„Die Verbraucherzentrale NRW ist auf dem Holzweg. Sie macht es sich zu leicht. Sie verwechselt Ursache und Wirkung. Der maßgebliche Anlass für die aktuellen Grund- und Ersatzversorgungspreise liegt bei den Energiediscountern, die ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden vertragswidrig nicht mehr nachkommen“, versuchte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), der Verband der die Stadtwerke und kommunalen Versorger vertritt,am vergangenen Donnerstag, 13. Januar,  die Lage wieder gerade zu rücken.

"Die Verbraucherzentrale NRW ist auf dem Holzweg ...",  „Ingbart Liebing foto vku
“Die Verbraucherzentrale NRW ist auf dem Holzweg …”, Ingbert Liebing foto vku

Die Verbraucherzentrale NRW hatte am selben Tag erklärt die massiv ansteigenden Preise für Strom und Gas brächten  den Energiemarkt in Turbulenzen: Anbieter wie die Stromio GmbH oder gas.de stellten von heute auf morgen die Lieferung ein, Hunderttausende betroffene Haushalte fielen  damit in die Ersatzversorgung zurück. Doch: „… eine aktuelle Marktstichprobe der Verbraucherzentrale NRW für Strom belegt, ein Großteil der Grundversorger verlangt von den neuen Kund:innen Preise, die um ein Vielfaches höher liegen als die des bisherigen Kundenstamms. Eine Ungleichbehandlung, die gegen geltende Vorschriften des Energierechts verstößt“, bilanzierte  die Verbraucherzentrale NRW.

Ingbert Liebing dagegen betont: „ Die Grundversorger haben diese Kunden aufgefangen, müssen deswegen an den Großhandelsmärkten kurzfristig teure Energie nachbeschaffen. Die Verbraucherzentrale NRW sollte also eher bei den Billiganbietern und ihren kurzfristigen Geschäftsmodellen ansetzen. Ansonsten erweist sie den Verbrauchern einen Bärendienst, indem sie ausgerechnet fragwürdige Geschäftsmodelle einiger Discounter indirekt schützt und die bisherigen Bestandskunden in der Grundversorgung die von den Discountern eingebrockte Suppe auslöffeln lässt.

Fakt ist aus Sicht Liebings: „Wer immer kurzfristig auf die höchste Einsparung setzt – so wie es auch leider lange Verbraucherorganisationen empfohlen wurde- , bezahlt das auch mit einem höheren Risiko. Verbraucherzentrale und Stadtwerke haben die gleiche Interessenslage: eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung für die Verbraucher.“

Zum Hintergrund erläuterte der VKU: Darum steigen nach Discounter-Pleiten auch bei Grundversorgern die Preise …

Stadtwerke beschaffen Energie maximal konservativ und vorausschauend. Doch für jeden neuen Kunden, den sie auffangen, müssen Stadtwerke, kurzfristig zusätzliche Gas- und Strommengen sehr teuer am Markt einkaufen. Das heißt: Selbst wenn die Stadtwerke bisher sehr vorausschauend und langfristig beschafft haben, können sie sich nicht von der allgemeinen Preisentwicklung abkoppeln. Jedes Unternehmen kalkuliert für sich selbst: Einige haben bereits die Preise angehoben, was unvermeidlich war. Andere haben gesplittete Grundversorgungstarife eingeführt für Alt- und Neukunden oder bieten Neukunden auch günstigere Tarife als in der Grundversorgung an mit einer längeren Laufzeit. Wie stark die Preiserhöhung ausfällt, ist vor allem davon abhängig, wie viele Kunden im Verhältnis zur Anzahl der Bestandskunden neu dazu kommen. Ob es sich um einen großen oder kleinen Versorger handelt, hat keinen entscheidenden Einfluss auf den Preis.