Wie zuvor vom Bundeswirtschaftsminister wollten wir auch von der Führung des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft  (BDEW)wissen  wie die Lage im Winter sehen, wenn  aus Russland nicht das benötigte gas geliefert wird oder aus verschiedenen Gründen nicht geliefert  werden kann. Während  das Haus des Bundeswirtschaftsministers  uns unsere Fragen einzeln beantwortet hat , hat der BDEW  insgesamt geantwortet.

An Erdgas herrscht derzeit ... kein Mangel...; BDEW
An Erdgas herrscht derzeit … kein Mangel…; BDEW

Dies jedenfalls waren unsere Fragen, die wir zuvor an die  BDEW – Führung gerichtet hatten:

Frage: EU-Mitglied Dänemark blockiert schon länger den weiteren Bau der Pipeline Nord-Stream 2. Sollte Kopenhagen  den Bau weiter verzögern, dann könnte es passieren, dass Nord-Stream 2 zum Jahresende nicht fertiggestellt ist. Dann fallen auch weitere Kosten an. Wer zahlt die? Am Ende auch die Verbraucher in Deutschland ?

Frage: Die meisten Experten gehen aber auch davon aus, dass die Pipeline bis Ende des Jahres nicht fertiggestellt ist und somit auch kein Gas liefern kann. Ende des Jahres endet aber auch der Gas-Transit durch die Ukraine. Verhandlungserfolge  hat es bisher nicht gegeben. Es könnte also – im schlimmsten Fall – dazu kommen, dass Europa ohne Gas dasteht?

Frage: „Wir brauchen einen Gasvertrag“, hat Minister Altmaier immer wieder im Zusammenhang mit dem Gastransit durch die Ukraine gefordert. Wer kann denn da Druck ausüben? Und wer verhandelt denn da? Die gleiche Frage gilt im Zusammenhang mit Dänemark. Kann die neue EU-Kommission aus Ihrer Sicht,  wie der russische Außenminister Sergej Lawrow beim Petersburger Dialog in Bonn gefordert hat, Druck auf das EU-Mitgliedsland üben, damit der Bau von Nord-Stream 2 weitergeführt werden kann?

Frage: Ähnliche, brisante  Lagen hatte es bereits 2006, 2009 und 2014 gegeben. Die EU-Kommission hat  deshalb 2014 einen Stresstest bei den Mitgliedsstaaten durchgeführt und Vorkehrungen für den Fall einer Unterbrechung der Gaslieferungen aus dem Osten im Herbst und Winter 2014/2015 getroffen und entsprechende Empfehlungen an den Rat und das EU-Parlament gegeben. Benötigen wir einen erneuten  Stresstest oder sind wir bestens auf eine Defizitlage beim Gas vorbereitet?

Frage: Die EU-Kommission kommt in ihrem Stresstest von 2014 zu dem Ergebnis, dass im Falle der Gas-Lieferunterbrechung aus Russland LNG eingesetzt werden müsse. Also hätte dann  vor allem US-Präsident Donald Trump sein Ziel erreicht und würden wir in dem Fall verstärkt das schmutzige US-Frackinggas einsetzen? 

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Bibbern wir im Winter weil russisches Gas fehlt..? Fragen an das… und Antworten vom Bundeswirtschaftsministerium…

Und so sieht die Antwort des BDEW aus, die wir am gestrigen Donnerstag, 08. August erhalten haben:

“Der BDEW beteiligt sich nicht an öffentlichen Spekulationen zur Versorgungssicherheit, zum Stand von Infrastrukturprojekten oder zur Preisentwicklung des Energieträgers Erdgas.

Anerkannt hohe Versorgungssicherheit ... auch wenn...
Anerkannt hohe Versorgungssicherheit … auch wenn…

Fakt ist, dass Deutschland eine international anerkannt hohe Gasversorgungssicherheit hat. Diese basiert auf einer diversifizierten Struktur an Lieferquellen aus unterschiedlichen Importländern, zahlreichen Transportrouten und einer hochausdifferenzierten Gasinfrastruktur in Deutschland.
Im Einzelnen:
– Deutschland bezieht Erdgas auch während der Wintermonate kontinuierlich aus zahlreichen unterschiedlichen Lieferländern wie Norwegen, Russland, Niederlande oder auch aus eigener deutscher Förderung. Zudem kann Erdgas kurzfristig an den europäischen Energie-Handelsplätzen beschafft und in Europa über das eng vermaschte Gasnetz verteilt werden. Darüber hinaus verfügt Deutschland über eine leistungsfähige Transportinfrastruktur aus Ferngasleitungen und Gasverteilernetzen mit einer Gesamtlänge von rund 480.000 Kilometern. Ein signifikanter Ausbau (z. B. die Ostsee-Pipeline oder innerdeutsche Verbindungen wie beispielsweise die Nord-Süd-Verbindung Sannerz-Rimpar) hat wesentlich dazu beigetragen, die Leistungsfähigkeit des deutschen Transportnetzes zu erhalten und weiter zu steigern.

Es gibt drei Verbindungen zwischen Deutschland und Russland: Neben der Transitroute durch die Ukraine fließt russisches Gas auch über die Ostsee-Pipeline Nord-Stream und durch Transportleitungen über Weißrussland nach Deutschland. Die Nord-Stream-Leitung alleine hat eine mögliche Jahreskapazität von 55 Mrd. m³.

An Erdgas herrscht derzeit wie auch perspektivisch, auch aufgrund der Erdgasförderung in den USA und einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden, weltweiten Handel mit verflüssigtem Erdgas (LNG), kein Mangel auf den Energiemärkten. Erdgas kann darüber hinaus kurzfristig an den europäischen Energie-Handelsplätzen beschafft und in Europa über das eng vermaschte europäische Gasnetz transportiert werden.

– Die 49 deutschen Untertage-Gasspeicher an 38 Standorten können gut 23 Mrd. m³ Arbeitsgas aufnehmen. Das entspricht rund einem Viertel der in Deutschland im Jahr 2018 verbrauchten Erdgasmenge. Die deutsche Gaswirtschaft verfügt damit über das größte Speichervolumen in der Europäischen Union.

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… aus Russland nicht genug Gas geliefert wird … oder werden kann…; s… aus Putins Russland also …

– Der Transport und die Verteilung von Erdgas in Deutschland werden durch eine hochkomplexe und äußerst leistungsfähige Netzinfrastruktur sichergestellt. Hinzu kommen sogenannte unterbrechbare Transportverträge mit großen Verbrauchern: Gasnetzbetreiber haben mit Industrieunternehmen Vereinbarungen getroffen, die eine kurzfristige Unterbrechung der Erdgasbelieferung an diese Firmen ermöglichen und dadurch zur sicheren Versorgung der Endkunden beitragen. Vielfältige Infrastrukturmaßnahmen zur besseren Vermaschung des europäischen Erdgasnetzes wurden realisiert. Die Erdgas-Infrastruktur wird nach Möglichkeit so umgebaut, dass Gas in beide Richtungen fließen kann, also auch von West nach Ost – dies ist besonders wichtig für einige Länder in Mittel- und Osteuropa. Zusätzliche „Reverse Flows“ für den Gastransport entgegen der vorherrschenden Gasflussrichtung sind entlang der bestehenden grenzüberschreitenden Transportnetze eingerichtet worden. Die zunehmende Integration des europäischen Erdgas-Versorgungsnetzes vereinfacht den innereuropäischen Gastransport und damit den grenzüberschreitenden Erdgashandel erheblich und erhöht so die Versorgungssicherheit in Europa.

– Über das europäische Gasnetz ist Deutschland faktisch auch an die bestehenden europäischen LNG-Terminals angebunden. In Europa existieren derzeit 27 LNG-Importterminals, sieben weitere befinden sich im Bau. Die Errichtung von weiteren Terminals ist geplant. Deutschland profitiert beim LNG-Import vom europäischen Binnenmarkt. Im Jahr 2017 war Katar der wichtigste Lieferant der EU (41%), gefolgt von Nigeria (19%), Algerien (17%), Peru (7%), Norwegen (7%), den USA (4%) und Trinidad & Tobago (3%).

– Die Erdgas-Versorgungssicherheits-Verordnung (Erdgas-SoS-VO) als übergeordnetes, europäisches Regelwerk macht wichtige Vorgaben zur Organisation der Erdgas-Versorgungssicherheit auf europäischer Ebene. Dadurch sind insbesondere Haushaltskunden im unwahrscheinlichen Fall eines Lieferengpasses besonders geschützt. Darüber hinaus werden die EU-Mitgliedstaaten durch die Erdgas-SoS-VO zu einer engeren Zusammenarbeit und Koordination in der Gasversorgung, gerade in Engpasssituationen, veranlasst. Gleichzeitig sorgt die Erdgas-SoS-VO durch entsprechende Standards dafür, dass zwischen den Mitgliedstaaten ein einheitliches Niveau sowohl in der Krisenvorsorge, aber auch in der Belastbarkeit der Infrastruktur herrscht. Deutschland erfüllt diese Standards vollumfänglich.

Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) hat unter anderem eine sichere Versorgung mit Gas zum Ziel. Die zuverlässige Versorgung aller Kunden mit Erdgas ist aber nicht nur ein vom Gesetzgeber vorgegebenes Ziel, sondern tägliche Aufgabe aller Unternehmen der Gaswirtschaft. Im

...dann gibt es genügend Fracking-Gas aus den USA ...; Donald Trump freut sich diebisch dann ..
…dann gibt es genügend Fracking-Gas aus den USA …; Donald Trump freut sich dann diebisch …

unwahrscheinlichen Fall eines Lieferengpasses regelt das EnWG die Verantwortlichkeiten, um die Versorgung geschützter Kunden, für die Stromversorgung besonders wichtiger Gaskraftwerke und gewerblicher/industrieller Letztverbraucher aufrecht zu erhalten. Zur näheren Ausgestaltung dieser Regelungen und um sie im Bedarfsfall schnell und verlässlich anwenden zu können, haben sich die Gasversorgungsunternehmen mit dem Leitfaden Krisenvorsorge Gas noch genauere Vorgaben zur operativen Zusammenarbeit sowie zur Kommunikation untereinander gegeben.

Im sogenannten Notfallplan Gas sind außerdem alle Verantwortlichkeiten im Falle einer umfassenden Gaskrise zugeordnet und beschrieben. Weitere Informationen über das Krisenmanagement und die Rolle von Unternehmen und Behörden können auf der Website der Bundesnetzagentur abgerufen werden:

https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Versorgungssicherheit/Krisenmanagement_Krisenvorsor/Krisenmanagement_Krisenvorsorge_node.htm

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenvorsorge hat 2018 die länder- und ressortübergreifende Krisenmanagementübung/Exercise “LÜKEX ” durchgeührt. Das Szenario der Übung befasste sich mit einer theoretischen „Gasmangellage“. Die Ergebnisse finden Sie hier:

https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BBK/DE/2019/07/LUEKEX18_Auswertungsbericht.html