Der „Wildwuchs und die ausufernden Planungen für neue Flüssigerdgas-Terminals (LNG-Terminals) in Deutschland“,  rufen die Deutsche Umwelthilfe (DUH) auf den Plan.

"...LNG-Terminals schießen an der Küste wie Pilze aus dem Boden...!" Sascha Müller-Kraenner , bild duh
“…LNG-Terminals schießen an der Küste wie Pilze aus dem Boden…!” Sascha Müller-Kraenner , bild duh

Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck zunächst den Bau zweier LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven angekündigt hatten, werden nach Recherchen der DUH inzwischen mindestens sieben Projekte an vier Standorten geplant. So sollen in Wilhelmshaven drei Anlagen entstehen, an den Standorten Stade, Brunsbüttel und Rostock je ein Terminal. Zusätzlich hat die Stadt Hamburg erklärt, die Errichtung eines LNG-Terminals zu prüfen, heißt es im Statement der DUH dazu.  Einzelheiten zu den Standorten in Niedersachsen hatte  Landesumweltminister Olaf Lies am vergangenen Freitag, 08. April,  in einer Pressekonferenz bekannt gegeben. Am selben Tag  hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass russische Gaslieferungen auch ohne Neubau eines LNG-Terminals in Deutschland kompensiert werden können, hebt die DUH in ihrer Kritik hervor.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: Die Pläne für neue LNG-Terminals schießen an der Küste wie Pilze aus dem Boden“, kritisierte  Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH . Er wirft der  Gas-Lobby vor sie schrecke nicht mal davor zurück, den russischen Angriff auf die Ukraine dafür auszunutzen, ihre langgehegten Wunschprojekte mit Turbo-Geschwindigkeit durchzusetzen. Und Bundesländer, Unternehmen und Standorte wetteiferten dabei um die versprochenen Millionen der Bundesregierung. Dabei habe Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck noch  keine Zahlen auf den Tisch gelegt, ob es tatsächlich einen energiewirtschaftlichen Bedarf für die Terminals gibt. Dagegen zeige die Studie des DIW, „…dass Deutschland keine neuen Terminals braucht, um russische Gaslieferungen zu ersetzen!“ Der DUH-Spitzenmann  fordert Robert Habeck „…zu einer Denkpause auf: Es darf kein weiteres Steuergeld für eine fossile Infrastruktur verschwendet werden, so lange ihr Bedarf nicht zweifelsfrei geklärt ist.“

Nach Angaben der DUH summiert sich die Kapazität der aktuell geplanten Terminals auf knapp 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Dies entspreche mehr als zwei Drittel des gesamten jährlichen Gasbedarfs der Bundesrepublik. Neben den landseitigen Terminals in Brunsbüttel, Stade und

 ".Scheinbar wahllos schafft auch das Bundeswirtschaftsministerium selber neue Kapazitäten....!" Constantin Zerger
“Scheinbar wahllos schafft auch das Bundeswirtschaftsministerium selber neue Kapazitäten….!” Constantin Zerger

Wilhelmshaven werden auch mindestens drei schwimmende Terminals geplant. Das Bundeswirtschaftsministerium hat auf Nachfrage der DUH , bestätigt, erklärt der Verband, über die Anmietung von bis zu vier solcher Einheiten zu verhandeln. Unterstützt wird sie demnach dabei von den Unternehmen RWE und Uniper. Auch für die schwimmenden Einheiten sind jedoch umfangreiche Planungen und Bauarbeiten für die landseitige Anbindung notwendig, nicht zuletzt die Errichtung von Kilometerlangen Pipelines zum Anschluss der Anlagen an das existierende Gasnetz.

Das Fazit nach all diesen Fakten lautet von Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH: „Aktuell wird eine krasse Überkapazität an LNG-Terminals geplant. …Mehr noch: Scheinbar wahllos schafft auch das Bundeswirtschaftsministerium selber neue Kapazitäten. Statt der zunächst angekündigten Unterstützung von zwei Projekten steigt Robert Habeck über die KfW direkt in das Projekt in Brunsbüttel ein und möchte noch bis zu vier schwimmende Terminals chartern. Dass sich eine Bundesregierung in einem solchen Umfang direkt an fossilen Projekten beteiligt, hat es noch nie gegeben. Angesichts der Erkenntnisse des DIW fordern wir den Wirtschaftsminister auf, die Notbremse zu ziehen und die weitere Unterstützung neuer fossiler Anlagen zu stoppen.“