„Die jüngsten Aussagen von Staatssekretär Patrick Graichen aus dem Bundeswirtschaftsministerium sind an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten. Die Stadtwerke jetzt aufzufordern, “, klagte gestern, Mittwoch 11. Mai, Michael Riechel, Präsident des DVGW und Chef des Stadtwerkeverbunds Thüga,

„…an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten...!"Michael Riechel
„…an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten…!” Michael Riechel

Michael Riechel bezieht sich bei seiner vehementen Kritik auf den  Bericht der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) wonach Riechel, auf einer Stadtwerke-Tagung in Berlin unter anderem gesagt habe , Aufgabe der Stadtwerke sei der Rückbau der Gasnetze, da diese nicht zukunftsfähig seien.

„Herr Staatssekretär Graichen sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen und alle sich bietenden Möglichkeiten zum Gelingen der Energie- und Klimawende nutzen“, forderte der DVGW-Präsident  und er verwies in dem Zusammenhang weiter darauf,  dass es bei den Technologien, „die wir künftig nutzen sollten, keine Frage des Entweder-Oder, sondern von Sowohl-als-Auch gibt. Nur wenn wir alle Technologieoptionen nutzen – das heißt Wärmepumpe, Fern- und Nahwärmenetze, H2-ready Gaskraftwerke und klimaneutrale Gase in den Bereichen Wärme, Industrie und Verkehr – werden wir die Energie- und Klimawende rechtzeitig schaffen und bezahlbar gestalten.“

Zahlreiche Studien der letzten Jahre, darunter die dena-Leitstudie “Aufbruch Klimaneutralität”, haben aufgezeigt, betonte Riechel in seinem empörten Statement ,dass Deutschland aus Gründen der Bezahlbarkeit, der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes auch künftig auf Gas angewiesen sein wird, sowohl in der Strom- als auch der Wärmeversorgung. Nicht umsonst spreche der Koalitionsvertrag davon, dass Erdgas für eine Übergangszeit unverzichtbar ist und eine Energieinfrastruktur für

" ... sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen ...!"  Patrick Graichen
” … sollte besser seine ideologischen Scheuklappen ablegen …!” Patrick Graichen

erneuerbaren Strom und Wasserstoff eine Voraussetzung für die europäische Handlungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit im 21. Jahrhundert darstellt.

Riechel verweist aber auch noch mal darauf, dass klar sei, dass das eingesetzte Gas so schnell wie möglich dekarbonisiert und durch klimaneutrale Gase wie Biomethan und Wasserstoff ersetzt werden muss. Hieran arbeite die Gasbranche mit Hochdruck – von der Erzeugung der klimaneutralen Gase über den Transport und die Verteilung bis hin zu den Endanwendungen. Unter anderem werde derzeit in der Initiative „H2vorOrt“ mit dem Gasnetzgebietstransformationsplan untersucht, wie die Gasnetze auf diese Transformation konkret vorbereitet werden können und müssen.

„Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend an alle Entscheidungsträger der Bundesregierung appellieren, hier keine vorschnellen und später nicht mehr korrigierbaren Entscheidungen zu treffen“, forderte  Michael Riechel und verwies darauf, Deutschland mit seinen über 500.000 Kilometern an Gasverteilnetzen über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur verfüge, durch die rund 1,6 Millionen Industrie- und Gewerbekunden sowie mehr als 19 Millionen Haushalte mit Gas versorgt werden. Mehr als die Hälfte aller Haushalte erhalten heute, laut Riechel, ihre Wärme durch Gas – entweder direkt über Gasheizungen oder indirekt über Fern- und Nahwärmesysteme.