Die im Bau befindliche russische Gaspipeline Nord-Stream 2 wird auch 2019 wird ausreichend kontroversen, politischen Diskussionsstoff sorgen.  Jürgen Trittin früher Umweltminister in der rot-grünen Koalition, heute Außenpolitiker im Bundestag argumentiert in einem Interview mit Spiegel Online, warum er an dem Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 festhält andererseits aber auch: „…diese Pipeline für überflüssig (hält), wenn wir aus der fossilen Wirtschaft aussteigen wollen.“ Trittin erklärt aber auch, warum die Behauptung, Deutschland mache sich dadurch von Russland abhängig, falsch sei.

Jürgen Trittin: Das Grundargument ist falsch ...
Jürgen Trittin: Das Grundargument ist falsch …

„Das Grundargument, man würde sich von den Russen abhängig machen, ist falsch“, so Trittin im Spiegel-Interview vom 25. Dezember, Pipelinegas führe zu einer gegenseitigen Abhängigkeit, „..weil die Bindung zwischen Produzent und Konsument groß ist.“ Trittin betont der Produzent, also Russland,  sei sogar abhängiger, „..wenn der Konsument auch andere Quellen hat.“ Während Europa recht einfach auf Flüssiggas LNG aus den USA oder Katar wechseln könnte, könne Russland eben nicht so einfach den Abnehmer wechseln. Dafür müssten die ja eine neue Pipeline nach China bauen. „Das dauert.“

Und dann verweist er auch darauf, dass „..das  gesamte wirtschaftliche und politische System Russlands auf dem Export fossiler Rohstoffe (beruht). Je nach Schätzung werden bis zu zwei Drittel des Staatshaushalts so finanziert. Die Idee, der Russe würde aus Jux und Dollerei eben mal den Gashahn zudrehen ist deshalb absurd: Der Kreml würde sich vorsätzlich selbst schädigen. Das hat nicht einmal die Sowjetunion im Kalten Krieg getan.“

Andererseits begründet Trittin auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem Projekt:

„Würde die Bundesregierung wirklich eine aktive Klimapolitik verfolgen und nicht weiter zuschauen, dass ein Viertel unserer Treibhausgase aus dem Bereich Wohngebäude kommt; würden wir also etwa jedes Jahr drei Prozent des Gebäudebestands auf den heutigen Stand der Technik bringen, dann wären wir auch in der Lage, bis 2030 genau so viel Gas jährlich einzusparen, wie wir aktuell aus Russland importieren. Das sind 40 Prozent des Gasbedarfs. Genau das findet aber nicht statt.“