Nach dem allgemeinen Absatzrückgang bei den Pflanzenschutzmitteln in 2018/2019 war im Jahr 2020 lediglich der Absatz von Fungiziden weiterhin rückläufig. Wir Umwelt- und Energie-Report hatte gestern, Mittwoch 22. Dezember ausführlich über die gegenwärtige Lage berichtet, s. unten. Und da hieß es auch: Die Verkaufsmengen von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) in der Landwirtschaft bleiben weiter hoch, verkündete, Dienstag, 21. Dezember, das Umweltbundesamt (UBA) und belegte dies mit Daten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

"...Die für Bienen giftigen ...; bild bbu
“…Die für Bienen giftigen …; bild bbu

Hier wollen wir noch über weitere Details berichten: Verkaufsmengen von Herbiziden stiegen demnach in 2020 mit + 2 % im Vergleich zu 2018/2019 wieder leicht an. Bei den Insektiziden hingegen ist ein sehr starker Anstieg um + 18 % der verkauften Menge in 2020 zu verzeichnen.

Die für Bienen giftigen Neonicotinoide Imidacloprid, Thiamethoxam, Clothianidin und Thiacloprid wurden in 2018 bzw. 2020 verboten. Dafür stiegen in 2020 die Verkaufszahlen jener Insektizide stark an, die die Neonicotinoide ersetzen sollen, jedoch ebenfalls starke Nebenwirkungen auf die Umwelt haben. Der Absatz solcher Stoffe nahm im vergangenen Jahr relativ zu 2018/2019 je nach Wirkstoffgruppe um 13 % bis 80 % zu.

Auch kritische Stoffe für Grund- und Trinkwasser wurden in 2020 vermehrt abgesetzt. Das Unkrautbekämpfungsmittel Flufenacet wird so häufig eingekauft wie nie zuvor. Sein Absatz hat sich seit 2014 verdoppelt und ist allein im letzten Jahr um 32 Prozent angestiegen. Flufenacet bildet das persistente Abbauprodukt Trifluoracetat (TFA), das weiträumig in Gewässern und dem Trinkwasser gefunden wird und kaum aus dem Wasser entfernt werden kann. Dieser Wirkstoff ist wegen seiner ungünstigen Eigenschaften für die Umwelt seit 2004 von der EU als sogenannter Substitutionskandidat ausgewiesen. Er soll demnach durch weniger belastende Stoffe ersetzt werden. Eine Reduzierung des Einsatzes gelingt in Deutschland bislang nicht.

Auch die  Herbizide  Terbuthylazin (+ 12 %) und S-Metolachlor (+ 5 %) wurden 2020 häufiger verkauft als in den Jahren 2018 und 2019. Beide Wirkstoffe und ihre Abbauprodukte werden seit vielen Jahren deutschlandweit im Grundwasser nachgewiesen und finden sich auch im Trinkwasser. Trotz freiwilliger Bemühungen der Industrie und Landwirtschaft  kehrt sich dieser Trend bisher nicht um.