„… die Anlage hätte erst gar nicht in Betrieb genommen werden dürfen!“, so das eindeutige Fazit des Aachener Städteregionsrates Helmut Etschenberg nachdem die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) nun ihre Stellungnahme zu den sogenannten Rissfeldern der Reaktordruckbehälter in den Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3 veröffentlicht hat.

Belgischer Pannenmeiler Tihange
Hätte gar nicht erst ans Netze dürfen …; Belgischer Pannenmeiler Tihange

Demnach scheint plausibel nachgewiesen, dass die Risse schon bei der Herstellung des Reaktors vorhanden waren. „Das ist kein Nachweis der Sicherheit, das ist Augenwischerei. Man muss das Gutachten nur aufmerksam lesen! Der weitere Betrieb der Anlage ist auch weiterhin nicht zu verantworten!“, erklärt Etschenberg fassungslos. Beide Reaktoren waren wegen tausender Risse in den Druckbehältern in die Kritik geraten. Bei einer Expertenkonferenz Mitte April standen die beiden Atommeiler im Fokus. In einer Erklärung hieß es damals , die Reaktoren müssten stillgelegt werden.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze kommentierte das aktuelle Ergebnis der RSK so: “Die Bitte an Belgien, die Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 vorsorglich abzuschalten, war 2016 richtig, weil es eine ganze Reihe offener Sicherheitsfragen gab. Belgien ist der Bitte damals zwar leider nicht gefolgt. Aber seitdem haben unsere Experten einen engen fachlichen Austausch mit Belgien aufgebaut und diese offenen Fragen weitgehend geklärt.

Es ist gut, dass Belgien dazu bereit ist, gemeinsam mit uns zusätzliche Experimente zur weiteren Absicherung der Methodik durchführen zu lassen.” Schulze: “Die aktuelle Bewertung durch die Reaktor-Sicherheitskommission ändert nichts an meiner grundsätzlich kritischen Haltung gegenüber alten Atomkraftwerken in unseren Nachbarländern. Bei der Atomkraft gibt es immer ein Restrisiko. Daher bin ich froh über jeden Tag, den ein Atomkraftwerk früher vom Netz geht, und werde nicht nachlassen, für den Atomausstieg in unseren Nachbarländern zu werben. Laufzeitverlängerungen halte ich in jedem Fall

Der beschlossene Atomausstieg bleibt so ... ..., Svenja Schulze
Ich nehme die Belgier beim Wort… …, Svenja Schulze

für den falschen Weg und habe das der belgischen Regierung auch mitgeteilt. Ich nehme die Belgier beim Wort, dass es in Doel und Tihange zu keinen Laufzeitverlängerungen kommt.”

In ihrer Stellungnahme bestätigt die RSK – aus Sicht von Städteregionsrat Etschenberg –  auch, dass bis dato wesentliche Fragen der Sicherheit offen geblieben waren und offenbar erst jetzt nach Ansicht der Kommission aufgrund weiterer Nachweise der belgischen Seite geklärt werden konnten. Damit wird die Forderung der Bundesregierung, der StädteRegion Aachen sowie der internationalen unabhängigen Expertenvereinigung INRAG nach Stilllegung von Tihange 2 und Doel 3 bis zur Klärung der offenen Fragen im Nachhinein bekräftigt. „Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie auch die Analyseergebnisse der internationalen Expertengruppe (INRAG) in ihre Bewertung der Situation einbezieht!“, so Etschenberg. „Wir werden daher nicht nachlassen, die möglichen juristischen Schritte zu gehen, um die nach wie vor großen Sorgen der Bevölkerung vor den Gefahren von Tihange 2 ernst zu nehmen. Die Zulässigkeit der Brennelemente-Lieferung aus NRW werden wir rechtlich prüfen!“