Das Bundeskabinett hat am vergangenen Mittwoch, 04. September  auf Vorschlag von Bundesumweltministerin Svenja Schulze das “Aktionsprogramm Insektenschutz” beschlossen. ( Umwelt- und Energie-Report hatte einen umfangreichen Vorbericht veröffentlicht, s. unten)

Svenja Schulze : "...Das Insektensterben ist dramatisch und es hat viele Ursachen...!!!"
Svenja Schulze : “…Das Insektensterben ist dramatisch und es hat viele Ursachen…!!!”

Es handelt sich, nach Darstellung von Schulze,  um das bisher umfangreichste Maßnahmenpaket der Bundesregierung zum Schutz von Insekten und ihrer Artenvielfalt. Mit konkreten Maßnahmen in neun Handlungsbereichen adressiert das Programm alle wesentlichen Ursachen des Insektensterbens, unter anderem mit deutlich strengeren Regeln zum Einsatz von Pestiziden. Der Bund stellt künftig jährlich 100 Millionen Euro mehr für den Insektenschutz und die Insektenforschung zur Verfügung.

„Das Insektensterben ist dramatisch und es hat viele Ursachen. Aber mit den richtigen Maßnahmen in vielen Bereichen ist die Trendumkehr zu schaffen“, glaubt  Svenja Schulze.  Die Bundesregierung verbietet den Glyphosateinsatz zum europarechtlich frühestmöglichen Zeitpunkt im Jahr 2023 und will den Einsatz schon vorher deutlich einschränken. Immerhin hatte CSU-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) im November 2017 die Glyphosat- Verlängerung ermöglicht, gegen den Willen auch der SPD – eine schwere Belastung für die GroKo damals.

Mindestens genauso wichtig für die Insekten ist, betonte Schulze nach dem Kabinettsbeschluss,  dass auch der Einsatz von allen anderen Pestiziden deutlich verringert wird. „Alles, was Insekten hilft, wollen wir fördern und alles, was ihnen schadet, werden wir vermeiden” , so die Ministerin.

Neben strengeren Regeln wird auch die Finanzierung des Insektenschutzes stark verbessert: Der Bund wird pro Jahr 100 Millionen Euro zusätzlich für die Förderung von Insektenschutzmaßnahmen innerhalb und außerhalb der Agrarlandschaft sowie für Insektenforschung bereitstellen. Dazu gehören Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro pro Jahr für einen Sonderrahmenplan für den Insektenschutz im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe “Verbesserung der Agrarstruktur- und des Küstenschutzes” (GAK). Dazu kommen 25 Millionen Euro Bundesmittel für konkrete Insektenschutzprojekte auch außerhalb der Agrarlandschaft sowie weitere 25 Millionen Euro pro Jahr für die Insektenforschung und den Aufbau eines bundesweiten Insektenmonitorings.

„Alles, was Insekten hilft, wollen wir fördern und alles, was ihnen schadet, werden wir vermeiden" , so Svenja Schulze
„Alles, was Insekten hilft, wollen wir fördern und alles, was ihnen schadet, werden wir vermeiden” , so Svenja Schulze, bild U + E

Zudem werden Schutzgebiete gestärkt und für Insekten besonders wichtige Lebensräume besser geschützt: der gesetzliche Schutz wird auf die Biotope “Artenreiches Grünland” und “Streuobstwiesen” erweitert und in einem Großteil der Schutzgebiete wird es ein vollständiges Verbot geben für den Einsatz von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden. Auch wird bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln der Mindestabstand zu Gewässern auf zehn Meter festgelegt, beziehungsweise auf fünf Meter dort, wo die Abstandsfläche dauerhaft begrünt ist.

Diese Regelungen sollen  noch in dieser Legislaturperiode durch ein Insektenschutzgesetz und parallele Rechtsverordnungen verbindlich vorgegeben werden. Dazu kommen  noch Änderungen im Naturschutzrecht, Pflanzenschutzrecht, Düngerecht sowie im Wasserrecht.

Weitere Maßnahmen des Aktionsprogramms widmen sich dem Schutz und der Wiederherstellung von Insektenlebensräumen vom Land bis zur Stadt; der Eindämmung der Lichtverschmutzung, der Reduzierung von Nähr- und Schadstoffeinträgen in Insektenlebensräume sowie der Unterstützung des Engagements für Insekten in der gesamten Gesellschaft.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Thema im Kabinett: Die Situation unserer Insekten ist hochdramatisch

und auch: Rodungen und Glyphosat helfen hier wohl nicht …