Aufgrund von verstärkten Erdbeben in der Region Groningen schließen  die Niederlande eines der weltweit größten Erdgasfelder. Das hat nun auch der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte bestätigt. Ein ganzes Land debattiert nun über die drastischen Konsequenzen des Ausstiegs zum Jahr 2030.

Die verstärkte Nutzung von Gas …in den Niederlanden hat sie absehbar ein Ende

Der bis dahin erfolgende sukzessive Ausstieg wird auch die Diskussion um die Gasversorgung Europas, ob mit mehr Gas aus Russland, zum Beispiel über die geplante Pipeline Nord-Stream 2 oder durch LNG aus den USA stark anheizen. Dazu hat sicherlich auch der plötzlich vom Zaun gebrochene Handelskrieg der USA mit Europa, Deutschland im Besonderen, Kanada und Mexiko wertvolle Argumente geliefert.

Nirgendwo sonst in Europa bebt die Erde derzeit wohl so oft wie in Loppersum in unmittelbarer Nähe des Erdgasfeldes Groningen. In der kleinen Gemeinde im Nordosten der Niederlande registrierten die Seismologen schon seit zwei Jahren fast jeden dritten Tag eine Erschütterung.. Diese Feststellung stammt aus dem Jahr 2015.  In den Häusern der Gegend klafften fingerbreite Spalten, „ …in der Backsteinkirche aus dem Mittelalter durchziehen Risse wie Spinnweben die wertvollen Fresken. Knapp 90.000 Gebäude in der Gegend sind laut einer Studie der Technischen Universität Delft durch die Erdbeben gefährdet“, hieß es bereits da in einem Bericht.

„Wir haben vor allen Dingen Sicherheit gewählt“, erklärte nun der niederländische Rutte, als er die Entscheidung über das Ende der Erdgasförderung in der Region Groningen verkündet. Ausschlaggebend für die Entscheidung, die Förderung bis zum Jahr 2030 zu beenden, war schließendlich das Erdbeben am 8. Januar in Zeerijp, 40 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze. Das Beben der Stärke 3,4 auf der Richterskala war das stärkste seit fünf Jahren in der Region. Seit 1986 gab es in der Region mehr als 1.000 Beben, berichtete die Agentur für Erneuerbare Energie (AEE).

Die Bergaufsicht hatte nun die Warnstufe Rot ausgerufen und „eine erhebliche Produktionsreduktion“ empfohlen. Aufgrund dessen entschied sich die niederländische Regierung aus der Gasförderung

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auszusteigen, denn „Groningen muss Groningen bleiben“, wie Wirtschaftsminister Eric Wiebes erklärte.

Bis spätestens 2022 soll die Förderung in der Region annähernd halbiert werden. Ein sofortiger Ausstieg ist nicht möglich, da die niederländische Regierung langfristige Lieferverträge mit Deutschland, Frankreich und Belgien abgeschlossen hat. Laut Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bezog Deutschland im Jahr 2016 fast ein Drittel seines Erdgases aus der Region Groningen. Rund 5 Millionen deutsche Haushalte sind von dem niederländischen L-Gas (Low calorific gas) abhängig, das über einen geringeren Methangehalt als H-Gas (High calorific gas) verfügt.

In den Niederlanden selbst heizen 90 Prozent aller Haushalte mit dem Erdgas.  Da zahlreiche Heizungen nur mit L-Gas funktionieren, stehen auch in den Niederlanden kostspielige Umrüstungen an. Auch der Bau einer Stickstoffanlage für eine halbe Milliarde Euro wird diskutiert, die importiertes H-Gas für einen problemlosen Gebrauch in L-Gasheizungen umwandeln kann. Aufgrund der hohen Kosten und der Fertigstellung der Anlage bis 2022 steht der Plan in der Kritik, so wäre die Anlage aufgrund der Energiewende möglicherweise nur wenige Jahre im Einsatz.

Eines ist durch die angekündigte Stilllegung bis 2030 sicher; Der niederländische Staat verliert eine bedeutende Einnahmequelle.

Vor fünf Jahren erwogen die Niederlande in der Grenzregion zu Deutschland Fracking-Bohrungen durchzuführen. Die niederländische Regierung nahm Abstand von dem Plan, da es unter anderem Proteste der Landesregierungen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens gab. Das Fracking-Verfahren steht aufgrund seiner Umweltfolgen in der Kritik. Anfang Mai wurde nun aber bekannt, dass Niedersachsen Fracking-Bohrungen auf eigenem Gebiet nicht mehr ausschließt. Der Vorstoß von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist nicht nur beim Koalitionspartner SPD umstritten, sondern auch innerhalb seiner eigenen Fraktion.