Der Zustand der Natur vor allem in der Agrarlandschaft  ist überwiegend schlecht. Ja, der Natur in Deutschland geht es insgesamt nicht gut genug. Das geht aus dem “Bericht zur Lage der Natur” hervor, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, gestern, Dienstag, 19. Mai, in Berlin vorstellten.

"Die Generalinventur unserer biologischen Vielfalt in Deutschland zeigt ...;  Bundesumweltministerin Svenja Schulze. .."Svenja Schulze bild bundesrg.
“Die Generalinventur unserer biologischen Vielfalt in Deutschland zeigt …;  Bundesumweltministerin Svenja Schulze.  bild bundesrg.

Positive  gibt es danach lediglich  in Wäldern und  erste Lichtblicke in Dörfern und Städten. Aber sonst sieht es recht düster aus. Der Bericht basiert auf Daten, : Von insgesamt rund 14.000 Stichproben von den Sandbänken in der Nordsee bis zu den Lärchenwäldern in den Alpen sowie vielen weiteren Beobachtungen aus dem bundesweiten Vogelmonitoring. Die Daten werden  nur alle sechs Jahre erhoben, sie werden auch an die EU-Kommission weitergeleitet.

„Die Generalinventur unserer biologischen Vielfalt in Deutschland zeigt ein sehr gemischtes Bild“, fasste Svenja Schulze die Ergebnisse zusammen.  In manchen Teilen des Landes erhole sich die Natur: Vielen Buchenwäldern gehe es gut, in den Wäldern und Siedlungen gebe  es wieder mehr Vögel. Auch die Renaturierung von Flüssen und Auen trage zur Erholung der Natur bei. Aber: „Vor allem in der Agrarlandschaft geht es der Natur dagegen besorgniserregend schlecht“, warnte die Ministerin mit Blick auf das Tun der großen landwirtschaftlichen Betriebe.  „Das gilt besonders für Schmetterlinge und andere Insektenarten, die auf blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen sind. Denn diese wichtigen Ökosysteme gibt es in der intensiven Landwirtschaft immer seltener. Starke Verluste sehen wir auch bei vielen Vogelarten der Agrarlandschaft wie Kiebitz und Rebhuhn.”

“Artenreiche Wiesen und Weiden verzeichnen sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge“, gab BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel als Erklärung.  Dieser Trend setze sich seit dem ersten nationalen FFH-Bericht im Jahr 2001 ungebrochen fort. Mehr als die Hälfte aller FFH-Grünland-Lebensraumtypen befinde sich in Deutschland in einem ungünstig-schlechten Erhaltungszustand. „Der Schutz des Grünlands muss deshalb nicht nur auf europäischer, sondern auch auf nationaler Ebene

.. sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge“, gab BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel...;Präsidentin BfN Beate Jessel
… sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge“, BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel…

verbessert werden“, fordert sie.  „Renaturierte Feuchtgebiete, intakte Moore und nachhaltig genutzte Wälder können entscheidend zu Klimaschutz und Klimaanpassung beitragen”, so beate Jessel.

Die Ergebnisse des Berichts zeigen: Im Einzelnen sind 25 Prozent der untersuchten Arten in einem günstigen Erhaltungszustand, darunter der Seehund und die Kegelrobbe in der Nordsee oder der Steinbock in den Alpen. 30 Prozent sind in einem unzureichenden Zustand. 33 Prozent sind in einem schlechten Zustand, das betrifft vor allem Schmetterlinge, Käfer und Libellen. Bei den Lebensräumen sieht es ähnlich aus. Hier sind 30 Prozent in einem günstigen Zustand, zum Beispiel verschiedene Wald-Lebensräume, alpine Heiden und Gebüsche sowie Fels-Lebensräume. 32 Prozent weisen einen unzureichenden Zustand auf, während sich 37 Prozent der untersuchten Lebensräume in einem schlechten Zustand befinden, vor allem die landwirtschaftlich genutzten Grünland-Flächen, aber auch Seen und Moore.

Zum Hintergrund: So entsteht der  Bericht

Alle sechs Jahre nehmen Bund und Länder eine Bewertung des Zustands der Natur in Deutschland vor. Dazu werden umfassende Berichte erstellt, die durch die Bundesregierung an die EU-Kommission zur Erfüllung der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und der EU-Vogelschutz-Richtlinie übermittelt werden. Grundlage für die Analyse ist ein Datenschatz, den ehrenamtliche Naturschützerinnen und Naturschützer und Behörden bundesweit zusammengetragen: In rund 14.000 Stichproben haben sie im Zeitraum von 2013 bis 2018 den Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen erfasst, die über die europäischen FFH- und Vogelschutzrichtlinien geschützt sind. Für den Vogelschutzbericht liefern die Programme des bundesweiten Vogelmonitorings eine weitere wichtige Datenbasis. Aus den Daten lassen sich auch Rückschlüsse auf die Lage der Natur in Deutschland insgesamt ziehen.