Interview mit Klaus Ernst, Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie:

Vorab: Immer offener droht der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, befreundet mit dem deutschen Gesundheitsminister Jens Spahn, den deutschen Unternehmen, die sich am Bau der russischen Gaspipeline Nord-Stream 2 beteiligen. Auch Spahn konnte sich bisher den Abbruch des Projekters vorstellen. (Wir haben berichtet, s. unten) Nun hat Grenell auch noch Drohbriefe an große Unternehmen direkt gerichtet. „Wir betonen …, dass Firmen, die sich im russischen Energieexport-Sektor engagieren, sich an etwas beteiligen, das mit einem erheblichen Sanktionsrisiko verbunden ist.” und auch: „”Im Ergebnis untergraben Firmen, die den Bau beider Pipelines unterstützen, aktiv die Sicherheit der Ukraine und Europas.”

Grenell, der seinem Herrn und meister, US-Präsident Donald Trump mit derartigen Machenschaften gefallen will, Trump iwürde das Projekt auch lieber heute als morgen kippen können, manövriert sich mit solchen Aktionen in Deutschland und Europa allerdings immer mehr ins Abseits. Die direkte Einmischung in die inneren energiepolitischen Angelegenheiten wird ihm inzwischen auch von deutschen und europäischen bisherigen Kritikern des Gaspipeline-Projektes übel genommen. Wir haben zum Projekt selbst den Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Energie, Klaus Ernst, interviewt.

Ich gehe davon aus, dass das Projekt wie geplant gebaut wird...; Klaus Ernst
Ich gehe davon aus, dass das Projekt wie geplant gebaut wird…; Klaus Ernst

 Frage: Was spricht dafür die Gaspipeline Nord-Stream 2 zu Ende zu bauen? Der bereits begonnene Bau  gerät immer stärker in ein politisches Minenfeld. Hält Deutschland das durch?

Antwort Klaus Ernst: Die Bundesregierung befürwortet das Projekt, das von einem privaten Konsortium getragen und finanziert wird und alle erforderlichen Genehmigungen erhalten hat. Insofern gehe ich davon aus, dass das Projekt wie geplant gebaut wird.

Frage: Ein häufig vorgetragenes Argument gegen den Bau lautet: Schon der erste Strang der Pipeline  sei in weiten Teilen nicht ausgelastet.  Warum eigentlich nicht?

Antwort: Laut Nord Stream selbst lag die Auslastung der bestehenden Pipeline 2018 bei mehr als 90 Prozent. Und da die Gasproduktion in Europa zurückgeht, wir aber für den Kohleausstieg Erdgas als Brückentechnologie benötigen, gehe ich davon aus, dass der Bedarf für Nord Stream 2 da ist. Insgesamt ist das Projekt ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Die beteiligten Firmen müssen einschätzen, ob sich das für sie lohnt.

Frage: Skeptiker, die sachlich argumentieren, betonen unter anderem  der Bau einer solchen Pipeline verhindere den Umstieg auf erneuerbare Energien. Denn, Europas Gasbedarf werde abnehmen, da die Erfüllung der Pariser Klimaziele eine vollständige Dekarbonisierung der Wirtschaft – und damit auch der Energiewirtschaft – bedeute. Ein Argument auch gegen die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes?

Ernst: Siehe die Antwort zu Frage 2. Die Energiewende müssen wir unabhängig von der Debatte um Nord Stream 2 voranbringen.

Frage: Bleibt denn auch aus Ihrer Sicht die vorgegebene Marschroute erhalten:  Nach dem Kohleausstieg kommt der Gasausstieg.

Ernst: Ja.

Frage: Wenn dennoch vieles dafür spricht die Gaspipeline zu bauen, hat dann die Bundesregierung es verabsäumt die Sorgen ihrer kritisch eingestellten Nachbarn und ihres sogenannten Verbündeten in Übersee, Donald Trump und sein Amerika,  mit gewichtigen, sachlichen und politischen Argumenten zu zerstreuen?

Antwort: Die USA wollen ihr eigenes LNG-Gas in Europa verkaufen und sind deshalb gegen Nord

Er schickt immer wieder seine Vasallen vor...; .Donald Trump
Er will LNG in Europa verkaufenr…; .Donald Trump

Stream 2.

Frage: Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn, er befürwortet den Abbruch des Projektes  Nord-Stream 2,  ist mit dem  ins Kreuzfeuer der deutschen Kritik geratenen, also heftig umstrittenen  US-Botschafter Richard Grenell  befreundet, der  aktuell  Breitseiten im Auftrag von US-Präsident Donald Trump gegen Nord-Stream 2 schießt, vielleicht also sogar mit Munition aus der Bundesregierung?

Antwort: Das müssen Sie Herrn Spahn fragen.

Frage: Trotz der Kritik beiden Freunde sei die Frage zum Schluss erlaubt: Wäre nicht auch an einen Ost-West-Stromverbund auf der Basis der Erneuerbaren zwischen der EU und  Russland zu denken? Als ich 1983 im Kreml den damaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Leonid Kostandow  interviewte hatte er diesen Vorschlag bereits im Repertoire.

Antwort: Für die Zukunft denkbar ist vieles. Der Stromnetzverbund innerhalb der EU hat noch viele Baustellen, die zunächst bearbeitet werden sollten.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Nord-Stream 2: Welche Rolle spielt er bei den US-Aktionen…