Die Ukraine hat mit Verärgerung auf die jüngsten Äußerungen von Frank-Walter Steinmeier zu der im Bau befindlichen  russischen Gaspipeline Nord-Stream 2 reagiert. Die Argumente des Bundespräsidenten sind laut dem ukrainischen Botschafter in Berlin, Andrej Melnik, „eine gefährliche Geschichtsverdrehung“ und werden in Kiew mit „Befremden und Empörung“ aufgenommen.. Das berichtete auch die von Moskau gesteuerte Nachrichten-Agentur SNA-Nachrichten, die Monate  zuvor noch Sputnik-news benamt war.

"...fast die letzte Brücke zwischen Russland und Europa...“Frank Walter Steinmeier
“…fast die letzte Brücke zwischen Russland und Europa…“; Frank Walter Steinmeier; bild sandra steins

Steinmeier hatte Nord-Stream 2 in einem Interview  mit der „Rheinischen Post“ mit dem Argument verteidigt, dass die Energiebeziehungen „fast die letzte Brücke zwischen Russland und Europa“ seien. Er wies darauf hin, dass Deutschland dabei auch die historische Dimension im Blick behalten müsse, und erinnerte an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion, der sich am 22. Juni zum 80. Mal jährt.

„Mehr als 20 Millionen Menschen der damaligen Sowjetunion sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Das rechtfertigt kein Fehlverhalten in der russischen Politik heute, aber das größere Bild dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren“, hatte Steinmeier in dem Interview erklärt.. Er finde auch, Brücken abzubrechen sei kein Zeichen von Stärke.

„Die Äußerungen von Bundespräsident Steinmeier haben uns Ukrainer tief ins Herz getroffen“, zitierte darauf hin  die Deutsche Presse-Agentur (dpa)  Melnyk. Nord- Stream 2 bleibe ein geopolitisches Projekt des russischen Präsidenten Wladimir Putin, das den ukrainischen Interessen zuwiderlaufe. Es sei daher zynisch, gerade in dieser Debatte die Schrecken der NS-Terrorherrschaft ins Spiel zu bringen und dazu noch die Millionen sowjetischen Opfer des deutschen Vernichtungs- und Versklavungskrieges ausschließlich Russland zuzuschreiben.

SNA verwies in ihrem Bericht von Dienstag, 09. Februar, noch mal darauf die Ukraine sei neben den USA und Polen einer der schärfsten Gegner der fast fertiggebauten Pipeline Nord -Stream 2. Kiew kassiere derzeit Durchleitungsgebühren von Moskau für die russischen Gaslieferungen nach Europa. „Doch in kommenden Jahren will Russland Gas durch die Ostsee direkt in die EU pumpen“, heißt es bei SNA.