Die EU-Kommission hat am gestrigen Donnerstag, 19. November vorgeschlagen, die Offshore-Windenergiekapazität Europas von derzeit 12 GW bis 2030 auf mindestens 60 GW und bis 2050 auf 300 GW auszubauen. Dies mit Blick auf das EU-Ziel, bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden,  haben EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und EU-Energiekommissarin Kadri Simson die neue Strategie für erneuerbare Offshore-Energie vorgestellt.

Ergänzt werden soll die bis 2050 durch 40 GW an Meeresenergie sowie durch erneuerbare Offshore-Energie aus anderen Quellen wie schwimmende Wind- und Solaranlagen. Bis 2050 werden dafür Investitionen, so heißt es im neuen Strategiepapier,  von knapp 800 Mrd. Euro erforderlich sein.

"...mehr in erneuerbare Offshore-Energie investieren “.; EU-Kommissar Frans Timmermanns:
“…mehr in erneuerbare Offshore-Energie investieren “.; EU-Kommissar Frans Timmermanns:

Die steigende Gewinnung von Energie auf dem Meer soll jedoch  im Einklang mit der Natur erfolgen. Grundlage für diese Ausbauziele ist das enorme Potenzial aller Meeresbecken in Europa und die weltweit führende Rolle europäischer Unternehmen in diesem Sektor. Die Strategie zeige die Chancen auf, die sich aus dem Ausbau der Offshore-Energie für Nordsee, Ostsee, Schwarzes Meer, Mittelmeer und Atlantik sowie für bestimmte Küsten- und Inselgemeinschaften eröffneten, erklärten die Kommissare in ihrem Plädoyer für die neue Strategie.  Es profitierten zudem Binnenregionen, in denen Produktion und Forschung bereits jetzt zum Ausbau der Offshore-Energie beitragen.

„In der heute vorgelegten Strategie zeigen wir sowohl die Dringlichkeit als auch die Möglichkeiten auf, mehr in erneuerbare Offshore-Energie zu investieren“, erklärte Frans Timmermans, der für den Grünen Deal zuständige Exekutiv-Vizepräsident.

Kadri Simson, für Energie zuständige Kommissarin, verstieg sich sogar zu der Einschätzung: „Europa ist auf dem Gebiet der erneuerbaren Offshore-Energie globaler Spitzenreiter und kann bei deren weltweitem Ausbau zur treibenden Kraft werden. Es gelte nun  Potenzial der Offshore-Windenergie voll und ganz ausschöpfen und die Entwicklung weiterer Technologien wie z. B. Wellen- und Gezeitenkraftwerke oder schwimmender Solaranlagen voranzutreiben. Die Kommissarin gestand aber auch: „ Wir müssen die Erzeugung in der EU steigern, um unsere Klimaziele zu erreichen, die wachsende Nachfrage nach Strom zu decken und zur Erholung der Wirtschaft nach der COVID-19-Krise beizutragen.“

Die Kommission will auf der Grundlage der überarbeiteten TEN-E-Verordnung auch einen Rahmen für die langfristige Offshore-Netzplanung vorschlagen, der die Regulierungsbehörden und die

"... Europa ist auf dem Gebiet der erneuerbaren Offshore-Energie globaler Spitzenreiter ..." Kadri Simson , bild eu
“… Europa ist auf dem Gebiet der erneuerbaren Offshore-Energie globaler Spitzenreiter …” Kadri Simson , bild eu

Mitgliedstaaten der einzelnen Meeresbecken einbezieht.

Notwendige Investitionen

Die Kommission schätzt, dass bis 2050 Investitionen von knapp 800 Mrd. Euro erforderlich sein werden, um die von ihr vorgeschlagenen Ziele zu verwirklichen. Um diese Mittel zu mobilisieren, wird die Kommission nach eigenen Angaben

  • einen klaren und unterstützenden Rechtsrahmen schaffen. Vor diesem Hintergrund präzisierte die Kommission heute auch die Vorschriften für den Strommarkt in einer begleitenden Arbeitsunterlage der Kommissionsdienststellen und wird prüfen, ob noch weitere spezifische und gezielte Vorschriften erforderlich sind. Die Kommission wird sicherstellen, dass die Überarbeitung der Leitlinien für staatliche Beihilfen in den Bereichen Energie und Umweltschutz und der Erneuerbare-Energien-Richtlinie die kosteneffiziente Nutzung erneuerbarer Offshore-Energie erleichtert .
  • dabei soll  helfen, Mittel aus allen einschlägigen Fonds zu mobilisieren, um die Entwicklung des Sektors zu unterstützen. Ferner werden Mittel aus dem Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“ mobilisiert, um die Forschung und Entwicklung insbesondere in Bezug auf weniger ausgereifte Technologien zu fördern.
  • für eine stärkere Lieferkette sorgen. In der Strategie wird hervorgehoben, dass Produktionskapazitäten und Hafeninfrastrukturen verbessert werden müssen und mehr angemessen ausgebildete Arbeitskräfte benötigt werden, um höheren Installationsraten gerecht zu werden. Die Kommission plant, im Rahmen des Industrieforums für saubere Energie eine gesonderte Plattform für erneuerbare Offshore-Energie zu gründen, um alle Akteure zusammenzubringen und die Entwicklung der Lieferkette anzugehen.

Die Kommission hat am gestrigen Donnerstag, 19. November,  auch einen neuen Leitfaden zum Ausbau der Windenergie und den EU-Naturschutzvorschriften verabschiedet.