Die Bundesstadt Bonn, eine von fünf Modellstädten der Bundesregierung, die eine Liste mit Maßnahmen zur Luftverbesserung vorlegen soll,. ( wir haben berichtet, s. unten) hat es sich bei der Erarbeitung der Maßnahmen, die nun vorgelegt wurden,  nicht so leicht gemacht wie der CSU-Staatssekretär Steffen Bilger aus dem Bundesverkehrsministerium. Der hatte die Aufstellung  der Messstationen in den Städten kritisiert und gefordert  „Zumindest für die Zukunft muss gelten: Neue Messstellen sollten objektive Werte ermitteln und nicht die schlechtestmöglichen.“. Die Umweltstaatssekretärin Schwarzelühr-Sutter hatte Bilger geantwortet: „Die Luft wird nicht besser, wenn man sie anders misst.“ Zum Beispiel Messstationen dort aufstellt wo kaum Verkehr herrsche.

60 Vorschläge für bessere Luft ...Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan  ...Bild U + E
60 Vorschläge für bessere Luft …Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan …Bild U + E

Nun hat die Stadt Bonn,  in der ehemals die Bundesregierung residierte,  einen Katalog mit 60 Ideen vorgelegt. Der wird jetzt   im Bundesumweltministerium (BMU) geprüft. Die Liste hat es wirklich  in sich. Die Maßnahmen würden  mehr als eine Milliarde Euro Kosten verursachen und sich auf 60 Millionen jährliche Betriebskosten belaufen. Somit entsprächen die Kosten der Maßnahmen einem Viertel des Jahresetats des BMUB.

„Wir haben eine Sammlung von Projekten vorgelegt, die aus Sicht der Stadt Bonn kurz- beziehungsweise längerfristig umgesetzt werden können“, erklärte Oberbürgermeister Ashok Sridharan anlässlich der Präsentation der Vorschläge. Und seine Sprecherin Dr. Monika Hörig erklärte zum finanziellen Teil: „Die Stadt geht weiterhin davon aus, dass die Modellprojekte vom Bund finanziert werden.“ Und auf eine gezielte Nachfrage zu möglichen Bonner Eigenleistungen ergänzte sie: „Bis zu einer verbindlichen Auskunft des Bundes über die Details möglicher Förderungen wäre eine Diskussion über städtische Eigenanteile reine Spekulation.“ Denkbar sei theoretisch auch, dass bestimmte Maßnahmen über andere Fördermittel von Bund oder Land teilfinanziert werden.

Rund 60 Vorschläge umfasst der Ideenkatalog der Stadt Bonn – jeweils ergänzt um die geschätzten Kosten. Hier einige Beispiele:

Radschnellwege in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung; Ausbau bestehender Radwege, Schaffung von 50 weiteren Fahrradstraßen. Geschätzte Investitionskosten: mehr als 28 Millionen Euro.

Innovative Tarifangebote wie die „Regionale Bahncard 100“ oder kostenlosen ÖPNV für Senioren. Geschätzte Kosten: über fünf Millionen Euro pro Jahr.

Angebotsoffensive im Stadtbahnnetz, etwa durch einen Zehn-Minuten-Takt der Linie 16 oder 20-Minuten-Takt der Linie 66. Geschätzte Kosten: über sechs Millionen Euro pro Jahr.

Verbesserungen im Busverkehr, darunter eine bessere Anbindung des Bonner Umlands und neue Direktverbindungen sowie Taktverdichtungen der besonders nachgefragten Linien. Geschätzte Kosten: über acht Millionen Euro pro Jahr.

Umstellung auf Elektrobusse. Geschätzte Investitionskosten: mehr als 90 Millionen Euro.

Sonderspuren für Busse und Beseitigung von Hindernissen im Linienverlauf. Geschätzte Investitionskosten: über zehn Millionen Euro.

Seilbahnverbindung Venusberg-UN-Campus-Beuel. Geschätzte Investitionskosten: 40 Millionen Euro.

Langfristiger Schienenausbau auf der Rheinstrecke Köln-Mehlem, Verlängerung der S 23, Ausbau der Ahrtalbahn, Verlängerung der Stadtbahn von Bad Godesberg bis Mehlem sowie Bau einer Stadtbahn von Bonn über Niederkassel nach Köln. Geschätzte Investitionskosten: insgesamt über 400 Millionen Euro.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Klostenloser ÖPNV: Treffen der fünf “Modellstädte” in Bonn