„Unmittelbar nach der Sommerpause braucht es eine klare Zusage mit welchem Zeit- und Mengengerüst beim Ausbau der Erneuerbaren Energie die Koalition die Energiewende weiterführen will“, wollte Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie (BWE), bei seiner Eröffnungsrede zur diesjährigen RostockWind  am vergangenen Freitag, 10. August, wissen. Seit Juli 2017 schaue die Politik im Wesentlichen zu, wie die Energiewende zum Stehen komme,  konstatierte Albers weiter.

Niemand kann doch wollen, dass wertvolles Know How verloren geht ..., bild U + E
Niemand kann doch wollen, dass wertvolles Know How verloren geht …, bild U + E

Der BWE-Präsident sieht die zukünftige Konkurrenzfähigkeit der leistungsstarken deutschen Windindustrie durch die zögerliche Haltung der Regierung in ihrem Kern gefährdet. Niemand könne doch  wollen, „…dass wichtiges Knowhow verloren geht und Wertschöpfung ins Ausland verlagert wird“,  mahnte Albers.

Im Rahmen der Halbjahreszahlen hatten BWE und VDMA bereits zuvor darauf hingewiesen, dass nach einem durchschnittlichen Zubau von rund 4.600 MW Wind an Land in den Jahren 2014 bis 2017 im Jahr 2018 noch mit 3.500 MW zu rechnen ist und im Jahr 2019 mit einem Rückgang auf maximal 2.000 MW ein Tiefpunkt erreicht wird. Die IG Metall Küste hatte Mitte Juli auf die schwierige Beschäftigungslage in den Unternehmen hingewiesen.(Umwelt- und Energie-Report hatte ausführlich berichtet, s. unten)

„Der Koalitionsvertrag nennt das Ziel den Anteil Erneuerbarer Energien bis 2030 auf 65 Prozent zu steigern, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der zusätzlichen Strombedarfe zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehr, in Gebäuden und in der Industrie.  Damit erkennen CDU, CSU und SPD klar und deutlich an, dass Erneuerbarer Strom die Leitenergie der Zukunft ist. Dieses Bekenntnis muss nun endlich mit realen Gesetzesinitiativen unterlegt werden“, appelliert Albers an die Bundesregierung.

Ohne ein stabil ausgeprägtes Ausbauvolumen werde die Energiewende zum Stillstand kommen und die Windindustrie sich in andere Märkte orientieren. Deutschland könnte dann seine klimapolitischen Zusagen zum Pariser Klimaabkommen und gegenüber der Europäischen Union nicht einhalten. „Noch ist es nicht zu spät, um der Branche eine sichtbare Perspektive zu geben. Angesichts langer Planungszeiten von durchschnittlich drei bis fünf Jahren muss unmittelbar nach der parlamentarischen Sommerpause gehandelt werden, um die Ausbaudelle nicht zu einem Ausbaugraben werden zu lassen, der sich kaum noch korrigieren lässt.“

Hermann Albers kündigte an, dass die Branche ihrerseits mehr Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen wolle und deshalb direkte Marktbeziehungen zugelassen werden müssten. Der BWE hat nach eigenen Angaben konkrete Vorschläge unterbreitet, die einen Einstieg in die Echtzeitenergiewirtschaft ermöglichen, bei der die CO2-Freiheit des Windstroms bis zum Endkunden nachweisbar bleibt.

„Wir bekennen uns seit 2011 dazu, auf lediglich 2 Prozent der Landesfläche den von uns politisch geforderten Beitrag zum Umbau der Energiewirtschaft leisten zu können“, bilanziert der BWE-Präsident.  Deshalb seien  neben dem Bund auch die Länder aufgerufen, entsprechende Flächen nutzbar zu machen. Albers forderte: „Dabei sollte ein starker Fokus auf bereits genutzten Flächen liegen. Die Länder sollten die Regionalplanung ermuntern, alle Möglichkeiten zu nutzen, um auf diesen Flächen ein Repowering zu ermöglichen.“