Kurzer extremer Starkregen wird deutlich großflächiger und etwas intensiver werden. Statt großflächigem Dauerregen wird es häufiger kleinräumigen Starkregen geben.

Starkniederschläge sind sowohl für den Bevölkerungsschutz als auch für die Katastrophenvorsorge eine enorme Herausforderung...! Alexanderplatz Berlin im Regen
Starkniederschläge sind sowohl für den Bevölkerungsschutz als auch für die Katastrophenvorsorge eine enorme Herausforderung…! Alexanderplatz Berlin im Regen

Bei steigenden Temperaturen der Erdatmosphäre verändern sich auch die Niederschläge: Dies sind die wichtigsten Ergebnisse eines Projektes, das im Rahmen der Strategischen Behördenallianz „Anpassung an den Klimawandel“ am vergangenen Donnerstag, 26. August,  in der Zentrale vom Deutscher Wetterdienst (DWD) in Offenbach vorgestellt wurde.
Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge sind somit sowohl für den Bevölkerungsschutz und die Katastrophenvorsorge als auch für die Stadt- und Raumplanung eine enorme Herausforderung. Klimaprojektionen deuten demnach darauf hin, dass sich die Zahl von Extremwetterereignissen durch den globalen Klimawandel in Zukunft noch weiter erhöhen könnte und diese intensiver werden.

Umso wichtiger werden Erkenntnisse, die sich auf die Häufigkeit und Ausprägung extremer Wetterereignisse, insbesondere Starkregen, beziehen und die damit verbundene Folgen für das Einsatzgeschehen und die urbanen Lebensräume in Deutschland betrachten, betonte der  DWD anlässlich der Präsentation der Untersuchungsergebnisse. Die wurden, um valide und fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, in dem Projekt „Klassifikation meteorologischer Extremereignisse zur Risikovorsorge gegenüber Starkregen für den Bevölkerungsschutz und die Stadtentwicklung (KlamEx)“ die Niederschlagsdaten von 2001 bis 2020 analysiert. An dem Projekt KlamEx beteiligten sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Bundesanstalt Technische Hilfswerk (THW) und der Deutsche Wetterdienst (DWD).

 Auf Grundlage der radarbasierten Niederschlagsklimatologie entstand ein Katalog extremer

Gefahr durch Starkregen ist dabei entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, ...! Bild DWD, Rüdiger Manig
Gefahr durch Starkregen ist dabei entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, …! Bild DWD, Rüdiger Manig

Niederschlagsereignisse in Deutschland für die Zeit ab 2001. Wichtigste Ergebnisse: In einer wärmeren Umgebung fällt der Niederschlag häufiger als kleinräumiger Starkregen denn in Form eines großflächigen Dauerregens. Diese – bislang in der Fachliteratur nur als Hypothese formulierte – Änderung der Niederschlagscharakteristik konnte erstmals direkt anhand der Daten gezeigt werden. Die Ergebnisse deuten weiterhin darauf hin, dass die extremen Starkregen kurzer Dauer – typischerweise lokale Gewitter – mit steigenden Temperaturen deutlich großflächiger und etwas intensiver werden, was zu einem höheren Gesamtniederschlag der Ereignisse – summiert über die Dauer und Fläche – und einer potenziell höheren Schadwirkung führt.
KlamEx hat auch gezeigt: Die konkrete Gefahr durch Starkregen ist dabei entscheidend von den örtlichen Gegebenheiten abhängig, denn nicht jedes über einem besiedelten Gebiet auftretende Ereignis löst an sich auch Schäden und daraus folgende Einsätze aus. Als maßgebende Faktoren auf die Herausbildung von Einsatzstellen wurden die lokale Topografie und der Urbanisierungsgrad identifiziert. Einsatzorte der Feuerwehren liegen demnach signifikant häufiger in Senken sowie an Orten mit einem hohen Maß an Besiedelung und Flächenversiegelung – das zeigten die im Projekt durchgeführten Fallstudien.
Zu den im Projekt identifizierten Empfehlungen für den Bevölkerungsschutz zählt auch eine Weiterentwicklung in der Erfassung von Einsatzdaten hin zu mehr Kompatibilität. KlamEx hat zudem ergeben, dass es zurzeit noch an einer Datenbasis für ein flächendeckendes, organisationsübergreifendes Lagebild fehlt, das die Einsatzbelastung der Einsatzkräfte bei Starkregen abbildet.

Aus einer Befragung von 182 Kommunen aus 10 Bundesländern ging zum Beispiel hervor, dass rund jede fünfte der teilnehmenden Einrichtungen ein anderes Eingabesystem verwendet. Vor dem Hintergrund der meteorologischen Ergebnisse des Projekts, dass künftig mit mehr Starkniederschlagsereignissen zu rechnen ist, erscheint es umso dringender geboten, die Voraussetzungen zur Sichtbarmachung einer etwaigen Mehrbelastung des Bevölkerungsschutzsystems zu schaffen.

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