomwaffen. Bei Majak entstand ein Komplex aus Reaktoren-, Radiochemie- und Metallurgie-Produktionen zur Versorgung des sowjetischen Atomprogramms mit Waffenplutonium.

Aktuell vorrangige Richtungen der Tätigkeit von Majak sind die Verarbeitung des bestrahlten Kernbrennstoffs aus Atomreaktoren, die Herstellung von Isotopen und Mitteln für die Strahlenkontrolle sowie die Erfüllung des staatlichen Rüstungsauftrags. Majak produziert mehr als die Hälfte der gesamten Exportmenge an Radionuklid-Produkten.