„Der Druck auf die Strom- und Gaspreise ist aufgrund des Krieges in der Ukraine enorm“, konstatierte am vergangenen Mittwoch, 09. März, Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Und sie fordert mit Blick auf die steigenden Energiepreise weitere Entlastungsschritte für Haushalte und Wirtschaft.

"...Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen.... .." Kerstin Andreae , foto grüne
“…Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen…. ..” Kerstin Andreae , foto grüne

Sie verweist in dem Zusammenhang darauf, dass die Großhandelspreise bereits vor Kriegsausbruch auf einem außergewöhnlich hohen Niveau lagen. „Das verteuert für die Energieversorger die Beschaffung von Strom und Gas ganz erheblich. Die Politik muss hier alle Optionen prüfen, wie die Bürgerinnen und Bürger entlastet werden können“, fordert Kerstin Andreae. Sie betont  die am Mittwoch  vom Bundeskabinett verabschiedete Abschaffung der EEG-Umlage sei  dabei zwar ein wichtiger Schritt, aber es sollten auch alle weiteren Optionen geprüft werden, beispielsweise die Senkung der Mehrwertsteuer auf Energie von 19 auf 7 Prozent und die Senkung der Stromsteuer auf das europäisch zulässige Mindestmaß.

Für einkommensschwache Haushalte sollten darüber hinaus weitere sozialpolitische Unterstützungen gewährt werden. Kerstin Andreae: „Die Herausforderungen sind außergewöhnlich, daher bedarf es auch außergewöhnlicher Maßnahmen, um die Haushalte vor explodierenden Kosten zu schützen und die Handlungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern.“

Als richtigen Impuls bewertet die BDEW-Spitzenfrau den auch  am Mittwoch gemachten Aufruf der Präsidentin der Europäischen Kommission an die Bürgerinnen und Bürger der EU, wo möglich Energie einzusparen. „Ursula von der Leyen hat Recht: Wir alle können dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischem Erdgas, Öl oder Steinkohle zu reduzieren. Je geringer der Energieverbrauch, desto geringer die Nachfrage nach Energieträgern aus Russland. Viele haben die Möglichkeit, Energie zu sparen und sollten dies auch machen. Für Effizienz in Gebäuden und im Verkehr wie auch bei Wirtschaft und Industrie ist neben dem, was an Maßnahmen voran getrieben werden kann auch staatliche Unterstützung wie Sanierungsprogramme und Vorgaben für Neubau und öffentliche Gebäude sinnvoll!“

Kerstin Andreae weist aber angesichts der aktuellen Debatten über ein Embargo für russische Energielieferungen auch auf die unabsehbaren Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher und die Wirtschaft hierzulande hin: „Es ist absolut verständlich, dass angesichts des Ukraine-Krieges drastische Forderungen aufgestellt werden. Ein Embargo für Energielieferungen aus Russland allerdings hätte massive negative Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und auch auf die Verbraucherinnen und Verbraucher!“ Und sie fordert: „ Bei jeder Maßnahme muss abgewogen werden, ob sie nicht zu

"Ursula von der Leyen hat Recht: Wir alle können dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischem Erdgas, Öl oder Steinkohle zu reduzieren. ... !" Ursula von der Leyen ...; Bild EU
“Ursula von der Leyen hat Recht: Wir alle können dazu beitragen, die Abhängigkeit von russischem Erdgas, Öl oder Steinkohle zu reduzieren. … !” Ursula von der Leyen …; Bild EU

untragbaren Verwerfungen führt. Wir können den Import russischen Erdgases Stand heute nur zum Teil ersetzen. Alternativen wie Flüssigerdgas können helfen, fehlende Mengen auszugleichen. Auch Optionen wie zum Beispiel Biogas stehen aber nur begrenzt zur Verfügung. Der Aufbau von zwei LNG-Terminals, die Erhöhung der Importmenge aus anderen Ländern und eine nachhaltige Sicherung der Füllstände in den Gasspeichern sind unabdingbar.“

Dauerhaft unabhängiger zu werden, heiße aber auch, jetzt sämtliche Weichen in Richtung Ausbau der Erneuerbaren zu legen und die Hemmnisse auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zu beseitigen. Für ihren Verband fordert Kerstin Andreae kategorisch: „Alle Akteure müssen an einen Tisch und zusammenarbeiten.  Es muss so schnell wie möglich mehr Fläche für Erneuerbare- Energien-Anlagen ausgewiesen werden. Und es muss sichergestellt sein, dass das Ziel, 2 Prozent der Flächen in Deutschland für regenerative Energieerzeugung bereitzustellen, auch wirklich vollständig geschafft wird und nicht im Verfahrensweg schrumpft. Im Wärmesektor wird eine beschleunigte Altbausanierung und die Ablösung fossiler Technologien durch klimaneutrale Systeme jetzt noch wichtiger. Zudem müssen die Bedingungen für Netzausbau und Wasserstoff-Hochlauf schnellstens verbessert werden. Das Motto kann jetzt nur noch heißen: Beschleunigung jetzt !“

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: EU-Kommission: Auch der Explosion der Energiepreise entgegenwirken