Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer verwies während der Regierungspressekonferenz in Berlin am Mittwoch, 08. April darauf , dass „…der Waldbericht 2017 uns gezeigt hat, dass nicht nachhaltiger landwirtschaftlicher Anbau für bis zu 80 Prozent der Entwaldung in den Tropen verantwortlich ist. Ein Großteil der auf diesen Flächen produzierten Erzeugnisse wird auch international gehandelt und in globalen Wertschöpfungsketten weiterverarbeitet. Die Bundesregierung nimmt hier ihre globale Verantwortung sehr ernst, so Demmer und betonte weiter: „Sie hat deshalb heute Leitlinien zur Förderung entwaldungsfreier Lieferketten von Agrarrohstoffen beschlossen.“

"..Die Bundesregierung nimmt hier ihre globale Verantwortung sehr ernst....;  Ulrike Demmer, bild sandra steins
“..Die Bundesregierung nimmt hier ihre globale Verantwortung sehr ernst….; Ulrike Demmer, bild sandra steins

Eine Journalistenkollegin wollte  daraufhin von  Ulrike Demmer wissen:

Frage: „ …Hat das Ernährungsministerium Informationen darüber, wie viele Unternehmen solche Lieferketten schon haben? Wie hoch ist im Moment der Anteil deutscher Unternehmen, die bereits solche waldrodungsfreien Lieferketten nachweisen?“ Und, wollte sie weiter wissen: „Wie ist angesichts der Schwierigkeiten, das Lieferkettengesetz in Gang zu bringen, die Einschätzung dazu, was man mit diesen neuen Leitlinien erreichen kann?“ Umwelt- und Energie-Report hatte bereits am 17. April darüber berichtet ( s. unten) und musste bei der Antwort auf die Frage der Journalistenkollegin passen, weil Ulrike Demmer darauf verwies, dass niemand vom Ernährungsministerium anwesend sei, der die Frage beantworten könnte. Wir haben sie, wie Ulrike Demmer zugleich empfahl  an das Haus von Ernährungsministerin Julia Klöckner gestellt und diese Antwort am vergangenen Freitag, 17. April, von einem Sprecher der Ministerin erhalten.

Antwort: Dem BMEL liegen keine konkreten Informationen darüber vor, wie viel Unternehmen bereits intern auf entwaldungsfreie Lieferketten achten.

Das BMEL fördert den Aufbau nachhaltiger und entwaldungsfreier Lieferketten, speziell in den Rohstoff-spezifischen Foren FONAP (Palmöl), FNK (Kakao) und dem Dialogforum für nachhaltigere

...Holtz bietet große ökologische und klimarelevante Vorteile ., bild U+E
…landwirtschaftlicher Anbau für bis zu 80 Prozent der Entwaldung in den Tropen verantwortlich ., bild U+E

Eiweißfuttermittel. Im Rahmen dieser Foren findet ein zielführender Austausch der einzelnen Unternehmen auch über ihre jeweiligen Selbstverpflichtungen und Erfolge im Aufbau entwaldungsfreier Lieferketten für die einzelnen Rohstoffe statt. So verpflichten sich z.B. die Mitglieder des FONAP „100 % nachhaltig zertifiziertes Palmöl“ nach den vom FONAP anerkannten Zertifizierungssystemen RSPO, ISCC+, RSB und Rainforest Alliance zu nutzen. Dies beinhaltet auch Kriterien für Entwaldungsfreiheit.

 

Auf nationaler Ebene ist von der Bundesregierung derzeit kein Lieferkettengesetz geplant. Auf EU-Ebene evaluiert die EU-Kommission derzeit die Situation und alle Möglichkeiten bezüglich entwaldungsfreier Lieferketten. Das Ergebnis wird nächstes Jahr erwartet, daran anschließend werden die Diskussionen bezüglich möglicher Regelungen – einschließlich rechtlicher –  beginnen.“

So weit die Antwort auf die von der Journalistenkollegin gestellte Frage.

"Wenn Wälder aktiv zerstört werden, dann ist das fatal...." Julia Klöckner, bild steffen kugler
“Wenn Wälder aktiv zerstört werden, dann ist das fatal….” Julia Klöckner, bild steffen kugler

Ernährungsministerin Julia Klöckner selbst erklärte  uns gegenüber:   “Wenn Wälder aktiv zerstört werden, dann ist das fatal. Es betrifft uns alle, wenn weltweit Raubbau betrieben wird. Denn Wälder sind unsere Lunge, erfüllen viele wichtige Funktionen – für das Klima, für uns Menschen, für die Natur und für die ländliche Entwicklung. Nicht nur im eignen Land müssen wir sie daher schützen, auch importierte Waldzerstörung müssen wir verhindern. Als erstes Ministerium in der Europäischen Union legen wir daher Leitlinien für entwaldungsfreie Lieferketten von Agrarrohstoffen vor. Mit den Produzentenländern wollen wir Lösungen finden. Aber es geht hier auch um eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung: Klare, kontrollierbare Selbstverpflichtungen der Wirtschaft sind erforderlich, und auch wir Verbraucher haben es mit in der Hand durch unser Konsumverhalten. Zertifizierungen sind dafür eine hilfreiche Orientierung. Die Leitlinien sind zudem ein klares Signal an unsere heimischen Erzeuger. Wir können von ihnen nicht ein Mehr an Klimaschutz verlangen, gleichzeitig aber auf Waren setzen, für deren Anbau andernorts massiv Bäume gefällt oder niedergebrannt werden.”

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Besonders wird sie auf den Schutz von Primärwäldern achten …!