Rund 33 Jahre nach der Inbetriebnahme der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau (15.08.1985) hat, am 16. August,  im RWE-Tower in Essen erstmalig ein Gespräch zwischen RWE, dem Geschäftsführer von Urenco Deutschland und Anti-Atomkraft-Initiativen sowie Umweltverbänden stattgefunden. In scharfer Form kritisierten die Verbände und Initiativen, dass die RWE-Spitze am unbefristeten Weiterbetrieb der umstrittenen Uranfabrik in Gronau festhält.

Deutsche Zulieferung für die US-Atombombe?
Deutsche Zulieferung für die US-Atombombe?

Obwohl die mögliche Verknüpfung mit dem US-Atomwaffenprogramm weiter auf der Tagesordnung steht. Bereits im Mai 2017 hatte die Tagesschau unter der Überschrift „Deutsches Uran für US-Atomwaffen?“ ausführlich berichtet.  Schon da wurde die Frage gestellt: Darf ein Unternehmen unter deutscher Regierungs-Kontrolle, das strikt auf die Nichtverbreitung von Atomwaffentechnik festgelegt ist, Uran an ein Unternehmen liefern, das daraus bedeutsame Zutaten für die US-Atomwaffen erzeugt oder wäre das verboten? Urenco liefert dennoch weiter  an USA-Reaktoren.

Die Vertreter von RWE und Urenco Gronau reagierten nun aber im aktuellen Gespräch  am 16. August mit den Anti-Atomkraft-Initiativen sowie den Umweltverbänden mit angeblichem Nichtwissen auf deren  Frage nach den öffentlich zugänglichen Vertragsvereinbarungen zwischen dem Urenco- Konzern und der TVA (Tennessee –Valley – Behörde), das seine Tritium – Erzeugung jetzt auf zwei amerikanische Atomkraftwerke, ausweiten wird. Tritium wird für den Sprengkörper bei Atomwaffen eingesetzt. Bezüglich der Einhaltung von internationalen Kontrollverträgen (Atomwaffensperrvertrag und Vertrag von Almelo) sehen RWE und Urenco  ganz offensichtlich keine eigene Verantwortung.

Das läge in der Verantwortung der Politik und der Atomaufsichtsbehörden hieß es. Angelika Claußen, Europavorsitzende der IPPNW (Deutsche Sektion der internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges) reagierte empört: “Ein solches Maß an systematischer Verantwortungslosigkeit auf der Seite von RWE entsetzt mich. Da frage ich mich, schüttelt RWE nicht ebenso seine Verantwortung bezüglich seiner Verschmutzungspolitik in Sachen Kohle und Klimawandel ab?“
In der Diskussion  mit RWE wies der Konzern Annahmen zurück es gäbe  Gespräche über einen möglichen Verkauf der Urenco mit einem US / japanischem Konsortium. RWE dementierte hart. Auch gäbe es keinerlei Gespräche mit der Bundesregierung über eine mögliche Entschädigung im Falle einer Stilllegung der Anlage in Gronau.

Bei der Frage nach Verantwortung des Unternehmens für die Lieferkette und die Einhaltung der

The Donald: Wenn er wüßte wie sehr ihn Deutschland ihn atomtechnisch unterstützt ... er würde sich noch mehr freuen ... oder?
The Donald: Wenn er wüßte wie sehr ihn Deutschland  atomtechnisch unterstützt … er würde sich noch mehr freuen … oder?

Menschenrechte beim Abbau und der Verarbeitung des Urans, sahen die RWE Vertreter auch keine Konzernverantwortung. Günter Hermeyer von uranium network: “Jedes Unternehmen hat eine eigene Verantwortung innerhalb der Lieferkette, so muss auch Urenco dafür sorgen, dass die Herkunft des Urans eindeutig offengelegt wird und Land – Menschen – und Arbeitnehmerrechte durchgesetzt  werden.“

Der Geschäftsführer von Urenco Deutschland beantwortete einige Detailfragen zur Gronauer Anlage und zur seit Jahren ungenutzten Uranoxid-Halle, die nach seiner Aussage vermutlich auch in den kommenden 5 Jahren nicht in Betrieb genommen wird.
Bezüglich der Fragen nach dem zu entsorgenden Atommüll aus Gronau erfuhren die  Initiativen und Verbände, dass Urenco abgereichertes Uranhexafluorid auf seinem Gelände erneut zur Urananreicherung benutze, falls der Kunde nicht über eigene Uranvorräte verfüge.

Die erschreckenden Nachrichten über gefundene Waffenteile im Urenco Werk Gronau, sorgten nur wenige Stunden nach dem Gespräch in Essen für Irritationen bei den Atomkraftgegnern. Christina Burchert vom Arbeitskreis Umwelt (AKU) Schüttorf: „Wir fühlen uns verschaukelt, da wir davon ausgehen, dass die Vertreter von RWE und Urenco von dem Vorfall wussten und ihn bewusst verschwiegen haben. Wir hatten das Gefühl, dass das auch für andere Themen des Gesprächs galt.“
Obwohl RWE bei den Fragen abblockte und nicht ansatzweise kooperativ war, wollen die Initiativen und Verbände mit dem Konzern im Gespräch bleiben. „Wir haben einen Fragenkatalog mit 25 Fragen erstellt und warten auf die zugesagte Beantwortung. Unsere Forderungen nach sofortiger Stilllegung der UAA und der RWE-Atomkraftwerke Lingen und Gundremmingen bleiben bestehen.” so Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.