„Die Ergebnisse der fünften Ausschreibungsrunde 2019 sind katastrophal, überraschen uns aber nicht“,  kommentierte am vergangenen Freitag, 18. Oktober,  BWE-Präsident Hermann Albers die am selben Tag vorgestellten Ausschreibungsergebnisse Wind Onshore.

.Wir brauchen wir jetzt einen politischen Mutausbruch! ..... Bild U&E
.Wir brauchen wir jetzt einen politischen Mutausbruch! ….. Bild U&E

Und dann poltert er: „Seit Monaten machen wir ganz konkrete Vorschläge, um zusammen mit der Politik den Genehmigungsstau bei der Windenergie endlich zu lösen. Doch die politische Reaktion aus Berlin zeigt uns, dass die Krise der Windbranche schlichtweg nicht ernstgenommen wird.“

Wichtige Entscheidungen werden wegdelegiert, Handlungszeiträume bis ins nächste Jahr gestreckt, während die wöchentlichen Meldungen um Arbeitsplatzverluste ein Handeln heute verlangen. Wer die Branche nötigt, derart lange die Luft anhalten zu müssen, braucht sich am Ende nicht wundern, wenn sie an Atemnot verstirbt“, bilanzierte Albers.

Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bestätigte am selben Tag: “Mittlerweile dokumentiert jede Ausschreibung die großen Probleme beim dringend notwendigen Ausbau der Windenergie an Land. Die

 Herr Minister, nicht nur Wind machen beim Windgipfel ......" ..."; Peter Altmaier, bild steffen kugler
“… Herr Minister, nicht nur Wind machen beim Windgipfel ……” …”; Peter Altmaier, bild steffen kugler

Genehmigungssituation und die jüngsten Ausschreibungsergebnisse stehen in scharfem Kontrast zum notwendigen Ausbaupfad in Richtung des Ziels, 65 Prozent des Strombedarfs bis 2030 aus Erneuerbaren Energien zu bestreiten. Nach Berechnungen des BDEW müssten jährlich zwischen 2,9 und 4,3 GW (netto) aus Windenergie an Land-Anlagen zugebaut werden. Davon sind wir meilenweit entfernt. Völlig kontraproduktiv ist  aus Sicht Kapferers der Plan der Bundesregierung, künftig einen Mindestabstand von 1.000 Metern zwischen Windenergieanlagen und der nächsten Wohnbebauung pauschal festzuschreiben. Dieser soll auch für das Repowering gelten. Der BDEW sieht in dieser Maßnahme eine drastische Einschränkung der Flächen, die den energie- und klimapolitischen Zielen diametral entgegensteht.
BEW-Präsident Albers bestärkt laut Bundesnetzagentur wurden bei einer ausgeschriebenen Menge von 675 Megawatt nur 25 Gebote mit einem Volumen von 204 Megawatt eingereicht und bezuschlagt. Der Windmarkt ist mit Jahresbeginn stark eingebrochen: Das erste Halbjahr des Jahres 2019 ist das schwächste in der Geschichte des Windenergieausbaus, konstatiert der BWE in seinem Statement.

„Die Strategie ,Komm ich heut nicht, komm ich morgen‘ funktioniert bei der energetischen Transformation nicht, warnt deshalb BWE-Präsident Albers. Und er weist darauf hin: „Bis zur Stilllegung der letzten aktiven Atomkraftwerke und dem tatsächlichen Kohleausstieg müssen die Erneuerbaren Energien und insbesondere die Windenergie heutige Erzeugungskapazitäten ersetzen. Zusätzlich wird es in einer emissionsfreien Volkswirtschaft und einem Industrieland unserer Größe nötig sein, dass wir die erhöhte Stromnachfrage in den Sektoren Verkehr, Industrie und Wärme decken. Andernfalls rennen wir sehenden Auges in eine Stromlücke!

Woher soll ein Großteil des Stromes – etwa zur Erfüllung von Peter Altmaiers Wasserstoffstrategie – kommen, wenn nicht aus der Windenergie?“, so Albers weiter. Nach Berechnungen der Erneuerbaren-Verbände wird der Strombedarf im Jahr 2030 bei 740 TWh liegen. Die Bundesregierung hingegen geht derzeit von einem deutlich niedrigeren Strombedarf von lediglich 572 bis 587 TWh aus. „Wenn wir keinen Erzeugungsengpass riskieren wollen, brauchen wir jetzt einen politischen Mutausbruch! Die Wirtschaft macht es uns schon vor. Weltweit führende Konzerne haben sich höhere CO2-Reduktionsziele gesetzt als die Bundesregierung. Sie wollen ihre Produktion vollständig auf Erneuerbare Energien umstellen. Selbst energieintensive Unternehmen der Zement- und Stahlbranche gehen engagiert voran. Den gleichen Mumm wünsche ich mir auch von der Politik!“, bringt Albers die verhaltene Wut seines Verbandes auf den Punkt.