Das deutsch-russische Gemeinschaftsunternehmen Wolgodeminoil mit Sitz im südrussischen Wolgograd hat einen bedeutenden Meilenstein erreicht, vermeldete gestern, Donnerstag 23. August, die BASF-Tochter Wintershall stolz.  Anfang August förderte demnach das 50:50 Joint Venture der BASF-Tochter Wintershall und RITEK, einem Tochterunternehmen des russischen Energieriesen LUKOIL, die zehnmillionste Tonne Erdöl.

Auch in politisch nicht einfachen Zeiten bekennen wir uns klar zur russisch-deutschen Wirtschaftspartnerschaft", erklärte Wintershall-Vorstandschef Mario Mehren
Auch in politisch nicht einfachen Zeiten bekennen wir uns klar zur russisch-deutschen Wirtschaftspartnerschaft”, erklärte Wintershall-Vorstandschef Mario Mehren…bereits vor einem Jahr gegenüber der FAZ

Das Engagement der Wintershall in Südrussland geht, wie das Unternehmen ebenfalls berichtete,  auf das Jahr 1992 zurück. Damals war der hessische Energieproduzent damit eines der ersten westlichen Unternehmen, das eine Geschäftsbeziehung mit einem russischen Partner im Bereich der Öl– und Gasförderung einging.

Wintershall, der  größte deutsche Öl- und Gaskonzern, ist auch Mitglied der Westgesellschaft, die das russische Gaspipeline-Projekt Nord-Stream 2 realisieren will. Das Projekt ist der US-Regierung und hier vor allem US-Präsident Donald Trump ein Dorn im Auge. Inzwischen haben die USA Sanktionen in Gang gesetzt, die sich unter anderem gegen gemeinsame neue Energieprojekte mit Russland, – allen voran eine Erweiterung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 AG, die mehrheitlich dem russischen Gasgiganten Gazprom gehört, richten.

Wir haben bei Wintershall angefragt, ob das Unternehmen denn auch im Zusammenhang mit dem deutsch-russischen Join-Venture-Unternehmen mit US-Sanktionen konfrontiert wurde oder damit rechnen muss davon betroffen zu werden. Zunächst erhielten wir von dem Unternehmen die schriftliche Antwort: “Wir spekulieren nicht über mögliche Sanktion und deren Auswirkungen. Wir verfolgen die Entwicklungen in den USA genau und kommentieren die Angelegenheit darüber hinaus nicht weiter.”

Geschäfte mit Moskau... in Zeiten von US-Sanktionen ein Balanceakt...?; Mario Mehren
Geschäfte mit Moskau… in Zeiten von US-Sanktionen ein Balanceakt…? Mario Mehren

Dagegen hatte sich  der Vorstandsvorsitzende der Wintershall AG, Mario Mehren,  schon  just ein Jahr zuvor, im August 2017, dazu genötigt gesehen gegenüber der FAZ Stellung zu nehmen zu den  damals noch möglichen, noch nicht beschlossenen neuen US-Sanktionen die sich vor allem auch gegen das neue Gaspipeline-Projekt Nord-Stream 2 richten. Mehren: “Auch in politisch nicht einfachen Zeiten bekennen wir uns klar zur russisch-deutschen Wirtschaftspartnerschaft”, erklärte Wintershall-Mehren damals. Die Sicht hat sich ganz offensichtlich geändert.

Heute heißt es in der Mitteilung der Wintershall AG von Donnerstag, 23. August, ganz stolz, mit

Mit ihm und seinem Hochmut in Form von Sanktionen muss man immer rechnen ...; Donald Trump
Mit ihm und seinem Hochmut in Form von Sanktionen muss man immer rechnen …; Donald Trump

Rückblick auf die lange deutsch-russische Zusammenarbeit „Anfang der 1990er Jahre haben wir gemeinsam Pioniergeist bewiesen. Kreativität, Teamspirit und vor allem die gebündelte Kompetenz der russischen und deutschen Mitarbeiter haben das Joint Venture von Erfolg zu Erfolg geführt.“ Die erreichte Gesamtfördermenge von 10 Millionen Tonnen Öl ist ein wichtiger Meilenstein des Unternehmens, über den wir uns sehr freuen“, erklärt Thilo Wieland, Wintershall-Vorstand für die Exploration und Produktion in Russland.

Fakten zum deutsch-russischen Gemeinschaftsunternehmen: Derzeit fördert Wolgodeminoil aus 12 Feldern auf einer Konzessionsfläche von 13.625 Quadratkilometer Erdöl und Erdgas. Die Gesamtfläche der Lizenzgebiete ist in etwa mit dem Bundesland Schleswig-Holstein vergleichbar. „Allein letztes Jahr haben wir rund 520.000 Tonnen Öl und ca. 130 Millionen Kubikmeter Gas produziert“, so Pawel Iwanow, Generaldirektor von Wolgodeminoil. In den kommenden fünf Jahren plant Wolgodeminoil seismische 3D-Untersuchungen auf einer Fläche von 1.700 Quadratkilometern sowie das Abteufen von 20 Explorationsbohrung