In Europa verursachten Starkniederschläge im Juli ungewöhnlich starke Sturzfluten mit lokal verheerenden Schäden, insbesondere im Westen Deutschlands, bestätigte gestern, Montag 10. Januar, die weltweit tätige Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft Munich Re.

 "...es regnete durch das Tiefdruckgebiet “Bernd” so stark wie sonst nur etwa einmal in 100 Jahren....!" Ernst Rauch, bild Munich Re
“…es regnete durch das Tiefdruckgebiet “Bernd” so stark wie sonst nur etwa einmal in 100 Jahren….!” Ernst Rauch, bild Munich Re

In den betroffenen Regionen regnete es durch das Tiefdruckgebiet “Bernd” so stark wie sonst nur etwa einmal in 100 Jahren. Die Folge waren Sturzfluten an Nebenflüssen wie der Ahr in Rheinland-Pfalz, die zahllose Gebäude wegrissen. Hohe Schäden entstanden an der Infrastruktur wie Bahnlinien, Straßen und Brücken. Mehr als 220 Menschen kamen ums Leben.

In Europa verursachten die  Sturzfluten nach dem Starkregen Schäden von 54 Mrd. US$ (46 Mrd. €), davon 33 Mrd. € (40 Mrd. US$) in Deutschland. – „…die teuerste Naturkatastrophe in Deutschland bislang!“, konstatierte die Versicherungsgesellschaft.

Der versicherte Anteil war dabei wegen der unversicherten Infrastrukturschäden und der begrenzten Versicherungsdichte für Hochwasser in Deutschland relativ gering: 11 Mrd. € (13 Mrd. US$) trugen die Versicherer, davon nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 8,2 Mrd. € (9,7 Mrd. US$) in Deutschland. Es war die bislang teuerste Naturkatastrophe in Deutschland und Europa. Ernst Rauch, Chef-Klimatologe und Leiter der Abteilung Climate Solutions, kommentierte:

„Die Katastrophen-Statistik 2021 ist auffällig. Denn etliche der extremen Unwetterereignisse gehören zu jenen, die durch den Klimawandel häufiger oder schwerer werden. Dazu gehören Schwergewitter in den USA auch im Winterhalbjahr. Oder auch Starkregen mit Hochwasser in Europa. Bei den Hurrikanen erwartet die Wissenschaft, dass der Anteil der starken Stürme gepaart mit extremen Niederschlägen durch den Klimawandel zunimmt. Auch wenn Ereignisse nicht einfach dem Klimawandel zugeordnet werden können, so liefert die Analyse der Veränderungen über Jahrzehnte hinweg plausible Indizien für einen Zusammenhang mit der Erwärmung der Atmosphäre und Ozeane. Die Anpassung an steigende Risiken durch den Klimawandel wird eine Herausforderung.“

Im weltweiten Maßstab waren – laut Angaben der Munich Re – 2021 etwa 57% der Schäden durch Naturkatastrophen nicht versichert. Betroffene müssen die finanziellen Schäden selbst tragen oder sind auf Hilfen angewiesen. In Industrieländern ist diese Versicherungslücke in den vergangenen Jahrzehnten geschrumpft, während sie in ärmeren Ländern unverändert bei mehr als 90% liegt.

In Industrieländern hängt der Anteil der versicherten Schäden von den jeweiligen Naturgefahren ab. So ist in den USA wie in Europa bei Überschwemmungen die Versicherungsdichte deutlich niedriger als bei Stürmen. In USA ist Infrastruktur teilweise versichert, in Europa dagegen kaum.

„Eine höhere Versicherungsdichte kann dazu beitragen, dass betroffene Menschen und Länder die finanziellen Folgen einer Katastrophe besser verkraften und zu einem normalen Leben zurückkehren können. Auch der Ausbau von Konzepten in Partnerschaft mit Staaten – Public-Privat Partnerships– kann sinnvoll sein“,empfiehlt  Ernst Rauch.