Die Nutzung von Wasserstoff insbesondere im Wärmesektor kann entscheidend dazu beitragen, CO2 zu reduzieren. Das ergibt eine neue, im Auftrag des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) von Frontier Economics durchgeführte Studie, wie der Verband gestern Dienstag 29. Juni bekannt gab.

"... setzt man nur auf strombasierte Lösungen, wie Wärmepumpen, wird es zu einer Überlastung des Stromsystems kommen ..! “; Prof. Dr.Gerald Linke
“… setzt man nur auf strombasierte Lösungen, wie Wärmepumpen, wird es zu einer Überlastung des Stromsystems kommen ..! “; Prof. Dr.Gerald Linke

„Auch im Wärmemarkt sind neben sogenannten ‘grünen Elektronen’ die ‘grünen Moleküle’ zwingend erforderlich, um die anstehenden Klimaschutzziele realistisch und zu vertretbaren Kosten zu erreichen“, betonte anlässlich der Veröffentlichung der Studie  Prof. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW.

Nach Angaben des DVGW vergleicht die Studie die sogenannten CO2-Vermeidungskosten in den Bereichen Verkehr, Wärme und Industrie – also die Kosten, die jeweils für die Vermeidung einer Tonne CO2 anfallen. Die Berechnungen zeigen demnach: Würde die in der Nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehene Menge von Wasserstoff (14 Terawattstunden bis 2030) ausschließlich in einem Sektor zum Einsatz kommen, lägen die CO2-Vermeidungskosten zwischen 0,4 Milliarden Euro (Fallbeispiel Ammoniakerzeugung) und 4,9 Mrd. Euro (Fallbeispiel Verkehr). Der Wärmesektor befindet sich im mittleren Bereich, vergleichbar mit der Stahlproduktion, und bietet somit reelle Chancen für einen kosteneffizienten Klimaschutz.  Durch perspektivisch sinkende Wasserstoffpreise können die Vermeidungskosten im Wärmesektor zudem schnell sinken.

Aus Sicht des Verbandes können insbesondere im Hinblick auf die saisonal bedingten Schwankungen des Energiebedarfs Wasserstofftechnologien entscheidend zur Wärmewende beitragen. Denn setze man nur auf strombasierte Lösungen, wie Wärmepumpen, werde es zu einer Überlastung des Stromsystems kommen. Über das Jahr gesehen, ist die Wärmepumpe zwar insgesamt effizienter, verursacht aber deutlich höhere Gesamtsystemkosten. Eine signifikante Elektrifizierung des Wärmesektors würde schon im Jahr 2030 zu einem zusätzlichen Bedarf an gesicherter Leistung im Umfang von 7 bis 40 Gigawatt (GW) führen. Unter Berücksichtigung des Kohleausstiegs müssten zusätzliche Back-up-Kapazitäten von 25 bis 58 Gigawatt (GW) aufgebaut und die Kosten verursachergerecht umgelegt werden. DVGW-Chef Linke resummiert dementsprechend: „Der gleiche Klimaschutz zu niedrigeren Kosten wäre mit der direkten Nutzung von Wasserstoff erreichbar. Deshalb muss klar sein: Wasserstoff darf nicht vom Wärmesektor ausgeschlossen werden.“

Ziel der Studie war es laut DVGW, die mögliche Rolle von erneuerbarem, grünem Wasserstoff im Wärmesektor vor dem Hintergrund einer nicht hinreichenden Berücksichtigung des Potenzials grüner Gase – und insbesondere von Wasserstoff im Wärmesektor – in der politischen Debatte zu untersuchen. Dies ist notwendig, da das Potenzial grüner Gase sektorenübergreifend dazu beitragen wird, globale Treibhausgasemissionen, wie im internationalen Klimaabkommen von Paris vereinbart, zu senken.