“Gezielte Insektenförderung für die Landwirtschaft” ist der Grundgedanke des Projekts mit dem es erreicht werden soll weg von Pestiziden, hin zu einer naturverträglichen Landbewirtschaftung mithilfe von Insekten zu kommen, das nun im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gestartet ist. Das gab das Bundesumweltministerium am vergangenen Dienstag, 26. Januar, bekannt.

"...wild lebende Insektenarten stehen in der Landwirtschaft jedoch stark unter Druck  ...; Beate Jessel Beate Jessel
“…wild lebende Insektenarten stehen in der Landwirtschaft jedoch stark unter Druck …; Beate Jessel Beate Jessel

Nützlingen wie Schlupfwespen oder Blumenwanzen sollen so wieder mehr Nahrung, Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeiten in der Agrarlandschaft geboten werden. Das Projekt soll Blühstreifen schaffen, die insbesondere die Nützlinge fördern. Mit dieser Form der natürlichen Schädlingskontrolle sollen langfristig auch der Einsatz und die Abhängigkeit von Pestiziden reduziert werden. Das Bundesamt für Naturschutz fördert das Projekt in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen mit Mitteln des Bundesumweltministeriums (BMU)  in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro.

„Sowohl die Gesamtmenge als auch die Artenvielfalt bei den Insekten sind .., dramatisch zurückgegangen“, bilanzierte Bundesumweltministerin Svenja Schulze anlässlich der Bekanntgabe des Programms noch mal. Dabei verwies sie zugleich darauf, dass Insekten für die  Menschen unverzichtbar sind: Sie bestäuben unsere Obstpflanzen, sie sind zugleich Müllabfuhr, Kläranlage und Gesundheitsdienst unserer Ökosysteme – nicht zuletzt bei der biologischen Schädlingskontrolle.

Um das Insektensterben aufzuhalten, hat die Bundesregierung 2019 in einem gemeinsamen Beschluss das Aktionsprogramm Insektenschutz auf den Weg gebracht. Das Ziel lautet: den Trend umkehren und die Lebensbedingungen für Insekten insgesamt deutlich verbessern.”

“Viele wild lebende Insektenarten stehen in der Landwirtschaft jedoch stark unter Druck – etwa durch den Einsatz von Insektiziden und durch die Artenarmut monotoner Agrarflächen“, mahnte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. Damit lasse auch die natürliche Regulierung von Insekten durch Insekten nach und das führe dann  wiederum zu einer zunehmenden Abhängigkeit von Insektiziden. Wie dieser Kreislauf mithilfe von nützlingsfördernden Blühstreifen durchbrochen werden kann, veranschaulicht, laut Beate Jessel,  das Projekt gemeinsam mit den beteiligten Landwirtschaftsbetrieben.

Im Verbundprojekt “Gezielte Insektenförderung für die Landwirtschaft – mit Nützlingen Biodiversität und Produktivität verbinden” entwickelt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Mitteldeutschland e. V. gemeinsam mit dem Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau und Grünland des Julius Kühn-Instituts (JKI) Pflanzenmischungen für die gezielte Förderung von Nützlingen. Für die optimale Zusammensetzung der Mischungen sammeln die Projektpartner Ergebnisse, Erfahrungen und Anliegen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und Politik. Die speziellen Mischungen werden in mindestens 20 landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen in mehrjährigen Blühstreifen zur Nützlingsförderung eingesetzt.

Im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen werden außerdem die ökologischen Leistungen dieser Blühstreifen untersucht. Unter anderem werden in der Fruchtfolge Winterweizen, Kartoffel und Zuckerrübe die kurz- und langfristigen Effekte der Blühstreifen auf das Schädlings- und Nützlingsaufkommen sowie auf die Biodiversität evaluiert. Auch der Einfluss der Maßnahmen auf die Erträge der Kulturen und die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen werden untersucht. Ziel des Vorhabens ist es, Blühstreifen gezielt für nützliche Insekten als erweiterte Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen(AUKM) zu etablieren.

Das Verbundvorhaben erhält weitere finanzielle Förderung vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, der Nordzucker AG und Biobest.