Seit Februar 2018 sind Essen, Bonn, Mannheim, Reutlingen und Herrenberg sogenannte Modellstädte, vom Bund ausgewählte Kommunen also, die von ihm auch Geld dafür erhalten, dass sie mit den von ihnen ausgewählten Maßnahmen zur Verbesserung der  Luftqualität richtungsweisend für andere noch mit hoher Luftverschmutzung belastete Städte und Kommunen seien können.

Die Bundesregierung finanziert die innovativen Maßnahmen...;
Die Bundesregierung finanziert die innovativen Maßnahmen…;

Die Bundesregierung finanziert in diesem Modellprojekt, das von   2018 bis 2020 läuft,  also die innovativen Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und zur Reduzierung von Stickoxiden. Wir, Umwelt- und Energie-Report wollten zur „Halbzeit“ dieses Projektes wissen was sich inzwischen getan hat und welche Maßnahmen die Modellstädte bisher realisiert haben. Heute setzen  wir mit unserem Bericht zu Modellstadt  Herrenberg unsere Berichtserie über die Modellstädte fort. Mit der Stadt Bonn haben wir am 15. August begonnen:(  Saubere Luft: “Lead City“ Bonn geht in die nächste Phase …, )

Mit rund 32.000 Einwohnern ist Herrenberg die deutlich kleinste dieser Städte – und verfolgt jetzt das Ziel, bis 2020 den Stickoxid-Grenzwert von 40 Mikrogramm je m³ Luft einzuhalten. Die Stadt hat bisher einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erarbeitet und Teile davon umgesetzt wie uns die Stadt mitgeteilt hat.

Herrenberg erhält im Rahmen dieses Projektes Fördergelder des Bundes in Höhe von circa 4,5 Millionen Euro. Die Förderquote beträgt insgesamt 95 Prozent, sodass die Stadt Herrenberg lediglich einen Anteil von 5 Prozent der Finanzierung selbst tragen muss. „Bisher haben wir noch keine Mittel abgerufen, werden dies aber im August und September für die Maßnahmen zum ÖPNV und der Messflotte tun“, teilte uns eine Pressesprecherin der Stadt mit.

Maßnahme „Verkehrslenkung/-steuerung“ / „Schluss mit Stop-and-go“

Die Hauptverkehrsachsen in Herrenberg sollen im Jahr 2019 baulich und verkehrlich angepasst werden. Ziel ist es, den Stickoxid-Grenzwert einzuhalten, indem der Verkehrsfluss verstetigt wird und Angebote für den Bus- und Radverkehr geschaffen werden. Insbesondere für den Kfz-Verkehr soll es zu einer Verkehrsverstetigung und generell zu Verbesserungen für den Verkehrsfluss, aber nicht zu einer Geschwindigkeitsbeschleunigung des Verkehrs kommen.

uftqualität. Schluss mit Stopp and go ......Bild U +E
Luftqualität:  Schluss mit Stopp and go ……Bild U +E

Dies soll u.a. durch Geschwindigkeitsbeeinflussungsanlagen ermöglicht werden, die je nach Verkehrslage in der Stadt eine bestimmte Geschwindigkeit vorgeben, damit die Kfz weitgehend ohne anhalten zu müssen durch die Stadt fahren können. Durch die Schaffung zusätzlicher, größtenteils durchgängiger Radfahr- bzw. Schutzstreifen soll das Radfahren in der Stadt attraktiver und sicherer werden. Hierzu müssen jedoch Parkplätze entlang der Hindenburgstraße und der Horber Straße aufgegeben werden. Im Bereich der Hindenburgstraße sind zusätzliche gesicherte Querungsmöglichkeiten für Fußgänger vorgesehen, wodurch die Fußläufigkeit in der Stadt verbessert wird. Linienbusse sollen zudem künftig durch Änderungen in den Ampelschaltungen bevorrechtigt in den Verkehr einfädeln können.

Status: Beschlossen und in Planung

Begleitende Institutionen: Regierungspräsidium Stuttgart, Landkreis Böblingen, Externe Ingenieurbüros

Maßnahme „Messflotte für saubere Luft“

 Im Dezember 2018 wurden 55 Fahrzeuge mit Messmodulen ausgestattet. Diese Messmodule wurden im Februar 2019 aktiviert und fahren bis Ende 2020 durch Herrenberg, um das Fahrverhalten entlang der Hauptverkehrsachsen der Stadt zu messen. Zu den wichtigen erhobenen Daten zählen unter anderem die Geschwindigkeit, das Beschleunigungs- und Abbremsverhalten als auch die Wartezeit auf den Straßen.

Diese Daten bringen viele Vorteile mit sich. Erstens ermöglichen sie es, sich ein Bild vom derzeitigen Status Quo des Verkehrs entlang der Hauptverkehrsachsen zu machen. Zweitens lassen sie zu, dass die Planungen zu den baulichen und verkehrlichen Anpassungen entlang dieser Achsen konkretisiert und bei Bedarf bzw. Notwendigkeit angepasst werden können. Drittens können die baulichen und verkehrlichen Anpassungen nach deren Umsetzung evaluiert werden und es kann analysiert werden, ob es zu Verbesserungen des Verkehrs (insbesondere mit Bezug zum Verkehrsfluss) gekommen ist. Viertens, kann auf Basis der Daten ein wahrscheinlicher Stickoxidausstoß abgeleitet werden.

Status: Beschlossen und in Umsetzung

Begleitende Institutionen: Robert Bosch GmbH

Maßnahme „Verbesserung des ÖPNV“ / „Dritter Bus und verbesserter abendlicher Linienbusverkehr“

 Seit Dezember 2018 wird ein dritter Bus in der Kernstadt Herrenberg eingesetzt, der die beiden anderen Busse ergänzt. Dieser wird insbesondere auf derjenigen Buslinie eingesetzt, welche die meisten Fahrgastzahlen aufweist. Folgende Vorteile ergeben sich hierdurch: Die Taktung dieser Buslinie konnte erheblich verbessert werden (statt 60-Minuten-Takt, nun 30-Minuten-Takt). Durch den dritten Bus kann insbesondere auch der Anschluss an die S-Bahn zum größten Teil gewährleistet werden. Dies ist vor allem werktags in den Morgenstunden für die Pendler in Richtung Stuttgart von großem Nutzen.

Weiterhin wurde der Ruftaxi-Verkehr von der Kernstadt in die Stadtteile in den Abend- und Nachtstunden durch einen Linienbusverkehr ersetzt. Dies bedeutet, dass das bisher notwendige Anrufen nicht mehr notwendig ist, da Kleinbusse nach einem geregelten Fahrplan fahren und so eine regelmäßige Verbindung zwischen der Innenstadt und den Stadtteilen schaffen.

Status: Beschlossen und in Umsetzung

Begleitende Institutionen: VVS, Busunternehmen

Maßnahme „Verbesserung des ÖPNV / Vergünstigte Stadttickets“

Seit Januar 2019 werden vergünstigte Stadttages und Monatstickets (1 Zone) angeboten. Das Einzeltagesticket für den Stadttarif kostet 3 Euro (im Jahr 2018 noch 7 Euro für ein 2-Zonen-Ticket) und das Gruppenticket (für 5 Personen) 6 Euro. Zusätzlich wird jetzt das Monatsticket für 47,50 Euro (im Jahr 2018 noch 67,50 Euro) angeboten. Der früher subventionierte Einzelfahrschein wurden zum 31. Dezember 2018 – im Zuge der Einführung der neuen Preise – abgeschafft.

...vergünstigte Stadttages und Monatstickets...
…vergünstigte Stadttages und Monatstickets…

In Herrenberg hat sich im Zeitraum von Januar bis Juni 2019 im Vergleich zum Zeitraum Januar bis Juni 2018 eine Erhöhung von ca. 27% an gemachten Busfahrten ergeben.

Status: Beschlossen und in Umsetzung

Begleitende Institutionen: VVS

Maßnahme „Mobilitätsplattform“ / „Smart vernetzt mit zukunftsfähiger Mobilität“

 Ende des Jahres 2019 soll eine erste Version einer Mobilitätsplattform veröffentlicht werden, die – auf einem Open-Source-Ansatz basierend – sowohl vom PC und Tablet als auch mit dem Smartphone bedient werden kann. Diese Plattform soll in den kommenden Jahren noch weiter ausgebaut werden. Sie erlaubt es insbesondere, ein intermodales Routing vorzunehmen (z.B. Wege-Kombination aus Fuß-Bus-Bahn oder Auto-Parken-Bus). Auch werden ÖPNV-Fahrplaninformationen eingebunden, die dann innerhalb des nächsten Jahres auch auf Echtzeitbasis zur Verfügung gestellt werden sollen.

Zusätzlich sollen noch weitere Daten eingepflegt werden, die der Nutzerin bzw. dem Nutzer lokal-spezifische Informationen zum Verkehr in Herrenberg liefern und die noch von keiner anderen Verkehrs-App angeboten werden. Hierzu zählen u.a. Echtzeit-Informationen zur Parkplatzverfügbarkeit in Parkhäusern, die Standorte von Radabstellanlagen oder Radservicestationen oder auch die Echtzeit-Verfügbarkeit von Bikesharing-Rädern (RegioRadStuttgart) in Herrenberg.

Status: Beschlossen und in Planung

Begleitende Institutionen: Stadt Ulm, externe Freelancer, ggf. externes Beratungsunternehmen