Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gleich einen Tag, nach dem der Vertrag zum Ausstieg aus der Braunkohlenutzung am Mittwoch, 10. Februar, unterschrieben war, Bund, Länder und Kommunen aufgefordert, den Kohleausstieg zu nutzen, um klimafreundlicher Fernwärme den Weg zu ebnen. Dafür hat die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation dann gleich sieben konkrete Maßnahmen  präsentiert.

"...Die erzeugte Fernwärme bleibt damit auf Jahrzehnte weitgehend fossil ...!"Sascha Müller-Kraenner bild steffen kugler . “ „..; Sascha Müller-Kraenner, bild duh
“…Die erzeugte Fernwärme bleibt damit auf Jahrzehnte weitgehend fossil …!”Sascha Müller-Kraenner bild steffen kugler .

Momentan geht der Weg, nach dem Ausstieg aus der Kohle, doch  in eine andere Richtung. Dies belege eine Umfrage der DUH unter Betreibern von Steinkohlekraftwerken, die auch Fernwärme liefern. Den Aussagen der Betreiber zufolge werden die Kraftwerke weit überwiegend auf Erdgas umgestellt. Nur an zwei von 18 befragten Kraftwerksstandorten wird demnach eine Umstellung auf erneuerbare Wärme ernsthaft geprüft. Die erzeugte Fernwärme bleibt damit auf Jahrzehnte weitgehend fossil – eine Entwicklung, die die Klimaziele im Wärmesektor konterkariert, kritisiert die DUH und verweist darauf, dass  der Anteil erneuerbarer Fernwärme seit Jahren bei etwa 15 Prozent stagniert.

Offenbar scheint es, klagt die DUH,  nur wenig Anreize zu geben, erneuerbare Wärme zu nutzen. Aus Sicht des Umwelthilfeverbandes  ist Hauptgrund dafür die immer noch anhaltende massive Förderung fossiler Energie – und hier insbesondere der fossilen Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). 72 Prozent der über Wärmenetze verteilten Wärme stammt aus KWK-Anlagen. Diese erhalten eine großzügige Vergütung von 1425 bis 3880 Euro pro Kilowatt installierter Leistung während Technologien für erneuerbare Wärme nicht eigenständig gefördert werden. Erneuerbare Wärme werde durch die KWK-Förderung erheblich ökonomisch benachteiligt. Diese Einschätzung habe sich auch in der Umfrage bestätigt. Die Umstellung auf Erdgas-KWK wird von den Kraftwerksbetreibern demnach  vor allem mit der deutlich besseren Wirtschaftlichkeit gegenüber grünen Alternativen begründet.
„Der Kohleausstieg hätte zum Einstieg in die grüne Fernwärme genutzt werden müssen“, konstatierte in dem Zusammenhang Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.  Doch  habe die Bundesregierung diese Chance bisher verstreichen lassen und den Unternehmen nur unzureichende Anreize gesetzt, in erneuerbare Wärme zu investieren. Doch wer jetzt noch in fossile Kraftwerke investiere, verhindere für Jahrzehnte den Umstieg auf grüne Wärme. Der DUH-Spitzenmann fordert: „Die Bundesregierung muss jetzt sofort umsteuern und die Fördergelder in erneuerbare Wärme stecken. Erst dann wird der Kohleausstieg zu einem Gewinn für den Klimaschutz. Um das Klimaziel für 2050 zu erreichen, muss jetzt investiert und geplant werden.

..Doch wer jetzt noch in fossile Kraftwerke investiert, verhindert für Jahrzehnte den Umstieg auf grüne Wärme. ...!!! Grafik U+ E
..Doch wer jetzt noch in fossile Kraftwerke investiert, verhindert für Jahrzehnte den Umstieg auf grüne Wärme. …!!! Grafik U+ E

Um das Klimaschutzpotential der Fernwärme zu erschließen, müssen laut DUH folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

1. Eine Förderung für erneuerbare Wärme muss direkt erfolgen, ohne den Umweg über die KWK-Förderung. Die Förderhöhe muss technologiespezifisch variieren.

2. Die Erzeugung von Strom und Wärme muss getrennt erfolgen. Die gekoppelte Erzeugung in KWK-Anlagen hält den fossilen Wärmeanteil unnötig hoch und verhindert den Einsatz erneuerbarer Wärme.

3. Die Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung darf nicht länger als „hocheffizient“ eingestuft und mit diesem Label gefördert werden. Systeme mit erneuerbarer Wärme sind ihnen bei der Effizienz überlegen.

4. Der Primärenergiefaktor als Maß für die Umweltfreundlichkeit muss für Fernwärme zukünftig nach der sogenannten Carnot-Methode berechnet werden. Die derzeitige Methode lässt fossile Fernwärme rechnerisch klimafreundlich erscheinen und bremst Investitionen in grüne Wärme und gute Gebäudedämmung aus.

5. Jegliche Förderung fossiler Wärme – zum Beispiel fossiler KWK-Anlagen – muss gestoppt werden, um die ökonomische Benachteiligung grüner Wärme zu beenden.

6. Kommunen müssen zu einer Wärmeplanung im Sinne der Klimaziele verpflichtet werden, um dort, wo es sinnvoll ist, die Umstellung auf grüne (Fern-)Wärme anzustoßen.

7. Es muss geprüft werden, inwiefern die Einspeisung erneuerbarer Wärme von Dritten in Wärmenetze ohne Nachteile gestaltet werden kann. Wärmeerzeugung und Wärmenetzbetrieb müssen entflochten werden.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Abschaltung aller Braunkohlenkraftwerke geregelt