Der Kampf um den Gasmarkt Europas hat sich allmählich zum wichtigsten Spannungselement zwischen den USA und Russland  mit möglicherweise drastischen Auswirkungen für Deutschland, entwickelt, berichtete am vergangenen Freitag, 19. Juli, die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur Sputnik-news, nachdem  der US-Think-Tank Stratfor seine Einschätzung zur Lage veröffentlicht hatte.

Wie geht's weiter mit der Ukraine, auch das wurde hier diskutiert...; Arbeitsgruppe Wirtschaft Peterburger Dialog in Bonn Königswinter ...; Bild Umwelt- +Energie-Report (U+E) Co
Wie geht’s weiter mit der Ukraine, auch das wurde hier diskutiert…; Arbeitsgruppe Wirtschaft Peterburger Dialog in Bonn Königswinter …; Bild Umwelt- +Energie-Report (U+E) Co

Sputnik veröffentlichte den Bericht just am zweiten Tag des in Königswinter Bonn stattfindenden Petersburger Dialogs, 18. und 19. Juli.   Da hatte der Assistent von Witko Subkow,  Aufsichtsratschef des russischen Energie-Giganten Gazprom, Ko-Vorsitzender des Dialogs, noch Interviewfragen von Umwelt- und Energie-Report zu dem Thema kassiert mit dem „Hinweis“: „Wir sind hier beim Petersburger Dialog und nicht bei Gazprom und Nord-Stream 2. (Wir haben berichtet, s. unten). Eine merkwürdige Begebenheit haben wir berichtet, denn sein Chef hatte zuvor das Interview machen wollen.

Zurück zum US-Think-Tank Stratfor – Gutachten: Vorläufiger Höhepunkt heißt es da im Sputnik-Bericht ist die Drohung Washingtons, drastische Wirtschaftssanktionen gegen alle Teilnehmer des Nord Stream 2-Projekts einzuführen.

Die US-Drohung, drastische Wirtschaftssanktionen gegen alle Teilnehmer des Pipeline-Projekts zu verhängen, sollte dabei nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn sie kam von den höchsten US-Stellen, warnt der Think Tank.

Das Weiße Haus werde daher wohl auf jeden Fall versuchen, den Bau der Pipeline zu verzögern sowie die Suche der Europäer nach alternativen Gaslieferanten maximal zu intensivieren, wie etwa über die Gaspipeline des sogenannten Südlichen Gaskorridors. Deutschland werde aber wohl auf Nord Stream 2 nicht verzichten wollen. Stratfor kommt in der Einschätzung der Lage zunächst zu dem Ergebnis: Die Pipeline, mit der Deutschland jedes Jahr 55 Milliarden Kubikmeter russisches Gas bekommen wird, würde Berlin ermöglichen, auf Kohle und Atomenergie allmählich zu verzichten. Zudem werden dadurch die Gaslieferungen aus Russland abgesichert, die durch die schwierigen Beziehungen Moskaus zu den Nachbarn, vor allem der Ukraine, bedroht sind.

Darüber hinaus würde der Baustopp aber auch die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland verderben. Ein weiterer Nachteil dieses Szenarios ist, dass Berlin und Moskau ihrerseits eigene Sanktionen gegen die USA verhängen könnten.

Laut einer zweiten Version verzichten die USA auf Sanktionen. Im Ergebnis wird der Bau fristgemäß abgeschlossen, und bereits Ende 2019 wird über Nord Stream 2 Gas nach Deutschland fließen. Ein so glattes Szenario erscheint aber ebenfalls wenig wahrscheinlich, heißt es beim Think Tank-Gutachten.

Das dritte Szenario ist dann eine Kombination der ersten beiden. Demnach wird Washington beschränkte Sanktionen einführen. Sie werden den Bau verzögern jedoch nicht ganz stoppen. Angesichts der Tatsache, dass diese Variante den Amerikanern ermöglichen würde, die Beziehungen zu Deutschland aufrechtzuerhalten und Zugeständnisse von Russland zu fordern, erscheint sie als am wahrscheinlichsten.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht:

Nord-Stream 2: Lawrow und Subkow für Druck auf Dänemark … aber…