Uranlieferungen an Tihange und Doel: Ein falsches Versprechen?
„Jüngste Äußerungen nähren Zweifel, ob es den von Urenco-Geschäftsführer Ohnemus erklärten Lieferstopp von angereichertem Uran aus Gronau an die belgischen Atomkraftwerke Tihange und Doel tatsächlich gibt“, erklärte der Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel (DIE LINKE), Sprecher für den Atomausstieg, am vergangenen Freitag, 02. November.
Und er forderte deshalb Aufklärung „…und ein Ende dieser nicht verantwortbaren Praxis“, teilte Zdebel zugleich öffentlich mit. Er verwies darauf, dass er In einem Schreiben an die Urenco Ohnemus aufgefordert habe, „…diese augenscheinlichen Widersprüche aufzuklären und in Sachen Uranlieferungen nach Tihange und Doel eindeutig Farbe zu bekennen.“
Da Zdebel bisher noch ohne Antwort blieb haben wir, Umwelt- und Energie-Report zum einen eine Anfrage an die in der Bundesregierung für den Komplex zuständige Bundesumweltministerin Svenja Schulze gerichtet, um den tatsächlichen Sachverhalt zu erfahren.
Bemerkenswert, dass selbst das BMU eigentlich keine ganz eindeutige Antwort auf den tatsächlichen Sachverhalt geben kann. Auf unsere Anfrage teilte uns, Umwelt- und Energie-Report, eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums (BMUB) mit: „Dem BMU sind entsprechende Pressemeldungen bekannt. Eine belastbare Selbstverpflichtung liegt dem BMU indes nicht vor.“
Wir haben aber auch bei Urenco selbst angefragt, um den tatsächlichen Sachverhalt zu erfahren. Der Sprecher der URENCO teilte uns schriftlich mit , ganz eindeutig in der Mehrdeutigkeit : „Urenco hat
langjährige Verträge mit unseren belgischen Kunden und in dieser Hinsicht erfüllen wir weiterhin unsere Verpflichtungen. Das besondere an der Urenco ist, dass wir ein internationaler Konzern mit Anlagen in vier Ländern sind und damit aus vier Ländern liefern können. Ich gehe davon aus, dass Sie verstehen, dass wir uns zu internen Prozessen – von wo wir welche Kunden bedienen – oder zu Kundenverträgen nicht inhaltlich äußern.“
Damit wird wohl das bestätigt, was Hubertus Zdebel bereits zuvor öffentlich vermutet hat: „Urenco will offenbar weiterhin die Öffentlichkeit hinter die Fichte führen.“ Und er erklärt noch mal seine Enttäuschung und Irritation: „ Anfang Oktober diesen Jahres hat der Geschäftsführer der Urenco Deutschland, Dr. Joachim Ohnemus in einem persönlichen Gespräch mir gegenüber erklärt, es gäbe keine Lieferungen von angereichertem Uran mehr aus Gronau nach Tihange und Doel.“
Am 04. Oktober hatte auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen, atompolitische Sprecherin ihrer Fraktion im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, auf ihrer Website: Die belgischen Atomkraftwerke Doel und Tihange erhalten keinen Brennstoff mehr aus der Urananreicherungsanlage in Gronau. Das habe das Unternehmen intern beschlossen, und gegenüber den beiden Bundestagsabgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Bündnis 90/Die Grünen) und Hubertus Zdebel (Die Linke) geäußert.“
Sie hatten sich am Nachmittag des Dienstag , 04. Oktober, mit dem Geschäftsführer der Urenco Deutschland, Dr. Joachim Ohnemus, und weiteren Vertretern der Urenco in Gronau getroffen. Hintergrund des Gesprächs war ein Antrag im Bundestag, mit dem die Stilllegung der Urananreicherungsanlage und der Brennelementefertigungsanlage in Lingen durchgesetzt werden solle.