dritter Juli. – Soll ausgerechnet Atomstrom aus der Ukraine die Lage hierzulande, in der EU,  etwas mildern. Es sieht so aus . Dieses  Thema , das während der Regierungspressekonferenz in Berlin an vergangenen Mittwoch, 29. Juni, plötzlich auftauchte, hatte  im Zusammenhang mit den Energiebeziehungen zu Russland schon vor langer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt.

Ehemaliger sowjetischer Wirtschaftsminister Leonid Kostandow: Die Amerikaner schüchtern ihre Partner ein
„Große Energieprojekte, beste Verbindungen mit Moskau…?“, Ehemaliger sowjetischer Wirtschaftsminister Leonid Kostandow, bild u+ e

Damals, 1983,  als ich, Dieter Kassing,  für Umwelt- und Energie-Report im Kreml den stellvertretenden  russischen Ministerpräsidenten Leonid Kostandow  zu unseren möglichen  deutsch – russischen Energiebeziehungen interviewen konnte. Da ging es auch um den

“Auf diese Weise könne das Land Benzin und Dieselöl einsparen…!”erklärte mir Kostandow ; Dieter Kassing , bild u + e

Ost-West-Stromverbund.

Übrigens, solche Interviews im Kreml waren zu der Zeit, das dürfen wir behaupten, nur wenigen möglich, zum Beispiel Spiegel-Chefredakteur Rudof Augstein oder dem Chef des Stern, Henry Nannen.

Aber bevor wir jetzt dazu ausführlicher werden , zur aktuellen Lage.  Während der Regierungspressekonferenz in Berlin am vergangenen Mittwoch, 29. Juni, tauchte plötzlich die Frage eines Journalistenkollegen auf, die er an  Annika Einhorn, der Sprecherin von Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, richtete. Er wollte wissen:  „…die Ukraine sowie Moldawien sollen, glaube ich, Ende dieses Monats endgültig an das europäische Stromnetz angekoppelt werden, sodass dann auch Strom aus der Ukraine oder an die Ukraine verkauft werden kann.
Gibt es dabei aus Sicht der Bundesregierung irgendwelche Risiken, weil sich die Ukraine noch im Krieg befindet? Wenn dort also Atomkraftwerke an- und abgeschaltet oder getroffen werden, könnte das Auswirkungen auf das gesamteuropäische Stromnetz haben.“ Sie hatten geantwortet:

Annika Einhorn konnte  die Antwort nicht sofort geben, reichte sie aber am Ende der Konferenz nach. Da wir bei dieser Konferenz nicht dabei waren übermittelte  sie uns die auf unsere Anfrage am vergangenen, Donnerstag, 30. Juni,  und erklärte: „.Der Stand ist, dass das ukrainische Stromnetz bereits seit dem

Aber die Verfahren werden beschleunigt,Annika Einhorn, bild bmwi
“….das ukrainische Stromnetz ist bereits seit dem 16. März auf Beschluss der EU an das europäische Verbundnetz angeschlossen..“ ; Annika Einhorn, Bild bmwk

16. März auf Beschluss der EU an das europäische Verbundnetz angeschlossen ist. Um in dem Zusammenhang die Systemsicherheit zu gewährleisten, überwachen die europäischen Gremien und die europäischen Stromnetzbetreiber den Prozess und sind über die technischen Aspekte der Anbindung des ukrainischen Stromnetzes im Austausch!“

Während Deutschland händeringend neue Energiequellen sucht, könnte ausgerechnet Atomstrom aus der Ukraine die Lage hierzulande etwas mildern, berichtete auch der Spiegel inzwischen.  Das Land hat nun mit der Ausfuhr der Energie in die EU begonnen.

Vor Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Land am 24. Februar war das ukrainische Netz mit dem russischen Netz synchronisiert. Es wurde Ende Februar jedoch auf ukrainische Initiative für einen lange geplanten Test von den Nachbarn  Russland   und Belarus  abgekoppelt, kurz darauf marschierten Putins Truppen ein.

„Große Energieprojekte, beste Verbindungen mit Moskau“, lautete am 11. August 2014 die Titelzeile über unserem Bericht. Und dann blickten wir mit unserem Bericht zurück: „Was waren das mal für Aussichten in den deutsch-russischen Beziehungen, hatten wir bereits am 11. August 2014 geschrieben und dabei unter anderem Bezug genommen auf die großen Gas-Röhren-Geschäfte aus den Siebzigern und Achtzigern und unser damaliges Interview im Kreml mit dem stellvertretenden sowjetischen Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister, Leonid Kostandow

Die Russen und eben Leonid Kostandow schwärmte  von Energie-Großprojekten mit dem Westen, mit Deutschland. Und der frühere Langfrist-Bundeskanzler Helmut Kohl hat sie dann auch in großem Stil realisiert und sich bereits damals den Zorn von US-Präsident Ronald Reagan zugezogen. Der sah Deutschland in der Abhängigkeit von Moskau.

Ich, Dieter Kassing, Chefredakteur des damals noch geprinteten Vorgängers unserer heutigen Netzzeitung, dem Bonner-Energie-Report, Deutschlands Politik-Spitze residierte damals auch noch in Bonn, machte im Juli 1983 für unser  damaliges Magazin ein Interview im Kreml mit dem bereits erwähnten stellvertretenden sowjetischen Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Leonid Kostandow. In Zeiten des Kalten Krieges.

„Was waren das mal für Aussichten in den deutsch-russischen Beziehungen...?"Rückblick- Ausblick: Große Energieprojekte beste Verbindungen mit Moskau und dazu gehört unser Interview im Kreml mit dem Stellvertretenden sowjetischen Wirtschaftminister Leonid Kostandow zu den großen Gasprojekten:
„Was waren das mal für Aussichten in den deutsch-russischen Beziehungen…?”Rückblick- Ausblick: Große Energieprojekte beste Verbindungen mit Moskau und dazu gehört unser Interview im Kreml mit dem Stellvertretenden sowjetischen Wirtschaftminister Leonid Kostandow zu den großen Gasprojekten:

Kostandow wies mich im Gespräch  darauf hin, wie viel vorteilhafter es doch sei, Autos mit Gas anzutreiben. In Westeuropa sei diese Möglichkeit noch nicht richtig erkannt worden, konstatierte er, aber „wir“, warf er sich in die Brust „stellen bereits Autos auf Gasantrieb um. Wir wollen eine Million Autos auf Gasantrieb umstellen,“ verkündete er überzeugt weiter.

Und dann kam es: Auf diese Weise könne das Land Benzin und Dieselöl einsparen. „Wir exportieren Brenn- und Treibstoffe und importieren Ausrüstungen . Ist das gegenseitig nicht vorteilhaft?“, fragte er mich insistierend. „Und worin besteht das Problem?“ fragte ich ihn.
„Darin, dass die Amerikaner ihre Partner einschüchtern: Treibt keinen Handel mit den Russen, kauft nicht ihr Gas, sie können jederzeit den Hahn zudrehen. Übrigens sehen in uns bundesdeutsche Firmen zuverlässige Partner, die ihr Wort nie gebrochen haben,“ betonte Kostandow mit ernster Miene.

Aber es ging nicht nur um den russischen Gasexport durch Röhren der deutschen Mannesmann-Werke der Deutschland und die damalige Sowjetunion verbinden sollte. Auch vom Ost-West-Stromverbund versprachen sich die Sowjets zu der Zeit ein gegenseitiges Milliardengeschäft.

Lesen Sie dazu auch unseren Bericht: Damals: Unser Interview im Kreml … und heute …