In vielen Städten werden die Luftgrenzwerte für Stickstoffdioxid (NOx) nicht eingehalten. In diesen Städten drohen daher Fahrverbote. Und dem Bund droht eine Strafe wegen der Verletzung der entsprechenden EU-Vorgaben. Um dies abzuwenden machte der Bund im Februar 2018 der EU-Kommission unter anderem den Vorschlag, „Lead Cities“, das heißt Modellstädte, zu bestimmen.

Wir sind mitten in der Umsetzung unseres neuen Stadtbusnetzes ......
Wir sind mitten in der Umsetzung unseres neuen Stadtbusnetzes ……

Das Ziel des Projekts ist es, in Städten, in denen es Probleme mit der Luftreinhaltung (Grenzwerte für Stickstoffdioxid) gibt, testweise größere Maßnahmen für Verbesserungen zu erproben und somit Wege aufzuzeigen, wie Diesel-Fahrverbote vermieden werden können. Neben Bonn sind auch die Städte Essen, Mannheim, Reutlingen und Herrenberg ausgewählt worden.

In der Stadt Reutlingen werden die gesetzlich vorgeschriebenen Emissionswerte für Stickstoffoxid an verschiedenen Stellen überschritten – die Probleme mit Stickoxiden und auch Feinstaub kennen viele deutsche und europäische Städte. Das Land Baden-Württemberg wurde daher vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) verurteilt, die Luftreinhalteplanung in Reutlingen so zu ändern, dass die Grenzwerte schnellstmöglich eingehalten werden.

Im Februar 2018 haben dann zuerst die fünf Oberbürgermeister der “Modellstädte zur Luftreinhaltung” der Leitung des Bundesumweltministeriums in Bonn. erste Vorschläge für Pilotvorhaben zur besseren Luftqualität unterbreitet. Dazu zählten unter anderem stärkere finanzielle Anreize zur Nutzung des ÖPNV und die Förderung von Fahrradverleihsystemen. Diese nannten die VertreterInnen der fünf Modellstädte Bonn, Essen, Herrenberg, Mannheim und Reutlingen bei dem  Treffen in Bonn.  Wir haben bei der „Modellstadt Reutlingen“ angefragt wie es mit der Umsetzung der geplanten Maßnahmen aussieht und wie es weitergehen kann.

„Wir sind mitten in der Umsetzung unseres neuen Stadtbusnetzes, das wir am 9. September in Betrieb nehmen“, teilte uns eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit.

Zehn neue Buslinien und über 100 neue Haltestellen soll es künftig geben und weitere zwei Millionen Fahrplankilometer,also  sechs statt heute vier Millionen Fahrplankilometer und 271.000 Fahrplanstunden, sind in Vorbereitung.

Das ist das neue Stadtbusnetz, da, laut Erklärung der Stadt,  im zweiten Halbjahr 2019 an den Start geht. Die Fahrpläne werden demnach verdichtet, bestehende Verbindungen werden verlängert. Die Gartenstraße wird zur neuen, zentralen Nahverkehrsachse zwischen Altstadt und Oststadt.

Zwölf Buslinien werden sie in kurzen Abständen befahren. Viele Wege zwischen Stadtteilen, Bezirksgemeinden und Gewerbegebieten können künftig ohne Umsteigen in der Innenstadt zurückgelegt werden. Sechs so genannte Quartiersbuslinien mit Kleinbussen erreichen auch Wohngebiete in Hanglagen.

Mark Hogenmüller Geschäftsführer und Betriebsleiter der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft (RSV)erklärte auf die Frage: „Wie laufen die Vorbereitungen? 44 Prozent an zusätzlichen Fahrplankilometern sind nicht gerade wenig!“

Antwort: „Nach aktuellem Planungsstand sind es sogar noch ein paar Prozent mehr. Bei uns bei der

44 Prozent an zusätzlichen Fahrplankilometern sind nicht gerade wenig!“Mark Hogenmüller
44 Prozent an zusätzlichen Fahrplankilometern sind nicht gerade wenig!“Mark Hogenmüller

RSV laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wir investieren 5,5 Mio. Euro in zusätzliche Fahrzeuge und stellen neues Personal ein. In den Sommerferien können wir uns intensiv um die Lieferungen der zusätzlichen Fahrzeuge und die Ausbildung der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern.“

Vom Bund hat Reutlingen für die  Modellmaßnahmen 14,55 Mio. Euro  erhalten erklärte uns die Stadt, verteilt auf folgende Anträge:

1.) Neues Stadtbusnetz – Bau der zentralen Nahverkehrsachse (Gartenstraße)
2.) Neues Stadtbusnetz – Bau zusätzlicher Haltestellen (113 Haltestellen insgesamt)
3.) Neues Stadtbusnetz – Betriebszuschüsse (Inbetriebnahme und Defizitausgleich bis Ende 2020)
4.) Umwelt-Ticket-Paket (Tarifsenkungen in der Wabe 220)

Den Punkt 4, der unter anderem das 365-Euro-Ticket umfasst, hat Reutlingen bereits zum 1. Januar 2019 umgesetzt: Bislang haben über 800 Menschen das Angebot angenommen, für einen Euro am Tag mit dem Bus zu fahren.

Lesen Sie dazu auch:Saubere Luft: “Lead City” Bonn geht in die nächste Phase …

und auch: Bessere Luft: Modellstadt Herrenberg  Schluss  mit Stop -and -go