Michael Kruse, Partner/ Head Energy and Utilities Central Europe, Arthur D. Little GmbH stellt hier die Ergebnisse einer unabhängigen Studie seines Hauses zum Gaspipeline-Projekt Nord-Stream 2 vor

In einer von Nord Stream 2 beauftragten unabhängigen Studie hat Arthur D. Little analysiert, inwiefern die in den Bau der Nord Stream 2-Pipelines  involvierten Länder einen volkswirtschaftlichen Nutzen aus dem Projekt ziehen. Der Studienumfang umfasst alle mit der Planung, Entwicklung und dem Bau verbundenen Aktivitäten, die bis Juli 2017 erfolgt sind.

Der Nutzen wird anhand von drei einfachen Messgrößen mit Hilfe eines Input-Output-Modells (IMPLAN) gemessen:

  • Arbeitsplatzeffekte über den Zeitraum von 5 Jahren
  • Monetärer Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt
  • Gesamteffekt (Summe aus direkten, indirekten und induzierten Effekten)

Weitergehende Effekte aus dem späteren Betrieb der Pipelines sind nicht Gegenstand der Studie. Der grundlegende Methodenansatz ist in Abbildung 1 illustriert.

Abbildung 1. Effekte (Quelle: Arthur D. Little)

Ausgehend von einer detaillierten Erhebung der Investitionsströme erfolgte eine Modellierung der Effekte der unmittelbar („direkt“) mit dem Projekt verbundenen Aktivitäten (z.B. Planungsleistungen).

Diese wurden um „indirekte“ Effekte, d.h. um Leistungen von Vorlieferanten der Nord Stream 2-Lieferanten (z.B. Material), ergänzt.

In einem weiteren Schritt wurde analysiert, welche „induzierten“ Effekte sich aus dem Konsum der geschaffenen Arbeitsplätze ergeben.

Gesamtfazit für die EU

Im Ergebnis profitiert die Europäische Union (EU) auf Basis der bisher getätigten Investitionen in Höhe von 5,15 Mrd. Euro mit einem Anteil von 59% am Gesamt nutzen. Der sich daraus ergebende Effekt auf den Arbeitsmarkt umfasst circa 31.000 Arbeitsplätze (in Vollzeitäquivalenten gemessen). Diese werden über 5 Jahre hinweg geschaffen. Der Beitrag für den        Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU ist während dieses Zeitraums mit rund 2,26 Mrd. Euro zu beziffern.

Das Nord Stream 2-Projekt schafft für eine Vielzahl an EU-Ländern, Russland und der Schweiz einen branchenübergreifenden wirtschaftlichen Beitrag:

  • Länder in denen Bauaktivitäten stattfinden (insb. Deutschland, Finnland, Schweden, Russland)
  • Länder in denen traditionell Lieferanten der Offshore Öl&Gas-Branche sitzen (insb. Niederlande, U.K., Norwegen, Italien)
  • An den Standorten der Hauptsitze der internationalen Dienstleister (z.B. Schweiz)

Eine Übersicht der monetären Gesamteffekte nach Ländern ist in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 2: Monetäre Gesamteffekte ( Quelle Arthur D.)

Im Ergebnis bestätigt die Studie die wirtschaftlichen Effekte anderer großer Infrastrukturvorhaben. Somit wird  aufgezeigt, dass Projekte wie Nord Stream 2 aus (volks-)wirtschaftlicher Sicht „aus dem Projekt an sich heraus“ einen positiven Nutzen stiften; unabhängig von einem    späteren Betrieb oder der Bereitstellung von zusätzlichen Gaskapazitäten in          Europa.

Fazit für Deutschland

Aus der Perspektive Deutschlands hat Nord Stream 2 bislang rund 1,1 Mrd. Euro an Investitionen getätigt, indem z.B. deutsche Lieferanten beauftragt wurden. Nach Russland ist dies mit 26% an den        Gesamtinvestitionen der zweitgrößte    Anteil. Der daraus geschaffene Gesamteffekt (direkt, indirekt, induziert) umfasst für Deutschland rund 2,19 Mrd. Euro. Die Wirkung auf den Arbeitsmarkt ist dementsprechend positiv, indem über 5 Jahre mehr als 13.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, die einen entsprechenden Konsum stimulieren. Hinsichtlich des BIP bedeutet dies einen positiven Beitrag von mehr als 900