Gegen Uran-Transporte: “Die gesamte Gesellschaft wird derzeit aufgerufen… “
Das Bundesinnenministerium hat den für nächste Woche geplanten Atomtransport von der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau zur russischen Atomfabrik Novouralsk aufgrund der erheblichen Belastungen durch die Corona-Krise gestoppt. Anti-Atomkraft-Initiativen, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Ärzteorganisation IPPNW hatten befürchtet, dass der der Transport bereits zu Beginn der kommenden Woche, also bereits morgen Montag, oder am kommenden Dienstag, 31. März gestartet würde und hatten deshalb Urenco sowie die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Bundesregierung dringend aufgefordert, in den dramatischen Corona-Zeiten verbindlich auf diese zusätzliche und vollkommen vermeidbare Belastung der Öffentlichkeit zu verzichten.
Sie hatten zunächst auch ein erstes Schreiben an NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart (FDP) abgesandt , weil es aber bisher unbeantwortet blieb ist ihm ein weiterer Brief am vergangenen Donnerstag, 26. März, zugesandt worden. Nun hat das Bundesinnenministerium, hat Horst Seehofer reagiert.
Unterdessen wurde bekannt, dass sich das Uranschiff Mikhail Dudin bereits auf dem Weg von
St. Petersburg nach Antwerpen befindet. Auch dies war ein Grund weshalb die Anti-Atomkraft-Initiativen damit rechneten dass der Uranmülltransport von Gronau nach Russland stattfinden würde.
In den Schreiben an Pinkwart geht es zudem um die Frage, wie der Betrieb der Uranan-reicherungsanlage Gronau in Corona-Zeiten überhaupt sichergestellt ist, falls sich auch Belegschaftsmitglieder mit Corona infizieren sollten. “Die gesamte Gesellschaft wird derzeit aufgerufen, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Dazu gehören dann auch Proteste gegen gefährliche
Atomtransporte. Es kann deshalb nicht sein, dass ausgerechnet jetzt ein Konzern wie Urenco mit seinen deutschen Anteilseignern RWE und EON mehrere Hundert Tonnen Atommüll unter Einsatz der Polizei und unter Vorhaltung von Schutzmaßnahmen durch die örtlichen Feuerwehren und Krankenhäuser auf die Reise schickt. Die Route führt von Gronau über Steinfurt, Münster, Drensteinfurt, Hamm, den Kreis
Unna, das Ruhrgebiet, Duisburg, Viersen, Mönchengladbach, Venlo und viele niederländische Orte bis zum Hafen Amsterdam. Die Menschen in Russland dürfen ohnehin nur sehr eingeschränkt protestieren, sodass die Uranmüllexporte auch ohne Corona schon unmoralisch sind – jetzt muss Urenco dringend öffentlich Verantwortung zeigen,” so Udo Buchholz vom örtlichen Arbeitskreis Umwelt Gronau.
Bei den letzten Uranmülltransporten hatten AtomkraftgegnerInnen zwei Uranmüllzüge zwischen Gronau und Münster mit spektakulären Abseilaktionen für mehrere Stunden blockiert. Auch in Russland kam es in St. Petersburg, Moskau und am Zielort Novouralsk zu Protesten. Sollte es jetzt wider aller Vernunft doch zu einem neuen Uranmülltransport kommen, ist davon auszugehen, dass es zu spontanen Protesten entlang der deutschen und niederländischen Bahnstrecken kommen wird. In den vergangenen Tagen hatten die Behörden einen für Anfang April geplanten Castor-Transport vom britischen Sellafield ins stillgelegte AKW Biblis aufgrund der Corona-Gefahren abgesagt.