Schon im Mai und später noch mal im Juli wurde bundesweit , zum Beispiel von Der Spiegel und Focus, berichtet Deutschland produziere Rekordmenge an Strom aus Erdgas. Wie passt dass zusammen, fragten wir uns ? Die Bundesbürger sollen Energie sparen, die Gasspeicher sich füllen. Dennoch wurde im Mai noch ein neuer Rekord bei der Stromerzeugung aus Erdgas erreicht?!

"...  der gesamteuropäische Strommarkt ist als Grund für die derzeit hohe Erdgasverstromung zu benennen.  ..... !" teilte uns eine Sprecherin, von ihm,...Robert Habeck, mit ...!bild bmwi , steffen kugler  ...
“… der gesamteuropäische Strommarkt ist als Grund für die derzeit hohe Erdgasverstromung zu benennen. ….. !” teilte uns eine Sprecherin, von ihm,…Robert Habeck, mit …! bild bmwi , steffen kugler

Uns waren die Zusammenhänge und Hintergründe nicht klar. Wir wollten Fakten. Deshalb haben wir beim Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck nachgefragt und nun  am vergangenen Mittwoch, 24. August, auch eine Antwort auf unsere Vorhalte und Angaben erhalten: „Die Stromproduktion aus Gas stieg demnach um mehr als zehn Prozent, wie angeblich aus Daten der Bundesnetzagentur hervorgeht…! Gibt es da Erkenntnisse beim  Bundeswirtschafts- und Klimaministerium (BMWK)  ?“Dies haben wir  wissen wollen und weiter  haben wir beim Ministerium angefragt.   „Wer, welches Unternehmen dies nun tun musste  und warum?“ Und weiter wollten wir wissen: „Wird dies vom BMWK oder der Netzagentur untersucht?“

Eine Sprecherin von Robert Habeck  gab uns auf unsere  Anfrage die Antwort . Zunächst aber gab sie uns einen Hinweis:   „Unter folgendem Link (https://www.smard.de/sharing/page/2813) ist die monatliche Stromeinspeisung in das Netz der öffentlichen Versorgung aus Gaskraftwerken für den Zeitraum 01/2021 07/2022 abgebildet!“

Dann teilt sie uns konkret mit: „ Die Einspeisung war demnach im Juli 2022 mit 4.037 GWh rund 13,5% höher als im Vorjahresmonat (Juli 2021: 3.558 GWh). Insgesamt betrug die Netzeinspeisung in das Netz der öffentlichen Versorgung aus Erdgaskraftwerken im ersten Halbjahr 2022 rund 25.874 GWh. Der Anteil an der Gesamteinspeisung betrug 10,1%. Damit liegt die Erzeugung durch Erdgas unter den Werten der ersten Halbjahre 2020 und 2021.

Neben der Flexibilität von Gaskraftwerken zur Netz- und Frequenzsicherung, beispielsweise durch Regelreserve und Redispatch, ist der gesamteuropäische Strommarkt als Grund für die derzeit hohe Erdgasverstromung zu benennen. Durch das sogenannte Market Coupling  sind die Strommärkte der beteiligten Länder miteinander verknüpft. Angebot und Nachfrage bilden ein gesamteuropäisches Zusammenspiel. Strom wird im europäischen Verbund dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist. Das Ausland kann so von günstigeren Erzeugungsbedingungen in Deutschland profitieren und umgekehrt. Die Großhandelsstrompreise  und der Handel sind das Ergebnis dieses Zusammenspiels. Bei den Erzeugungsbedingungen spielt nicht nur die Verfügbarkeit von Brennstoffen, sondern auch die der Kraftwerke eine Rolle. Stehen kurzfristig, beispielsweise wegen eines technischen Defekts oder einer Wartung, Kraftwerke nicht zur Verfügung, beeinflusst dies die Erzeugungsbedingungen eines Landes. In Frankreich stehen derzeit mehrere Kernkraftwerke aufgrund von Wartungs- und Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung. Insgesamt war die Stromerzeugung Frankreichs in diesem Halbjahr um 11,2 Prozent geringer.

In der Folge exportierte Deutschland deutlich mehr Strom nach Frankreich: Betrug der Nettoexport nach Frankreich im ersten Halbjahr 2021 noch 2.205 GWh, so waren es in diesem bereits 8.017 GWh, also mehr als drei Mal so viel (https://www.smard.de/sharing/page/2814). Für den dadurch höheren Strombedarf wurden auch Gaskraftwerke eingesetzt, welche trotz der aktuell hohen Gaspreise rentabel waren.“