Atommeiler Doel und Tihange: Beispiele wie Europa “funktioniert…”
Nicht nur Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern angesichts des gravierenden Störfalls im belgischen Atommeiler Doel sowie der schleppenden und äußerst bruchstückhaften Informationspolitik des AKW-Betreibers Engie-Electrabel und der belgischen Atomaufsicht von der belgischen Regierung die sofortige Stilllegung des Reaktors.
In den vergangenen Wochen haben sich bereits belgische Städte Städte wie Lüttich, Verviers und Dison der Forderung der Städteregion Aachen angeschlossen, die ebenfalls immer wieder gefordert hatte die Pannenmeiler sofort abzuschalten. In Seraing wird über solch einen Antrag im kommenden Monat abgestimmt. Der Pannenreaktor Doel 1 war wegen eines Lecks im Notkühlwasserkreislauf bereits am 23. April vorsichtshalber heruntergefahren worden. Die Information über den gravierenden Störfall, das Notkühlsystem ist lebenswichtig bei einem schweren atomaren Unfall, erreichts die Öffentlichkeit mehr als eine Woche später nach der Abschaltung.
Die Anti- Atinitiativen und Umweltverbände fordern nun erneut von der Bundesregierung in Berlin die sofortige Einstellung aller Lieferungen von Brennelementen aus dem emsländischen Lingen sowie von angereichertem Uran aus dem westfälischen Gronau nach Belgien. Erst vor wenigen Wochen zwischen dem 18. März und dem 4. April hatte Lingen fünfmal neue Brennelemente nach Belgien geliefert.
“Was muss in Doel und Tihange eigentlich noch passieren, bevor das Bundesumweltministerium und die Bundesregierung die Reißleine ziehen, um die äußerst brisanten Exporte von Brennelementen und angereichertem Uran für den AKW-Betrieb in Belgien einzustellen?” fragte Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie. “Was muss in Doel und Tihange eigentlich noch passieren, bevor NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) und Niedersachsens Ministerpräsident
Stephan Weil (SPD) ihre jeweiligen Parteifreunde in Berlin davon überzeugen, dass diese Exporte von Kernbrennstoffen zu einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit für halb Europa führen?” ergänzte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen. Die neue Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss jetzt umgehend handeln und jeden weiteren Brennelementexport nach Belgien per Weisung unterbinden.
Noch mal zurück zu der Lage in Belgien. Gründe dafür, dass auch hier die Angst vor einem möglichen Gau der Pannenreaktoren gestiegen ist sind darin zu sehen, dass nun auch dort, nicht nur im angrenzenden Länderdreieck, elf Millionen Belgier inzwischen Jodtabletten für den Fall eines GAU erhalten haben. Und auch. dass sie im Sommer eine beeindruckende Menschenkette mit 50.000 Teilnehmern von Aachen bis Tihange erlebt haben.