Die am vergangenen Mittwoch, 04. April, gestartete Errichtung des ersten türkischen Atomkraftwerks Akkuyu, die unter russischer Federführung erfolgt, ist nicht nur von wirtschaftlicher, sondern auch von politischer Bedeutung, urteilte der russische Auslandsexperte Alexej Martynow gegenüber Sputnik-news, der von Moskau gesteuerten Nachrichten-Agentur.

Türkischer Ministerpräsident Erdogan und Kreml-Chef Wladimir Putin: Vor nicht langer Zeit noch zerstritten. Nun baut Putin ein 20 Mrd Atomprojekt in der Türkei … Bild Sputnik news

 „Das Projekt sieht einen gemeinsamen Betrieb des Atomkraftwerks und künftig auch den gemeinsamen Erhalt des Gewinns vor“, so  Martynow weiter. „Doch das ist natürlich nicht nur ein äußerst günstiges Wirtschaftsprojekt für Russland und die Türkei. Das ist auch ein wichtiges politisches Projekt zum Ausbau der russisch-türkischen Beziehungen, die sich ohnehin dynamisch weiterentwickeln“, prophezeit der russische Experte.

Russland und die Türkei blicken auf eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte zurück, in der es verschiedene Etappen gab. Etliche Mal standen Russland und die Türkei miteinander im Krieg um die Spitzenposition in der Region, es gab auch Phasen von sehr freundlichen Beziehungen. Doch einen derartigen Stand des Zusammenwirkens wie derzeit haben unsere Länder wohl noch nie zuvor gehabt“, so Martynow.

Der von Sputnik als Experte Martynow ging noch viel weiter in seiner Einschätzung und da wird es übergeordnet ganz interessant:  „Das ist ein gutes Signal für die ganze Region, ein guter Faktor für den eurasischen Raum und für die Weiterentwicklung eurasischer Integrationsprojekte. Zweifelsohne ist das auch ein Faktor einer dynamischen und, was am wichtigsten ist, sicherheitsgerechten Weiterentwicklung der Region, einschließlich Zentralasien, Nahost und Transkaukasien“, betonte der Experte.

Der „feierliche Startschuss“  für die Errichtung des Atomkraftwerks Akkuyu war am Dienstag, 03. April,  gegeben worden. Der russische Präsident Wladimir Putin sagte dabei: „Die Bedeutung dieses innovativen Projekts ist schwer zu überschätzen. Eigentlich erleben wir derzeit nicht nur die Errichtung des erstens türkischen Kernkraftwerks, sondern bilden auch für die Türkei eine Grundlage in Sachen Atomindustrie im Allgemeinen. Wir fangen mit dem Aufbau einer neuen Branche an.“

Putins türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan unterstrich in einer Fehleinschätzung die sich schon viele Staatsmänner vor ihm so geleistet hatten : „Dieses AKW soll den Strombedarf unseres Landes zu zehn Prozent decken.“ Erdogan bezeichnete die Atomenergie als „saubere Energie“. Sie soll die Energiesicherheit der Türkei gewährleisten.  Und dann setzte der als türkischer Diktator verschriene Erdogan noch einen drauf: Die Atomenergie solle auch noch „… eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.“

Erdogan bezeichnete das entstehende AKW als Symbol der russisch-türkischen Kooperation und sagte: „Harte Arbeit steht uns noch bevor, doch hoffentlich werden wir, sehr geehrter Herr Putin, an der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks im Jahr 2023 teilnehmen.“

Das AKW im Wert von rund 20 Milliarden US-Dollar soll vier russische Reaktoranlagen des Typs WWER-1200 bekommen. Diese zählen zur Generation 3+ und entsprechen nach Angaben der russischen Seite den Sicherheitsstandards, die nach der Fukushima-Katastrophe gelten. Die Leistung jedes Reaktors soll 1200 Megawatt betragen. Russland ist voraussichtlich berechtigt, einen Teil des erzeugten Stroms abzunehmen.