Wir haben  der politischen Führungsspitze des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI) in Form von Interviewfragen zunächst vorgehalten  die meisten Experten gingen  davon aus, dass die Pipeline Nord-Stream 2 bis Ende des Jahres nicht fertiggestellt werde und somit auch kein Gas liefern könne. Ende des Jahres ende aber auch der Gas-Transit durch die Ukraine. Verhandlungserfolge  habe es bisher nicht gegeben. Es könnte also – im schlimmsten Fall – dazu kommen, dass Europa ohne Gas dasteht? Wirtschaftsminister Peter Altmaier hatte bereits im Juni vor Gesprächen zwischen Russland und der Ukraine  erklärt, dass der Gastransit durch die Ukraine „auch nach 2019 weitergehen und sichergestellt werden“ müsse.Insbesondere für Deutschland sei ein geregelter Transit-Vertrag wichtig, da die Bundesrepublik russisches Gas über Pipelines beziehe, die in der Ukraine verlegt sind

„Wir werden in Europa und in Deutschland in den nächsten Jahren einen steigenden Gasbedarf haben, der gleichzeitig mit einem Rückgang der Gasproduktion in Europa einhergeht ...; Peter Altmaier, bild steffen kugler
„Wir werden in Europa und in Deutschland in den nächsten Jahren einen steigenden Gasbedarf haben, der gleichzeitig mit einem Rückgang der Gasproduktion in Europa einhergeht …; Peter Altmaier, bild steffen kugler

Die Antwort  des BMWI  auch auf die eben zitierte   Frage haben wir am 04.August bereits veröffentlicht (s. unten) Wir zitieren sie aber hier noch einmal ganz und stellen nun dazu den Ausschnitt der Rede vom Chef des BMWI, Wirtschaftsminister Peter Altmaier  die der in der  aktuellen Stunde  des Bundestages am 13. Februar  zur Vereinbarkeit von Nord-Stream 2 mit den Klima- und Energiezielen der EU gehalten hatte. Uns scheint es da zu erheblichen Gegensätzen zu kommen. Im Anschluss haben wir auch die Antwort des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf diese Frage noch mal gestellt. Sie könnte Jemanden zum Schluss kommen lassen: Ja, wofür benötigen wir denn dann überhaupt noch Nord-Stream 2?

Hier zunächst die Antwort des BMWI: „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist sehr hoch und seit Jahren konstant zuverlässig. Wir haben eine diversifizierte Versorgungsstruktur, auch beim Gasbezug. Nach Deutschland importiertes Gas kommt u.a. aus Russland, den Niederlanden und Norwegen. Auch die Pipelinestruktur für den Import nach Deutschland ist diversifiziert. Außerdem verfügt Deutschland über die größten Gasspeicherkapazitäten in der EU und ist im weltweiten Vergleich die Nummer 4. Die Speicherkapazität in Deutschland beläuft sich auf ein Arbeitsgasvolumen von ca. 24,6 Mrd. Kubikmeter. Damit kann theoretisch ca. ¼ des deutschen Jahresbedarfs (ca. 95 Mrd. Kubikmeter) gedeckt werden. Die Speicher sind momentan gut gefüllt.

Darüber hinaus wird durch die Energiewende der Anteil erneuerbarer Energien weiter ansteigen, während die Importabhängigkeit weiter sinken wird. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland lag im 1. Halbjahr 2019 bei über 44% (Quelle BDEW).“

Hier der Ausschnitt  der Rede Altmaiers  zur aktuellen Stunde  Vereinbarkeit von Nord-Stream 2 mit den Klima- und Energiezielen der EU vom 13. Februar 2019

„Wir werden in Europa und in Deutschland in den nächsten Jahren einen steigenden Gasbedarf haben, der gleichzeitig mit einem Rückgang der Gasproduktion in Europa einhergeht. Wir beziehen derzeit rund 30 Prozent des Erdgases, das in Deutschland verbraucht wird, aus den Niederlanden, und Sie wissen sehr wohl, dass die Produktion in den Niederlanden aus ökologischen Gründen in den nächsten Jahren drastisch zurückgehen wird. Das Gleiche gilt für Gasbezugsquellen aus anderen Ländern der Europäischen Union, des Europäischen Wirtschaftsraumes.

An Erdgas herrscht derzeit ... kein Mangel...; BDEW
An Erdgas herrscht derzeit wie auch perspektivisch, auch aufgrund der Erdgasförderung in den USA und einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden, weltweiten Handel mit verflüssigtem Erdgas (LNG), kein Mangel auf den Energiemärkten.l…; BDEW

Und weil wir uns im Regierungsprogramm dieser Koalition gemeinsam darauf verständigt haben, auch den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung in verantwortlicher Weise zu organisieren, werden wir mittelfristig nicht weniger, sondern mehr Gas benötigen. Wenn man die zurückgehende Produktion in den Niederlanden und anderswo und den steigenden Bedarf, um jederzeitige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, zusammen betrachtet, dann kommt man zum Ergebnis, dass wir in Europa insgesamt jährlich bis zu 100 Milliarden Kubikmeter Gas mehr benötigen werden als bisher. Deshalb stellt sich die Frage der Versorgungssicherheit und der Unabhängigkeit auch in einer ganz anderen Weise als bisher….

Aber wenn der Gasbedarf für eine Anzahl von Jahren steigt, dann müssen wir die Frage stellen, was es bedeuten würde, wenn ein Lieferant, aus welchem Grund auch immer, ausfällt. Das ist keine Frage von Freund oder Feind – wir haben auch auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges aus Russland immer die Menge an Gas bekommen, die vereinbart und zugesichert war –; vielmehr ist das eine Frage verantwortlicher Politik. Deshalb sage ich Ihnen: Wenn wir über Nord Stream 2, über Terminals für Flüssiggas (LNG) und über Fragen reden, die mit der Ukraine zu tun haben, dann sind das keine Gegensätze, sondern es sind die verschiedenen Seiten ein und derselben Medaille.“

Hier die BDEW –Antwort  auf  unsere Frage  die wir am vergangenen Freitag den 09. August veröffentlicht haben.

„An Erdgas herrscht derzeit wie auch perspektivisch, auch aufgrund der Erdgasförderung in den USA und einem zunehmend an Bedeutung gewinnenden, weltweiten Handel mit verflüssigtem Erdgas (LNG), kein Mangel auf den Energiemärkten. Erdgas kann darüber hinaus kurzfristig an den europäischen Energie-Handelsplätzen beschafft und in Europa über das eng vermaschte europäische Gasnetz transportiert werden. …

– Über das europäische Gasnetz ist Deutschland faktisch auch an die bestehenden europäischen LNG-Terminals angebunden. In Europa existieren derzeit 27 LNG-Importterminals, sieben weitere befinden sich im Bau. Die Errichtung von weiteren Terminals ist geplant. Deutschland profitiert beim LNG-Import vom europäischen Binnenmarkt. Im Jahr 2017 war Katar der wichtigste Lieferant der EU (41%), gefolgt von Nigeria (19%), Algerien (17%), Peru (7%), Norwegen (7%), den USA (4%) und Trinidad & Tobago (3%).“

Lesen Sie auch  die Antworten des BMWI auf unsere verschiedenen Fragen und auch unseren Bericht: Bibbern wir im Winter weil russisches Gas fehlt..? Fragen an das… und Antworten vom Bundeswirtschaftsministerium…

Und auch die Antworten des  BDEW auf unsere verschiedenen Fragen: Auch künftig gibt es genügend Gas- auch bei Problemen mit Russland……